Flaschen machen Wiegand groß

Von Mathias Mathes
 Foto: red

Die Geschäftsführer von Wiegand-Glas sind mit der aktuellen Entwicklung zufrieden. Produktwünsche, die immer individueller werden, sind Chance und Aufgabe zugleich.

 
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Es ist jetzt über 20 Jahre her, dass Nikolaus Wiegand und sein Cousin Oliver Wiegand die Geschäftsführung von Wiegand-Glas übernommen haben. Blickt Nikolaus Wiegand auf diese Jahre zurück, berichtet er von ständigen Herausforderungen im Wandel der Zeit, von der fortschreitenden Individualisierung der Produkte bis zum effizienten Umgang mit Ressourcen.

Flaschenformen werden individueller

Heute kann das Unternehmen sich auf mehr als ein Standbein stützen, ohne dass die Kernkompetenz, die Herstellung von Glasflaschen, darunter gelitten hätte. „Wir sind auf allen Märkten für Getränkeflaschen sehr stark, vor allem bei Wein, Bier und Spirituosen“, bilanziert der Geschäftsführer des in Steinbach am Wald im Landkreis Kronach ansässigen Traditionsunternehmens.

Inzwischen werde zwar weniger Bier getrunken, dennoch wachse der Glasverbrauch. Als Grund nennt Nikolaus Wiegand die Individualisierung der Flaschen nicht nur bei Brauereien, sondern auch bei Weinen und Hochprozentigem, bei Softdrinks und Mineralwassern. Der Trend, dass Hersteller von Getränken eine für ihr Produkt charakteristische Flaschenform verlangten, halte schon seit Jahren an. „Das ist ein schönes Konjunkturprogramm für die Glasindustrie“, sagt Nikolaus Wiegand.

Spagat für das Unternehmen

Die Individualisierung bedeutet nach seinen Worten aber auch einen Spagat für das Unternehmen. Die Produktion werde aufwendiger, die Losgrößen kleiner. Um wirtschaftlich zu arbeiten, setze das Unternehmen daher auf modernste Technologie und engagierte Fachkräfte.

Als Nikolaus und Oliver Wiegand 1996 an die Spitze des Unternehmens traten, stellten sie fest, dass ihre Mitbewerber in der Regel nicht allein Glasflaschen für Getränke und andere Nahrungsmittel anboten. „Gerade bei Mineralwasser und Softdrinks waren und sind PET-Flaschen gefragt.“ Die neuen Geschäftsführer entschlossen sich, in diesen Markt einzusteigen. Die Entscheidung erwies sich als zukunftsträchtig. Gingen anfangs noch alle Preforms in den Export, wuchs bald auch der Inlandsmarkt. Mit PET-Produkten vom 0,02-Liter-Fläschchen bis zum 30-Liter-Fass erwirtschaftet man heute einen Umsatz von etwa 80 Millionen Euro.

Schwerpunkt Glas

Dennoch: „Die Schmelzwanne ist das Herz einer Glashütte“, betont der Geschäftsführer. Der Schwerpunkt liege weiterhin auf Glasflaschen, die mit rund 405 Millionen Euro nach wie vor den Löwenanteil des Jahresumsatzes ausmachen.

Flaschen aller erdenklichen Größen und Formen, in vielen Farben und mitunter mit dem typischen Markenzeichen eines Kunden versehen, kommen Tag für Tag aus der Produktion.

„Der Betrieb läuft 365 Tage im Jahr rund um die Uhr“, sagt Nikolaus Wiegand. 200 Millionen Flaschen verlassen jeden Monat die Werke. Etwa 310 Millionen Flaschen sind ständig auf Lager. Altglas spielt im Produktionsprozess eine wichtige Rolle. Wiegand-Glas setzt auf Recycling. „Durch die Wiederverwendung von Altglas brauchen wir weniger von den Primärwerkstoffen Soda, Kalk und Sand“, erklärt Nikolaus Wiegand. Ressourcen und Energie würden so gleichermaßen eingespart.

Zukunft im Frankenwald

Der Standort Steinbach am Wald im Frankenwald liegt im viel zitierten ländlichen Raum. Dort sieht Nikolaus Wiegand auch die weitere Zukunft der Glashütte. Er macht sogar eine Tendenz weg von den Ballungsräumen aus, wo das Leben zu teuer geworden sei.

Die Politik müsse dem Rechnung tragen und Rahmenbedingungen wie eine gute Verkehrsinfrastruktur und schnelle Internetverbindungen erhalten und entwickeln. Ein attraktives Umfeld sei nicht zuletzt von großer Bedeutung, um Fachkräfte zu gewinnen, die unerlässlich seien für ein hochtechnisiertes Unternehmen wie Wiegand-Glas.