Fotoausstellung Geschichten vom Seelendachboden

Von Michael Weiser
Treibgut des Gerdächtnisses: Fotografien, die an längst vergessen Geglaubtes erinnern . Foto: Elisabeth Pölnitz-Eisfeld Foto: All rights reserved

BAYREUTH. Schönes altes Spielzeug, doch wenig Nostalgie: Mit ihrer Foto-Ausstellung im RW 21, dem Albert-Schweitzer-Hospiz gewidmet, wirft Elisabeth von Pölnitz-Eisfeld einen persönlichen Blick zurück.

 
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Wer Ordnung in die Seele bringen will, sollte damit beginnen, Speicher und Keller aufzuräumen und zu entrümpeln. Hilft wirklich! Weil man daher zumindest ahnt, dass das eine geheimnisvoll mit dem andern zusammenhängt, dass eine Heimstatt in einem gewissen Sinne Spiegel der Persönlichkeit oder gar der Seele ist, taucht man sehr schnell die Ausstellung ein, die derzeit im ersten Stock des RW 21 zu sehen ist. „Erinnerungen in gestundeter Zeit“ heißt sie, es ist der hoch persönliche Beitrag der Fotografin Elisabeth von Pölnitz-Eisfeld zum zehnjährigen Bestehen des Albert-Schweitzer-Hospizes.

Kisten, Schubladen, Puppen, Muscheln Betten, Sessel, Standuhren aus Puppenhäusern hat Pölnitz-Eisfeld fotografiert und zu Collagen versammelt, die altmeisterliche Genauigkeit mit beunruhigender Ausstrahlung verbinden. Wenn die Fotografin behauptet, die Fotografien eigneten sich am besten wohl für Umschläge von Thrillern, ist das nur halb gescherzt: die Gegenstände wirken nur vertraut, in neuen Zusammenhängen befremden sie. Einmal rekonstruiert sie ein altes Familienfoto, drei Generationen sitzen da auf drei Sesseln, Urgroßmutter, Großmutter, Mutter. Hier sind es drei bleiche Puppengesichter, man darf und soll wohl auch an Totenmasken denken.

Existenzielle Fragen

So geht eine Fotografin mit existenziellen Fragen um, etwa, woher wir kommen, wohin wir gehen. „Ich habe immer Bilder im Kopf“, sagt sie. Diese Bilder aber sind beunruhigend, weil sie eindringlich von Nähe, Verlust, Brüchen und Verletzungen erzählen oder vielmehr: weil die Traumata eines Lebens in ihnen nachhallen.

Und weil sie davon künden, dass auch die, die zurückbleiben und sich an gegangene Menschen erinnern, im Grunde in geborgter Zeit leben. Die gut eineinhalb Dutzend Bilder haben ihre Wurzeln auch im Leben von Elisabeth Pölnitz-Eisfeld, aber nicht nur: Sie sind auch inspiriert durch den Kurs „Dachbodengeschichten“, den sie gehalten hat, von ihrer Sammelleidenschaft, ihrer Vorliebe für altes Spielzeug, mit der Freude am Detail, an der Gebrauchsspur, die auch schon ihre Fotoserien für den Nordbayerischen Kurier ausgezeichnet hat.

Gibt es unpersönliche Kunst?

Gibt es eine unpersönliche Kunst? Wohl ebenso wenig, wie es eine gänzlich „unpolitische“ Kunst gibt. Diese Ausstellung ist äußerst persönlich, noch bis zu ihrem weiteren Anliegen. Die Mutter der Fotografin ist im Hospiz verstorben. Der Arbeit der Einrichtung ist die Ausstellung daher auch gewidmet, einige Bilder stellt Pölnitz-Eisfeld zur Verfügung. Wer betrachten und darüber hinaus helfen will, kann eines erwerben – gegen eine Spende von 100 Euro an das Hospiz. Auch die Teilnehmergebühr eines Fotokurses, den sie am Samstag 21. Juli, ab 10.15 Uhr in der Kreativwerkstatt des RW 21 im Erdgeschoss hält, ist für die Arbeit des Albert-Schweizer-Hospizes bestimmt.


Info: Die Ausstellung ist noch bis zum Donnerstag, 19. Juli, im RW 21 an der Richard-Wagner-Straße zu sehen. Bei der Finissage um 18 Uhr wird die Burgschauspielerin Christiane von Poelnitz ausgewählte Texte lesen, dieHospizpfarrer Paulmaier (Hospizpfarrer) aus der Sicht des Seelsorgers kommentieren wird. Es spielt die Band Blechboxx.