Von mutigen Frauen hart erkämpft
Auf kommunaler Ebene engagiert sich Dagmar Keis-Lechner, Grünen-Kreisrätin in Kulmbach, in der Politik. Sie vertritt die Ansicht: "Das Frauenwahlrecht, vor 100 Jahren durch mutige Frauen hart erkämpft, ist heute wie damals aus meiner Sicht nicht verzichtbar. 50 Prozent unserer Bevölkerung ist weiblich und muss entsprechend repräsentiert werden."
Aber Männer und Frauen sind nicht gleich. "Sie müssen aber vor dem Gesetzt gleich behandelt werden", stellt Dagmar Keis-Lechner fest. Und Gesetze würden von der Politik gemacht. So sei zwingend erforderlich, dass Frauen zur Hälfte Gesetze mitgestalten, ihre Umsetzung begleiten und überprüfen. Das Frauenstatut der Grünen besagt: Bei einer Liste ist jeder ungerade Platz ein Frauenplatz und wird nur von einem Mann belegt, wenn keine weitere Frau kandidiert. "Damit werden Frauen gestärkt und in die Gremien gewählt."
Frauen nicht die besseren Männer
Frauen sollten sich treu bleiben und nicht versuchen, die „besseren Männer“ zu werden. "Wir sind anders, entscheiden anders und haben andere biologische und sozial geprägte Erfahrungen", ist Keis-Lechner überzeugt. Über mangelnde Achtung könne sie sich weder in ihrer Partei noch in der Kommunalpolitik beschweren. "Allerdings bin ich im Kreistag mit den Kolleginnen in der Minderheit. Und das muss sich ändern. Daher mein Aufruf: Frauen geht nicht nur zur Wahl, sondern lasst euch auch wählen – wir brauchen euch!"
Nur ein Drittel an Einfluss
Als erste Oberbürgermeisterin der Stadt Bayreuth hat Brigitte Merk-Erbe nicht viele Kolleginnen. Nach Zahlen des Landesamtes für Statistik waren es 2010 sogar nur 129 Frauen in bayerischen Gemeinden, die erste Bürgermeisterin oder Oberbürgermeisterin einer kreisfreien Stadt waren. Merk-Erbe bekleidet ihr Amt seit 2012. Zum Weltfrauentag teilt sie mit: "Frauen stellen in unserem Land rund 52 Prozent der Bevölkerung. Doch in der Politik, wie in vielen anderen Bereichen, wäre man schon froh, wenn sie einen 30-prozentigen Anteil an Führungspositionen hätten."
Dafür gebe es nicht nur eine Ursache, sondern unterschiedliche Gründe. "Natürlich spielt eine wesentliche Rolle, inwieweit eine politische Gruppierung offen dafür ist, mit Frauen auf aussichtsreichen Plätzen ins Rennen zu gehen." Die Bayreuther Gemeinschaft habe damit in den vergangenen 20 Jahren nie ein Problem gehabt. "Angelika Rund oder ich selbst haben bei Stadtratswahlen auf Platz 1 kandidiert und auch 2014 stand eine Frau auf Platz 2."
Im Stadtrat nur neun Frauen
Auch im Stadtrat von Bayreuth sei "noch Luft nach oben": Der Stadtrat hat 44 Sitze, gerade mal neun sind von Frauen besetzt. Dass eine Frauenquote helfen könnte, daran hat Merk-Erbe ihre Zweifel. "Ich persönlich bin keine Anhängerin einer Quote", sagt die Oberbürgermeisterin. "Frauen können sich auch ohne Quote durchsetzen."
Für Frauen häufig problematisch sei das zur Verfügung stehende Zeitfenster für Kinder, Familie und Kommunalpolitik. "Was es für Frauen oft schwer macht, ist ihr ausgeprägter Wille, immer gut vorbereitet zu sein. Männer scheinen mir da etwas sorgloser", meint Merk-Erbe. "Ich persönlich glaube, dass für die Menschen unserer Stadt nicht das Geschlecht, sondern die Sicherheit, dass die Interessen ihrer Stadt glaubwürdig und angemessen vertreten werden, entscheidend ist.“