Freibäder in Deutschland sagen Handy-Kameras den Kampf an – Kulmbacher Bademeister setzen auf Vernunft Freibad: Knips-Verbot am Beckenrand?

Von Stefan Linß
Fotos vom Beckenrand sind vielerorts unerwünscht. Foto: dpa Foto: red

Spanner-Alarm im Freibad? Badgäste in Deutschland diskutieren mittlerweile über ein Handyverbot in Freibädern. Mit dem Smartphone kann jeder jeden fotografieren. Dank moderner Technik sind sogar Unterwasseraufnahmen möglich. Das gefällt nicht jedem, denn die Folgen reichen weit.

 
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Über Facebook, Instagram, Snapchat oder andere Kanäle landen Bilder von spärlich bekleideten Badegästen im Internet. Einige Freibadbetreiber wie in Hamburg und Paderborn verbieten das Fotografieren. Andere wollen gleich ein Smartphone-Verbot durchsetzen, um das Persönlichkeitsrecht ihrer Gäste zu schützen.

Noch ist die Welle der Verbote nicht in das Kulmbacher Land geschwappt. Doch die Bademeister in Himmelkron, Kulmbach, Wirsberg, Stadtsteinach, Thurnau und Mainleus schauen genau hin. Hinweistafeln oder Verbotsschilder gibt es nicht. Aber das Badepersonal achtet auf Besucher, die ihr Smartphone allzu ungehemmt benutzen.

Aufkleber auf der Linse

Anderswo setzen Bäder auf Siegel-Aufkleber. Jeder Besucher muss damit die Kameralinse seines Smartphones abkleben. Wer den Sticker entfernt, zerstört das Siegel und steht unter Verdacht, verbotswidrig fotografiert zu haben.

Die Bademeister im Freibad Himmelkron sind über die Medienberichterstattung auf das aktuelle Problem aufmerksam geworden. „Wir überlegen, ob wir am Beckenrand oder am Eingang ein Schild aufstellen sollen“, sagt Jörg Simon. Der Bademeister hat keine Bedenken, wenn sich Gäste untereinander fotografieren. Aber für ihn als Außenstehenden sei es schwierig abzuschätzen, ob ein Freund oder vielleicht ein Fremder die Aufnahmen anfertigt. Das Personal in Himmelkron will die Situation weiter beobachten.

Gemeinderat entscheidet

Die Gemeinde müsste darüber entscheiden, ob sie die Nutzung von Smartphones in der Freizeiteinrichtung einschränken möchte. Eine Taschenkontrolle oder Kamera-Aufkleber gehen für Jörg Simon allerdings zu weit. Es sei auch nicht möglich, genau im Auge zu behalten, wer auf der Anlage ein Foto schießt. „Bei dieser Witterung ist das Freibad sehr gut besucht“, sagt der Bademeister. Zusammen mit seinem Kollegen hat er genug damit zu tun, das Becken zu überwachen.

Im Kulmbacher Freibad, dem größten im Landkreis, ist die Lage entspannt. Vorfälle sind dort nicht bekannt. Handys bleiben deshalb genauso erlaubt wie im Schwimmbad von Thurnau. „Wir haben die Frage vor zwei Jahren schon mal durchgesprochen“, sagt der Thurnauer Bademeister Armin Schamel. „Wenn wir jemanden sehen, der am Beckenrand Aufnahmen macht, dann weisen wir ihn darauf hin.“ Bis jetzt habe jeder die Privatsphäre der anderen Gäste respektiert. „Bei uns auf dem Land kennt man sich und der eine passt auf den anderen auf“, sagt Armin Schamel. Im Zweifelsfall zeigen die Smartphone-Besitzer ihre Fotos dem Bademeister vor. Dabei gab es noch nie etwas zu beanstanden.

Überschaubar ist die Lage auch im Sommerbad Wirsberg. „In unserem kleinen Bad würde es auffallen, wenn jemand unerlaubt Fotos macht“, sagt Bademeister Ralph Biedermann. Bisher sei das noch nie vorgekommen. Hin und wieder fotografiere eine Mutter ihr Kind beim Planschen. Fast jeder Jugendliche sei mit einem Smartphone unterwegs. Die Nutzung einzuschränken, gehe an der Realität vorbei, findet Ralph Biedermann.

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