Festspiele: Piotr Beczala springt als Lohengrin ein

Von Michael Weiser
Dresdener Traumpaar für den "Lohengrin": Piotr Beczala als Schwanenritter und Anna Netrebko als Elsa. Foto: Daniel Koch/Dresdener Staatsoper Foto: © Daniel Koch / Semperoper Dresden

BAYREUTH. Erleichterung am Grünen Hügel: Piotr Beczala (51) wird die Titelrolle im neuen "Lohengrin" singen. Die hektische Suche nach einem neuen Schwanenritter war durch die Absage Roberto Alagnas nötig geworden, der am vergangenen Wochenende als Lohengrin abgesagt hatte.

 
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Piotr Beczala hatte 2016 beim "Lohengrin" in Dresden große Aufmerksamkeit erregt und wurde gefeiert. "Mit Piotr Beczala und Anna Netrebko war es wunderbar", erinnert sich der Friedrich von Telramund in jener Inszenierung, Tomasz Konieczny. Man könnte in Bayreuth am Grünen Hügel also eine kleine Wiedersehensparty steigen lassen: Konieczny wird auch im neuen Bayreuther "Lohengrin" den Telramund singen, und wie in der Dresdener Produktion unter der Leitung von Maestro Christian Thielemann. Auch andere Mitwirkende jenes damaligen "Lohengrin" sind in Bayreuth wohlbekannt. Georg Zeppenfeld etwa, Derek Welton und Evelyn Herlitzius.

Überraschend schnelle Lösung

Die Bayreuther Festspiele haben sich damit aus der Bredouille gezogen, in die sie Roberto Alagna gebracht hatte. Und die Erleichterung ist ihnen anzumerken. "Die Bayreuther Festspiele danken allen Institutionen, die durch ihre großzügige Unterstützung und kurzfristige Kooperation die Mitwirkung Piotr Beczalas bei den Bayreuther Festspielen ermöglichen, insbesondere dem Tanglewood Music Festival", heißt es in der Pressemitteilung über die Verpflichtung.

Die Bayreuther Festspiele haben sich damit aus der Bredouille gezogen, in die sie Roberto Alagna gebracht hatte. Der französische Startenor hatte überraschend vergangenes Wochenende seinen Einsatz als Lohengrin abgesagt. Wegen Überlastung habe er nur einen Teil der Oper lernen können, sagte Alagna. Der aufs italienische und französische Fach spezialisierte Tenor hatte wohl sein Fremdeln vor der deutschen Sprache nicht ablegen können. Die Bayreuther Festspiele prüfen rechtliche Schritte gegen den Franzosen, sagte der geschäftsführende Direktor der Bayreuther Festspiele, Holger von Berg, auf Nachfrage.

In den großen Häusern zu Gast

Beczala gilt vielen Opernfans als die ohnehin bessere Wahl. Er ist auf dem Höhepunkt seiner Kariere. Die Spielzeit 17/18 eröffnet Piotr Beczala als Riccardo in Un Ballo in Maschera am Gran Teatre del Liceu in Barcelona, bevor er als Maurizio (Adriana Lecouvreur) an die Wiener Staatsoper, an die Münchner Staatsoper als Edgardo (Lucia di Lammermoor) und an die Staatsoper Unter den Linden als Rodolfo (La Bohème) zurückkehrt. Zu weiteren Höhepunkten der Saison zählen u.a. Carmen an der Wiener Staatsoper, Luisa Miller (Rodolfo) an der Metropolitan Opera in New York, Werther am Opernhaus Zürich, sowie die Wiederaufnahme Franz Lehárs Das Land des Lächelns als Prinz Sou-Chong. Außerdem ist Piotr Beczala in Liederabenden auch in New York, Chicago, Paris, München und in Schwarzenberg zu hören. Seit seinem Debüt als Duca 2006 ist Piotr Beczala regelmäßiger Gast an der Metropolitan Opera. Hier sang er seither Lenski (Eugen Onegin), Prinz (Rusalka), Edgardo (Lucia di Lammermoor), Rodolfo (La Bohème), Vaudémont (Iolanta), Riccardo sowie die Titelpartien in Roméo et Juliette und Faust. 2011 begleitete er die Met nach Japan und gab 2012 sein Rollendebüt als des Grieux in Massenets Manon.

Auch an den Staatsopern in München und Wien sowie der Mailänder Scala ist der Tenor regelmäßig zu erleben. Bei den Münchner Festspielen war er zuletzt als Riccardo zu hören. Piotr Beczala gastierte u.a. bereits am Royal Opera House Covent Garden, dem Gran Teatre del Liceu, der San Francisco Opera, an der Nederlandse Opera, dem Théâtre de la Monnaie Brüssel, der Deutschen Oper Berlin, der Staatsoper Unter den Linden, dem Grand Théâtre de Genève, dem Teatr Wielki Warschau, dem Mariinsky Theater in St. Petersburg sowie bei den Salzburger Festspielen, wo er zuletzt als Rodolfo, Vaudemont, Faust und als Werther zu hören war. 2015 gab er an der Seite von Anna Netrebko sein Debüt als Lohengrin an der Semperoper Dresden unter der musikalischen Leitung von Christian Thielemann.

Gefragter Liedsänger

Zusätzlich zu seiner Opernkarriere ist Piotr Beczala ein gefragter Konzert- und Liedsänger. 2011 und 2012 wirkte er bei den Silvesterkonzerten in der Semperoper Dresden unter der Leitung von Christian Thielemann mit. Weitere Konzertauftritte führten ihn u.a. nach Baden-Baden, Amsterdam, Madrid, Budapest, Wien, Mailand und in den Oman. 

Piotr Beczala wurde in Czechowice-Dziedzice in Südpolen geboren und studierte an der Musikakademie in Katowice, wo er von berühmten Sängern wie Pavel Lisitsian und Sena Jurinac unterrichtet wurde.

Piotr Beczala ist auf dutzenden CDs und DVDs mit einem breitgefächerten Repertoire repräsentiert und veröffentlichte drei Solo-Alben bei Orfeo. Seit 2012 ist er Exklusivkünstler der Deutschen Grammophon, die 2013 sein erstes Album „Mein ganzes Herz“ veröffentlichte, dem 2015 das zweite Album „The French Collection“ folgte. 2014 erhielt er den Echo-Klassik als „Sänger des Jahres“.

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