Florian Vogel denkt ans Aufhören

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Insgesamt positiv ist der Rückblick von Florian Vogel auf die Olympischen Spiele in Rio, allerdings auch nicht ganz ungetrübt. Foto: dpa Foto: red

Florian Vogel hätte allen Grund, glücklich zu sein: Als Neunter über 400 m Freistil und Finalteilnehmer mit der 4x200-m-Staffel gehörte er bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro zu den Lichtblicken in der insgesamt dürftigen Bilanz der deutschen Schwimmer, und damit ist er automatisch einer der Hoffnungsträger für die Zeit nach dem Abschied von Paul Biedermann. Doch weder diese Tatsache, noch die vielen unvergesslichen olympischen Eindrücke abseits der eigenen Wettkämpfe können verhindern, dass der noch nicht ganz 22 Jahre alte Bayreuther von der SG Stadtwerke München schon über ein Ende seiner Laufbahn nachdenkt.

 
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Schuld daran ist das Thema Doping, das gerade in seiner Sportart die Wettkämpfe begleitet und stellenweise sogar geprägt hat: „Es macht einen traurig, wenn Doping in manchen Ländern anscheinend von ganz oben zumindest geduldet wird“, sagt Vogel. „Wenn auf der Startliste die Namen von Athleten auftauchen, die schon zweimal positiv getestet worden sind – obwohl es doch die klare Regel gibt: Wer einmal erwischt worden ist, darf an den Spielen nicht teilnehmen; wenn hochrangige Funktionäre wie Thomas Bach nur tolle Ansprachen halten, aber ebenso wie die Fachverbände fragwürdige Entscheidungen treffen. Wenn so viel falsch läuft, dann muss man sich doch einfach fragen, ob man sich das noch antun will.“ Über dieses Problem will er in Ruhe nachdenken: „Jetzt mache ich erst mal Urlaub, und dann werden wir weitersehen.“

Staffelfinale: "Dafür bin ich wirklich dankbar"

Den Fans von Florian Vogel bleibt die Hoffnung, dass in diesem Prozess letztlich doch die positiven Erinnerungen die Oberhand gewinnen. „Olympia war schon ein einmaliges Erlebnis, einfach sehr, sehr schön“, sagt Vogel, der auch mit der persönlichen Leistung trotz des denkbar knapp verpassten Einzelfinales zufrieden ist: „Es war keine ganz schlechte Zeit, auch wenn es nicht hundertprozentig die erhoffte war. Zudem durfte ich in einem olympischen Staffel-Finale mitmachen. Dafür bin ich wirklich dankbar.“ Allerdings lasse sich nicht leugnen, dass die Gesamtbilanz der deutschen Schwimmer nicht den Erwartungen entsprach: „Andere Nationen haben mehr von ihrem Leistungsvermögen abrufen können. Man muss aber auch sehen, dass dies den Europäern insgesamt nur mit wenigen Ausnahmen gelungen ist.“

Ganze zweite Woche als Fan unterwegs

Euphorischer klingt der Bayreuther, wenn er die Eindrücke außerhalb der Schwimmhalle schildert. Schließlich hat er die Woche nach den eigenen Wettkämpfen sehr intensiv für den Besuch anderer Sportarten genutzt. Zweimal war er beim Handball, und zwar ausgerechnet bei den beiden deutschen Niederlagen gegen Brasilien und im Halbfinale gegen Frankreich („Trotzdem: Das war sehr, sehr geil!“), zweimal auch beim Fußball („Brasilien gegen Honduras und dann sogar das Finale!“), dazu Beachvolleyball („Superstimmung!“), Tischtennis, Tennis („War das jetzt alles – ich muss überlegen.“).

Nach Schlussfeier und Empfang noch eine Party

Da war es ziemlich selbstverständlich, dass sich Florian Vogel auch die Schlussfeier nicht entgehen ließ: „Die Eröffnungsfeier konnte ich ja nicht mitmachen, weil am nächsten Tag schon der erste Wettkampf war.“ Und damit war das Feiern noch lange nicht vorbei: „Auch der Empfang der Olympia-Mannschaft in Frankfurt war noch mal sehr, sehr schön – zu sehen, wie stolz man in der Heimat ist! Meine ganze Familie war auch dort und hat mich anschließend mit heim nach Bayreuth genommen. Da hat mich dann sogar gleich noch eine weitere Party erwartet.“ So viel Spaß – und vielleicht doch nicht genug gegen den Doping-Frust.

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