Film über die Wiesent Waischenfeld fühlt sich vom Bayerischen Rundfunk ignoriert

Von
Die Dreharbeiten führten Rucksack-Touristin Tamara Link auch ins Hollfelder Kintopp. Foto: Bayerischer Rundfunk Quelle: Unbekannt

HOLLFELD/WAISCHENFELD. Viel Idylle, jede Menge Natur. Im Mittelpunkt ein Flusslauf. „Entlang der Wiesent – Unterwegs in der Fränkischen Schweiz“ nennt sich eine aktuelle Dokumentation des Bayerischen Fernsehens in der Reihe „Bayern erleben – Traumpfade“. Der Inhalt des Streifens, der im Hollfelder Kintopp vor der offiziellen Ausstrahlung seine Vorpremiere erlebte, sorgt nicht überall für Glücksgefühle. In Waischenfeld etwa ist man ziemlich angesäuert. Was andernorts wiederum auf wenig Verständnis stößt.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Das hat Bürgermeister Edmund Pirkelmann den Verantwortlichen beim Bayerischen Rundfunk auch schriftlich mitgeteilt: „Hier ist bei den Menschen der Eindruck entstanden, sie wohnen in einem Gebiet, dass es so gar nicht mehr gibt.“ Werde doch der Luftkurort Waischenfeld mit jährlich über 80 000 Übernachtungen gar nicht erwähnt. Obwohl die Wiesent auf einer Länge von 14 Kilometern durch das ganze Gemeindegebiet fließe. Der Fremdenverkehr werde nahezu völlig ignoriert und nur anhand eines kleinen Dorfwirtshauses dargestellt. Vergessen werde in diesem Beitrag zudem, dass der Fluss eine wichtige Lebensader in der Fränkischen Schweiz sei – und dass darin auch Fische leben, was Waischenfeld zu einem der bekanntesten Fliegenfischerzentren in Deutschland gemacht habe. Das werde „so einfach weggelassen“.

So nicht hinnehmbar

Deshalb werde die Stadt die Dokumentation auf ihrer Internetseite auch nicht mit einen Link bewerben. Das alles sei nicht hinnehmbar mit Blick auf den einzigen größeren Fremdenverkehrsort, der direkt an der Wiesent liegt. Wesentlich positiver ist die Sichtweite von Sandra Schneider, Leiterin der Tourismuszentrale Fränkische Schweiz in Ebermannstadt. „Generell war diese Sendung ein voller Erfolg für die Region und hat uns super Rückläufe gebracht“, sagt sie. Bereits wenige Minuten nach der Ausstrahlung am 21. Januar seien um 21.07 Uhr per Mail die ersten Prospektbestellungen eingegangen. Das habe sich zu einer Flut entwickelt am Folgetag: „Das war und ist eine zu hundert Prozent tolle Werbung für uns. Ich habe keinen einzigen negativen Anruf erhalten.“

"Wir können doch froh sein"

Eine Werbung für die ganze Region, für die gesamte Fränkische Schweiz. Und damit eben auch für Waischenfeld, ganz unabhängig von der namentlichen Erwähnung. Und: Sie warnt davor, die Beziehungen zum Bayerischen Rundfunk zu gefährden, „wir können doch froh sein, wenn der BR so was für uns macht“. Immerhin handle es sich um eine Eigenproduktion, die in zwölf Drehtagen entstand, immer in der BR-Mediathek abrufbar sei und in den nächsten Jahren wohl noch häufiger gesendet werde. „Sonst sehen wir die die nächsten Jahre nicht mehr bei uns“, so Sandra Schneider. So sieht das auch Winfried Hartl, Vorsitzender des Vereins Kintopp-Freunde Hollfeld. Die Vorab-Vorführung habe mit Blick auf die Resonanz alle Erwartungen übertroffen. Es kamen so viele Besucher, dass man den Abend-Film ausfallen ließ, um im Anschluss eine zweite Auflage anbieten zu können. Unter dem Strich kamen rund 300 Besucher. Und aus deren Kreis habe er nur Positives gehört, sagt Hartl. Bis auf die Kritik von Edmund Pirkelmann, der auf Hartls Einladung ebenfalls vor Ort war.

Kein Verständnis für Futterneid

Er sagt: „Das Thema war, die Schönheit der Fränkischen Schweiz zu zeigen, nicht aber, jeden Ort an der Wiesent zu erwähnen. Das funktioniert in einem 45-Minuten-Streifen auch nicht.“ Auch die Filmemacher aus München seien sehr angetan gewesen, „die hatten noch nie so viel Zuspruch bei so einer Veranstaltung“. Was er nicht versteht: „Da kommt das Bayrische Fernsehen einmal nach Oberfranken, und dann erleben sie so einen aggressiven Futterneid.“ Jedem müsse doch klar sein, dass es sich dabei eben gerade nicht um einen touristischen Werbefilm im klassischen Sinn handeln sollte.

BR: Eine subjektive Reise

Ein gewisses Verständnis für die Kritik – die schriftlich auch von Bürgern aus anderen Gemeinden kam – hat auch Peter Giesecke von der zuständigen BR-Abteilung Hörspiel/Dokumentation/Medienkunst. Klar, er wäre „in jedem Fall schön gewesen“, wenn die vom BR auf eine Wanderung entlang der Wiesent geschickte Wanderin unterwegs einen Fliegenfischer getroffen hätte, „da stimme ich zu“, so Giesecke in einem Antwortschreiben an Bürgermeister Pirkelmann. Konstruktive Kritik oder Ideen, wie man es das nächste Mal besser macht – „dafür sind wir sehr offen“. Fakt sei aber auch: Der Film sei nicht als „ein objektives Porträt“ zu sehen, weil „er eben unsere Protagonistin auf ihrer persönlichen Erlebnisreise begleitet“.

Autor

Bilder