Feuerwehr und Gemeinderat Aufruhr um Kommandantenkritik

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Symbolfoto: dpa Quelle: Unbekannt

GÖSSWEINSTEIN. Zwei Gemeinderäte waren zur Dienstversammlung der Feuerwehr Gößweinstein gekommen, zwei hatten sich entschuldigt, die restlichen kamen einfach nicht, obwohl alle eine Einladung erhalten hatten. Kommandant Marcel Zweck hatte das massiv kritisiert und das schlägt nun Wellen.

 
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„Das ist in der Gemeinde nicht üblich, dass die Räte zu allen Feuerwehrversammlungen gehen“, sagt dritter Bürgermeister Manfred Eckert, lange Jahre Kommandant der Feuerwehr Kleingesee. Es kämen normalerweise nur der Bürgermeister und die zuständigen Gemeinderäte für den betreffenden Ort. Und Wertschätzung – diese war ihnen vom Kommandanten abgesprochen worden – könne man auch anders rüberbringen. „Die Gemeinde hat in den vergangenen zehn Jahren 1,8 Millionen Euro für die Feuerwehren investiert, alle haben neue Fahrzeuge erhalten“, sagt er. Das zeige, wie wichtig der Kommune ihre neun Wehren sind. Und viel Eigenleistung würden alle Feuerwehren bringen, beispielsweise wenn es um den Neubau von Gerätehäusern gehe. „Da ist keine der anderen Wehren auf Sonderlob bedacht“, sagt Eckert, „was die Gößweinsteiner machen, machen die anderen auch.“ Der Gemeinderat werde jetzt zu Unrecht kritisiert, fühle sich ungerecht behandelt. Eckert geht weiter: „Marcel Zweck hat das Vertrauensverhältnis kaputt gemacht.“

"Enttäuschende Vorgehensweise"

Unverständnis über die Kritik herrscht auch bei Marktgemeinderätin Tanja Rost. „Das ist eine enttäuschende Vorgehensweise“, sagt sie. Man könne nicht auf jede Jahresversammlung gehen. Sie selber besuche auch nur „ihre“ Wehr in Kleingesee. „Wir schätzen die Arbeit jeder Wehr wert, jedes Ehrenamt verdient Anerkennung“, betont Rost. Sie habe der Vorwurf des Kommandanten geärgert. Die Gemeinde mache viel für die Feuerwehren und umgekehrt. Es sei aber nicht von einem Besuch einer Versammlung abhängig, ob etwas wert geschätzt werde. Sie hätte sich gewünscht, Zweck hätte sein Anliegen mal in einer Gemeinderatssitzung vorgetragen.

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Lesen sie auch den Kommentar der Autorin: 

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Unsachliche Aussage

Als unsachliche Aussage bezeichnet Gemeinderat Dietmar Winkler, Kommandant der Feuerwehr Behringersmühle, den Vorwurf Zwecks. „Wenn ihn was stört, sollte er direkt mit dem Gemeinderat reden“, meint er, „miteinander reden ist besser als übereinander.“ Die fehlenden Gemeinderäte hätten sicher gute Gründe gehabt, warum sie nicht gekommen sind. Besonders enttäuscht sei er, dass sich Bürgermeister Hanngörg Zimmermann nicht hinter seinen Gemeinderat gestellt habe. Er könne doch am besten die ehrenamtliche Arbeit des Gremiums beurteilen.

Wie ein roter Faden

„Das war nicht das erste Mal, dass der Gemeinderat nicht da war“, sagt Marcel Zweck, seit sechs Jahren Kommandant in Gößweinstein. Sowohl beim Gemeindefeuerwehrtag als auch bei einer Defi-Einweisung im vergangenen Jahr war trotz Einladung kaum jemand da. „Das zieht sich wie ein roter Faden durch“, so Zweck. Man müsse nicht auf jede Hauptversammlung gehen, aber wenn man verhindert sei, dann könne man sich wenigstens entschuldigen. Viele würden nicht sehen, was die Wehr ehrenamtlich leiste. So war eine Abordnung am vergangenen Sturmwochenende im Gerätehaus und musste sieben Einsätze leisten, hatte im vergangenen Jahr 75 Einsätze absolviert, sei jeden Mittwoch zur Übung da. Der Gemeinderat sei zu der Versammlung geladen worden, weil auf den maroden Zustand des Löschfahrzeugs hingewiesen werden sollte. „Die drei Gerätewarte haben in den vergangenen zwei Jahren 1000 Stunden in die Reparatur des Fahrzeugs gesteckt“, macht er deutlich, „das wollten wir erklären.“ Und eine Hauptversammlung sei der richtige Rahmen, auf die Zustände in der Wehr aufmerksam zu machen. „Nur so hat das gefruchtet“, sagt Zweck, der ergänzt, dass 90 Prozent der 61 Aktiven hinter seiner geäußerten Kritik stünden. „Ich nehme nichts zurück.“

Einen Vertreter schicken

So ganz versteht Bürgermeister Hanngörg Zimmermann die Aufregung der Gemeinderatskollegen nicht. Jeder müsse wissen, wie er mit einer Einladung umgeht. „Ich bekomme auch viele Einladungen und wenn ich verhindert bin, dann entschuldige ich mich wenigstens oder schicke einen Vertreter“, sagt er. Die Feuerwehr habe sich bei der Versammlung präsentieren wollen. „Der Gemeinderat ist Teil der Verwaltung, wir sind ein Kollektiv“, sagt Zimmermann. Da müsse man sich, was Veranstaltungen angeht, ein bisschen aufteilen. Grundsätzlich habe man im Gremium ein gutes Verhältnis und ihm sei klar, dass jeder viel Arbeit habe. Aber er verstehe, dass sich die Gößweinsteiner Wehr geärgert habe. „Und es ist richtig, dass sich mal jemand getraut hat, etwas zu sagen“, äußert er Verständnis für die Kritik von Zweck. Der Gemeinderat habe viele Investitionen für die Wehren frei gegeben, andererseits seien diese selbstverständlich bei gemeindlichen Veranstaltungen im Einsatz.

Miteinander reden

„Die Einladung war nicht eindeutig“, sagt zweiter Bürgermeister Georg Bauernschmidt, der bei der Versammlung war. Es sei nicht ersichtlich gewesen, dass es wesentlich sei, dass jeder Gemeinderat kommt. „Klar ist die Feuerwehr wichtig, aber es muss nicht jeder Rat zu jeder Versammlung kommen“, ist seine Ansicht. Aber eine Entschuldigung, wenn man verhindert ist, sollte schon sein. Er hätte es besser gefunden, wenn die Wehr ihr Anliegen in einer Gemeinderatssitzung vorgebracht oder die Fraktionen mal eingeladen hätte. „Wir müssen miteinander und nicht übereinander reden“, so Bauernschmidt.

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