Gartenschau ist kein Draufzahlgeschäft

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Nie mehr war die Gartenschau so voll wie an diesem lauen Abend im Juli 16: Das Sommerfest der Gartenschau mit Ballonglühen, der Gartenschau-Band Bayreuth Eleven und vielen anderen Attraktionen lockte rund 25.000 Besucher an. Die blieben auch bis in die Nacht. Foto: Eric Waha Foto: red

Die Sorgen im Vorfeld der Landesgartenschau waren groß: Wird die Landesgartenschau für die Stadt Bayreuth ein Draufzahlgeschäft? Jetzt scheint klar: Die Stadt muss finanziell nicht nachlegen. Man könne, sagt Ulrich Meyer zu Helligen, der Geschäftsführer der Landesgartenschau GmbH, die sich in Liquidation befindet, "einen grünen Strich drunter machen".

 
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Offizielle Zahlen gab es bislang keine. Man müsse erst die Schlussrechnung abwarten, hatte Dagmar Voß, zusammen mit Ulrich Meyer zu Helligen Geschäftsführerin der Landesgartenschau GmbH, die bei jeder Gartenschau gegründet werden muss, immer wieder auf Nachfrage unserer Zeitung betont. Jetzt ist die Gesellschaft ein letztes Mal umgezogen: Von der Schlossgalerie ins Rathaus, wo Voß und Meyer zu Helligen als Liquidatoren "alle Geschäftsfälle in diesem Jahr abzuwickeln versuchen, so dass im Laufe des kommenden Jahres die GmbH aus dem Handelsregister gelöscht werden kann", sagt Meyer zu Helligen am Freitag auf Anfrage unserer Zeitung.

Spannende Zahlen

Was so staubtrocken klingt, birgt aber spannende Zahlen. Denn weder bei der Summe, die für die Investition - also für den Bau in der Wilhelminenaue - zur Verfügung stand, noch beim Durchführungshaushalt - also das Geld, das für die 172 Gartenschau-Tage zur Verfügung stand - muss die Stadt nachlegen. "Wir sind beim Durchführungshaushalt sogar unter den veranschlagten 1,5 Millionen Euro geblieben", sagt Meyer zu Helligen. "Und das, obwohl wir höhere Pflege- und Reparaturkosten hatten, die durch Unwetter, Starkregen und die große Hitze entstanden sind." Das Wetter hatte Kapriolen geschlagen: Schnee zur Eröffnung, dann immer wieder schwere Stürme, Gewitter und Hagel und schließlich eine so starke Trockenheit, "dass wir deutlich mehr Aufwand beim Gießen hatten", wie Meyer zu Helligen sagt.

Ein neuer Park für unter fünf Millionen Euro

Was die Investition angeht, sagt Meyer zu Helligen, der Leiter des städtischen Planungsamts ist, habe die Stadt eine Summe von 10,5 Millionen Euro verbaut. 8,9 Millionen Euro flossen rein in den Bau, 1,6 Millionen Euro schluckte die Planung. "Wir haben eine Förderung von 5,76 Millionen Euro zugesagt bekommen, die außerordentlich hoch ist. Bislang wurden 4,77 Millionen Euro ausgezahlt, den Rest bekommen wir ausgezahlt, wenn der Verwendungsnachweis vorliegt, an dem wir gerade arbeiten." Die Baukosten seien im Vergleich zur Planung aus den Jahren 2008/2009 "um 800.000 Euro nach oben angepast worden, was die Summe von 10,5 Millionen Euro ergab". Unterm Strich habe die Stadt für knapp unter fünf Millionen Euro einen neuen Park bekommen.

Die Besucher haben die Bilanz versüßt

Dass die Gartenschau finanziell nicht zum Nachzahl-Geschäft für die Stadt wurde, liege vor allem an dem Besucherzustrom, der in der Form nicht prognostiziert war: 951.827 Besucher kamen zwischen April und Oktober auf die Landesgartenschau. Zudem hatte man "mit 20.500 Dauerkarten 7500 mehr Dauerkarten verkauft als prognostiziert", sagt Meyer zu Helligen. Was in die Berechnungen, die der Geschäftsführung der Landesgartenschau GmbH i.L., also in Liquidation, vorliegen, allerdings fehlt: "Die Auswirkungen, die die Landesgartenschau auf die Stadt hatte", sagt Meyer zu Helligen. "Das ist kaum messbar."

Deutlich mehr Gäste - auch im Jahr nach der Gartenschau

Ist es doch, sagt Manuel Becher, der Geschäftsführer der Bayreuth Marketing und Tourismus GmbH (BMTG) auf Nachfrage unserer Zeitung: An der Steigerung der Übernachtungszahlen von 2015 auf 2016 habe man mehr als deutlich den Effekt gesehen, den die Gartenschau ausgelöst habe. "Da wir gerade bei den Gästen aus Deutschland und Österreich eine signifikante Steigerung haben, ist das direkt auf die Gartenschau zurückzuführen." Das Konzept, die Gäste auch in die Innenstadt zu ziehen, sei ebenfalls aufgegangen: Die Frequenz hätten sowohl die Händler als auch die Gastronomen als deutlich größer wahrgenommen, "je nach Sortiment hat sich die stärkere Frequenz auch im Umsatz niedergeschlagen". Und: "Das Jahr 2017 hat gezeigt, dass die Gartenschau auch in die Zukunft gewirkt hat. Wir hatten kaum Rückgänge bei den Übernachtungszahlen. Was wir immer wieder von Hoteliers gehört haben: Die Leute haben 2016 versprochen, dass sie wiederkommen, weil es ihnen bei uns gefallen hat. Das Versprechen haben sie eingelöst. Was auch zeigt: Bayreuth ist ein touristisch attraktives Ziel."

Vandalismus trübt das positive Bild im Jahr eins nach der Gartenschau

Auch nach der Übergabe als Park, sagt Ulrich Meyer zu Helligen, präsentiere sich die Wilhelminenaue als ein gut frequentierter, von den Besuchern gerne genutzter Park. Mit einem einzigen Wermutstropfen: "Was ich bedauerlich finde, was mich sogar sehr betroffen macht, das ist der anhaltende Vandalismus. Unter anderem auch durch die Graffities an den Kabinetten."

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