Feuer in Pegnitz Abriss statt Löschversuch von innen

Von Hans-Jochen Schauer

PEGNITZ. Dachabriss oder Innenangriff: Die Entscheidung musste unter hohem Zeitdruck getroffen werden. Der Dachstuhl des Ärztehauses in Pegnitz am Böllgraben stand am Dienstag in Flammen, sie loderten bereits meterhoch empor.

 
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„Eine Begehung ist nicht mehr möglich gewesen, es bestand Einsturzgefahr“, sagt Kreisbrandrat Hermann Schreck. Feuerwehrleute zum Löschen in die oberste Etage des Gebäudes zu schicken, wäre ein großes Wagnis gewesen. Die Einsatzkräfte wären großer Gefahr ausgesetzt gewesen. „Dieses hohe Risiko wollten wir nicht eingehen“, so Schreck. „Das Feuer ist hinter den Verkleidungen immer wieder aufgefackelt. Die Decke hing durch“, pflichtet ihm der Pegnitzer Feuerwehr-Kommandant Roland Zahn bei, der am Dienstag den Einsatz geleitet hatte.

Zahn, sein Stellvertreter Timo Pohl, Hermann Schreck und Kreisbrandinspektor Stefan Steger beratschlagten das Vorgehen. Dass ein Innenangriff nicht möglich war, war den Verantwortlichen schnell klar geworden. Es sei ein erster Gedanke gewesen, so Zahn, jedoch nicht zu verwirklichen. „Dann hätten wir 48 Stunden dagestanden, um den Brand zu löschen.“ Auch für den Kreisbrandrat stand fest, dass ein normaler Löscheinsatz wenig erfolgreich sein würde: „Das Feuer war in vielen Ecken. Wir sind von außen nicht herangekommen.“

Nach Abwägung aller Argumente kamen die vier zu dem Schluss, dass es das Beste wäre, das Dach abzureißen. Natürlich habe man sich mit der Polizei abgesprochen. Auch der Staatsanwaltschaft wurde das Vorhaben mitgeteilt, denn bei einem Abbruch muss in Kauf genommen werden, dass dabei Hinweise auf den Brand vernichtet werden.

Erst nach dem O.k. wurde bei der Firma Kornburger (Weidensees) ein Abrissbagger angefordert, der jedoch erst nach über drei Stunden in Pegnitz eintraf, weil er im Raum Bamberg stand.

In der Zwischenzeit waren über 200 Feuerwehrleute aus 16 Wehren am Böllgraben im Einsatz, darunter die Feuerwehren aus Bayreuth und Kirchahorn mit der weitesten Anfahrt. „Alarmiert wird nach Alarmstichworten, die in der Leitstelle hinterlegt sind“, erklärt Gerhard Eichenmüller, der Pressesprecher des Kreisfeuerwehrverbands.

Es werde bei der Alarmierung auch darauf geachtet, dass nicht alle Feuerwehren aus einem Gebiet ausrücken, „um den Gebietsschutz zu erhalten“, sagt Schreck. Darauf geachtet wurde auch, dass am Böllgraben genügend Atemschutzträger vorhanden waren. In dem Gebäude hielten sich gleichzeitig bis zu 26 Atemschutzträger auf, die jedoch aufgrund der Rauch- und Hitzeentwicklung nicht bis zu Dachstuhl vordringen konnten. Etwa 20 bis 40 Minuten könne ein Atemschutzträger im Einsatz sein.

Dass alle Einsatzkräfte mit heiler Haut nach Hause zurückkehren konnten, hebt Roland Zahn besonders hervor. Nicht nur die Bekämpfung des Feuers war mehr als gefährlich, sondern auch der Gang über die spiegelglatten Straßen und Flächen um das Ärztehaus. Nicht selbstverständlich ist für ihn die Unterstützung durch die Familie Kotzbauer, die ihre Ausstellungshalle und Teile des Firmengeländes den Einsatzkräften zur Verfügung gestellt hat. 

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