Frankia: Erfolgreich in der Luxus-Nische

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Die Caravaning-Branche fährt seit Jahren von Rekord zu Rekord. Eine Entwicklung, von der auch der kleine, aber feine Wohnmobilhersteller Frankia in Marktschorgast profitiert.

 
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Der Caravaning Industrie Verband (CIVD) jubelt. Gut 35.000 Reisemobile wurden im vergangenen Jahr in Deutschland neu zugelassen – ein Plus von 23,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Und dann der Mai 2017 mit einem Plus von 32,4 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat, nach einem schon sehr positiven Jahresauftakt. Da erscheint die CIVD-Prognose von einem „zweistelligen Plus“ für das Gesamtjahr fast schon zurückhaltend.

450 Verkäufe im Jahr

Gut 450 neue Wohnmobile werden in diesem Jahr von Frankia neu ausgeliefert. Auch hinter dieser Zahl verbirgt sich eine kontinuierliche Steigerung der zurückliegenden Jahre, wenn auch nicht eine so rasante, wie sie der Gesamtmarkt hingelegt hat. Was auch an den Kapazitäten liegt. „Unsere Lieferzeit reicht derzeit bis Jahresende. Wir schauen jetzt schon auf 2018 und planen für 2019“, sagte Frankia-Salesmanager Konstantin Döhler dem Kurier kürzlich bei der internationalen Händler- und Pressepräsentation der neuen Modelle, zu der allein mehr als 20 Journalisten aus Deutschland sowie Belgien, den Niederlanden, Großbritannien, Italien und den wichtigen skandinavischen Märkten angereist waren.

Topmodell für 155.000 Euro

Sie bekamen unter anderem das aufgefrischte Topmodell Platin auf Mercedes-Basis zu sehen, für das man laut Döhler mindestens 155.000 Euro auf den Tisch legen muss, das mit Extras aber auch mehr als 170.000 Euro kosten kann. Dafür bekommt der anspruchsvolle Camper viel Luxus, den es in der neuen Titan-Klasse auch etwas preiswerter gibt, weil dann ein Fiat-Fahrgestell verwendet wird. Beiden gemeinsam ist, dass es sich hier um die Acht-Meter-Klasse handelt und um Gesamtgewichte bis 7,5 Tonnen.

Am anderen Ende der Skala stehen Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen. Ein Segment, um das sich Frankia seit einigen Jahren vermehrt kümmert. Aus dem einfachen Grund, weil man nur mit dem alten Führerschein der Klasse 3 (heute C) schwerere Mobile fahren darf. Seit 1991 ist mit dem Autoführerschein (Klasse B) bei 3,5 Tonnen Schluss. Wer also will, dass seine Kundschaft nachwächst, muss entsprechende Angebote machen, so Döhler – und im Leichtbau fit sein, um trotzdem die gewohnte Ausstattung bieten zu können.

Vermögend und 60 plus

Billig wird’s bei Frankia übrigens nie. Rund 75.000 Euro sind der Einstiegspreis für ein Modell mit Alkoven, bei dem man das Führerhaus noch sieht und über das dann noch ein Schlafbereich gezogen ist. „Wir fühlen uns wohl als Nischenhersteller im Luxusbereich“, sagt Döhler dazu. Die Kunden würden im Schnitt kontinuierlich jünger, seien aber hauptsächlich immer noch Vermögende aus der Altersgruppe 60 plus.

Nichts von der Stange

Und die können bei Frankia aus einem Baukastensystem mit Hunderten Kombinationsmöglichkeiten auswählen. „Wir sind bekannt für unsere pfiffigen Lösungen und den hohen Grad der Individualisierung“, sagt Döhler. Dementsprechend mache eine Produktion von der Stange auch keinen Sinn: „Bei uns wird ein Fahrzeug erst dann produziert, wenn der Kaufvertrag unterschrieben ist.“

Kunden bis nach Neuseeland

Das geschieht bei 59 Händlern weltweit, davon 20 in Deutschland, die wiederum die Hälfte der Bestellungen abdecken. Weitere starke Märkte sind Skandinavien und Großbritannien. Aber selbst in Neuseeland gibt es einen Händler, der immerhin etwa 20 Bestellungen im Jahr nach Marktschorgast schickt.

Wachstum am Standort

Der Standort in Oberfranken genießt laut Döhler bei der französischen Muttergesellschaft Pilote in der Nähe von Nantes ein hohes Ansehen. Dass der Umsatz stetig steigt und mittlerweile die Marke von 40 Millionen Euro im Visier hat, ist da sicherlich förderlich. Nicht umsonst werde in Marktschorgast ständig investiert und die Belegschaft auf mittlerweile rund 150 Mitarbeiter ausgebaut. Schreiner, Metallbauer, Elektriker - vor allem Fachkräfte sind gesucht, denn Frankia lässt sich nur das Fahrgestell von Mercedes oder Fiat (70 Prozent) liefern. Der Rest des Wohnmobils entsteht dann im Werk, und zwar zu einem hohen Anteil in Handarbeit.

 

Das Unternehmen

Frankia wurde 1960 in Marktschorgast gegründet und baute zunächst Wohnwagen, heute nur noch Wohnmobile im hochpreisigen Bereich. Die Verkäufe stiegen in den vergangenen Jahren ebenso kontinuierlich auf mittlerweile gut 450 Stück im Jahr wie der Umsatz auf rund 40 Millionen Euro und die Zahl der Mitarbeiter auf 150. Stärkster Markt für die Oberfranken ist mit 50 Prozent Deutschland. Der Rest geht (fast) in alle Welt, wobei Skandinavien ein Schwerpunkt ist. Frankia gehört zur französischen Pilote-Gruppe, die mit rund 4500 verkauften Wohnmobilen im Jahr zu den Top drei in diesem Segment in Europa gehört.

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