Fliegen war Teichmanns Leben

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Der ehemalige Pilot Axel Teichmann in Pottenstein vor den zahlreichen Erinnerungsplaketten seiner langen Fliegerkarriere. ⋌Foto: Frauke Engelbrecht Foto: red

„Ich wollte immer fliegen und am schönsten ist es in einer Propellermaschine, da sieht man was von oben, es ist langsam“, sagt Axel Teichmann. Der 80-jährige ehemalige Bundeswehrpilot war an vielen Standorten in Deutschland und weltweit stationiert. 1995 wurde er aus dem Dienst verabschiedet. „Das war schön und traurig“, so Teichmann.

 
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1956, nach dem Abitur, wollte der gebürtige Berliner unbedingt fliegen. Als Schüler war er per Anhalter durch Europa gereist, hatte unter anderem in Oslo gearbeitet und vom Verdienst einen Stadtrundflug gemacht. Damit war der Wunsch geboren und er ging zur Bundeswehr, die sich gerade neu aufgestellt hatte. Erste Station war Pinneberg. „Ich machte hier noch nicht einmal die Grundausbildung fertig und kam schon nach drei Monaten in die USA, nach San Antonio in Texas.“

Amerikanische Kadettenausbildung

Dort nahm er an der amerikanischen Kadettenausbildung teil, machte eine Ausbildung in Fachenglisch, hatte die ersten 150 Flugstunden in einer Propellermaschine. Dann ging es für ein halbes Jahr zur Bryan Airforce Base, wo Teichmann das erste große Düsenflugzeug flog. Da war er schon Pilot, hatte das entsprechende Abzeichen (die Schwinge) an seiner Uniform. Auf der Airforcebüber die Wüste.ase in Phoenix Arizona flog er den ersten Kampfflieger, die F 84-Thunderstrake.

Über die Wüste

Da ging es über die Wüste. „Wir haben geschossen und gebombt, dort hat es keinen Anwohner gestört“, so Teichmann. 1958 ging es zurück nach Deutschland, seine Frau Michele, die er inzwischen kennengelernt hatte, kam ein Jahr später nach – auf einem Fischkutter nach Bremerhaven. In Berlin haben die beiden dann geheiratet. Außer „Ich liebe dich“ konnte seine Frau noch kein Deutsch. Teichmann war inzwischen Leutnant. „Ich durfte aber nicht in Uniform heiraten, weil Berlin ja diesen Sonderstatus hatte“, erzählt er.

Tag und Nacht geflogen

Die nächste Station war dann Büchel bei Cochem an der Mosel, hier ist Teichmann Tag und Nacht geflogen, hat für die Tschechen- und Suezkrise trainiert, war vier Wochen in der Türkei. „Wir waren bereit“, sagt er. Während der Zeit ist er mit Militärmaschinen sogenannte Freizeitflüge für den deutschen Aeroclub geflogen. Die Schirmherrschaft hatte der Verleger Franz Burda. „Flieger aus dem Bundesgebiet durften in neutrale Staaten wie Österreich, Schweden oder die Schweiz. Wir Berliner durften nur in Nato-Staaten“, erinnert sich Teichmann. 1963 hieß es wieder Umzugskartons packen und es ging zur nächsten Station nach Lechfeld in Bayern und anderthalb Jahre später nach Regensburg.

Familie ist immer mitgezogen

Diesmal zum Heer, weil es keinen Flugplatz gab. Dort war Teichmann Verbindungsmann zwischen der Luftwaffe und dem Heer. Die Familie ist immer mitgezogen, auch die beiden Kinder, Bettina und Bernd, haben das gut gepackt, auch in der Schule. Weiter ging es 1967 nach Fürstenfeldbruck als Staffelchef und Hauptmann. Drei Jahre später dann in die Niederlande, nach Brussum, ins Natohauptquartier, wo er zum Major befördert wurde. „Wichtig war, dass wir eine große Verwendungsbreite hatten“, erklärt Teichmann die häufigen Wechsel. Und so ging es wieder drei Jahre später nach Köln-Wahn, wo er bereits Oberstleutnant war, zum Luftflottenkommando. 1976 stand dann der Umzug in die USA an, nach Montgomery, Alabama, wo er an der Air University die amerikanischen Soldaten ausbildete.

Austauschprogramm mit Hamburg

„Das war ein Austauschprogramm mit Hamburg“, so der 80-Jährige. Dort war er für vier Jahre, bis es wieder zurück nach Deutschland, nach Iserlohn als Kommandeur an der Unteroffizierschule, ging. 1983 wechselte er dann ins Verteidigungsministerium nach Bonn, war im Führungsstab der Streitkräfte. Und im schon fast gewöhnten Dreijahresrhythmus ging es 1986 wieder nach Fürstenfeldbruck an die Offiziersschule der Luftwaffe. Ein prägendes Erlebnis waren dann 1989 und 1990 die Grenzöffnung und die Wiedervereinigung für Teichmann. „Das war die intensivste Zeit meiner Laufbahn“, sagt er, „wir haben als Erste die Hand über die Grenzen gestreckt und die Kollegen in der ehemaligen DDR ausgebildet“.

In Bayreuth stationiert

1990 war Teichmann in Bayreuth stationiert, hat alles mit vorbereitet. „Die Hohen waren alle entlassen, nur die Majore und Oberstleutnants wollten weitermachen“, sagt er. Die Bundeswehr habe massiv für die Friedenssicherung gesorgt. „Und ich bin stolz, dazu beigetragen zu haben“, sagt Teichmann. Das sei ein Stück deutsche Geschichte, das er da miterlebt hat. Nach seiner Verabschiedung 1995 war er noch für acht Jahre Vorsitzender der Bezirksgruppe der oberfränkischen Reservisten. Jetzt hat er mit dem ganzen Lebensabschnitt abgeschlossen. Heute fliegt er nur noch zu seinen Kindern, die in Großbritannien und in den USA leben. Erst vor wenigen Wochen haben sie sich alle in Tampa, Florida, getroffen. „Aber diese großen Maschinen sind nicht so mein Ding“, sagt Teichmann, „da sieht man ja gar nichts.“ Wenn Teichmann nicht in der Welt unterwegs ist, lebt er mit seiner Frau Michele in Pottenstein. „Da ist es nicht so kalt wie im Fichtelgebirge“, sagt er lachend.

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