Gar nicht nett: Klos nur für Touristen

Von Christina Holzinger
In 240 Städten in ganz Deutschland funktioniert das Konzept der Netten Toilette. Nur in Bayreuth nicht. Foto: dpa Foto: red

Viele Besucher der Fußgängerzone kennen das Problem: Beim Einkaufsbummel drückt die Blase, die nächste öffentliche Toilette ist weit. Denn in Bayreuth gibt es nur drei öffentliche Anlagen, in denen Passanten ihre Notdurft verrichten können. Ein Konzept namens „Nette Toilette“ könnte Abhilfe schaffen, aber die meisten Gastronomen weigern sich laut Aussage der Stadt, Passanten in ihre Sanitäranlagen zu lassen. Diese wehren sich jedoch gegen den Vorwurf. Derzeit gilt: Kostenlose Klos gibt es bei Gastronomen nur für Touristen.

 
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Die Nette Toilette gibt es mittlerweile in über 240 Städten in ganz Deutschland. Durch die Einbindung von Gastronomen soll ein flächendeckendes Klo-Netzwerk geschaffen werden. Und so funktioniert es: Die Stadt zahlt einen gewissen Betrag an die Gastronomen, die ihre Toiletten für die Passanten zugänglich machen. Mit dem Geld sollen die Reinigungskosten gedeckt werden.

Die Gastronomen bekommen so nicht nur Geld für ihr schon bestehendes WC, sondern auch den ein oder anderen Gast. Die Stadt spart sich die Kosten für den Bau, Reinigung und Instandhaltung der Toiletten-Anlagen. In Regensburg, Selb und Würzburg funktioniert es, in Bayreuth nicht. Denn die Stadt will nicht für kostenloses Pinkeln der Einheimischen zahlen.

Zu teuer?

Jährlich zahlt die Stadt Bayreuth 150.000 Euro für die drei öffentlichen Toilettenanlagen an der Zentralen Omnibushaltestelle, in der Opernstraße und am Annecyplatz. Darunter fallen Personalkosten für die Aufsicht, Bauunterhalt und Material- sowie Gebäudekosten. Für das Konzept „Nette Toilette“ müsste die Stadt nach dem Schreiben von Manuel Becher, Geschäftsführer der Bayreuth Marketing- und Tourismus GmbH, neben „der Reinigungspauschale an die einzelnen Gastronomen in Höhe von mehreren tausend Euro pro Jahr“ auch Lizenzgebühren von 1500 Euro für den Begriff „Nette Toilette“ zahlen.

Da das Geld für kostenloses Pinkeln für alle fehlt, wurde bisher nur nach einer Lösung für Touristen gesucht. Der Grund: Die Stadt will für auswärtige Besucher attraktiv sein, das rentiert sich aber nur, wenn auch genügend Touristen in der Stadt sind.

Gastronomen wurden nicht gefragt

Gastronomen wie Angela Barth vom Café Rossi sind auch jetzt schon bereit, Passanten auf die Toiletten ihres Ladens zu lassen. „Das kommt aber nicht allzu oft vor“, sagt Barth. Immerhin seien die Toilettenanlagen des ZOHs in direkter Nachbarschaft.

Entgegen der Aussage des Pressesprechers der Stadt Bayreuth sei sie nie gefragt worden, ob das Rossi Teil des Projekts „Nette Toilette“ sein wolle. Allerdings wolle sie auch „kein Geld von der Stadt“ dafür, dass Kunden ihr Klo benutzen dürfen.

Problem wird sich verschärfen

Auch auf Engin Gülyaprak, Betreiber von Engins Ponte und Kreisvorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbandes, ist die Stadt nach dessen Aussage nie zugegangen. Dass die Gastronomen gegen die Nette Toilette seien, stimme nicht, sagt Gülyaprak. Als Interessenvertreter der Gastronomen sagt er: „Wir wären alle dafür.“ Auch derzeit lässt der Betreiber Passanten seine Sanitäranlagen benutzen, ohne eine Reinigungspauschale zu erheben. Da sein Café jedoch an einem „neuralgischem Punkt“ liege, an dem Touristen aus dem Bus aussteigen und als erstes sein Klo benutzen, kann das seiner Meinung nach keine dauerhafte Lösung sein.

Deshalb gibt es für ihn zwei Lösungswege: Entweder baut die Stadt eine weitere Sanitäranlage oder die Gastronomen verlangen Geld für die Reinigung der Toiletten. Entweder von der Stadt oder den Kunden. „Schöner wäre es natürlich, wenn die Stadt das übernehmen würde“, sagt er. Denn mit der Eröffnung des Opernhauses werde sich das Problem nur noch weiter verschärfen.

Gleiches Recht für alle?

Dass jedoch nur Einheimische, aber nicht Touristen von der Klo-Not in der Innenstadt betroffen sind, hat einen faden Beigeschmack. Dabei gilt diese Regelung bei weitem nicht für jeden Touristen, sondern nur für jene, die eine Stadtführung mitmachen. Die Kooperationsbereitschaft der Gastronomen unterstreiche das gemeinsame Ziel, Gäste in Bayreuth gastfreundlich zu empfangen und den Aufenthalt in Bayreuth angenehm zu gestalten, wie Stadtsprecher Joachim Oppold sagt.

 

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