Festival für den Komponisten Kempff

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Zehn Jahre lang war der Pianist Wilhelm Kempff auf dem Thurnauer Schloss zu Hause. Das dient nun als Kulisse für ein Klassik-Festival, das Ingo Dannhorn und seine Frau Eva-Maria initiiert haben. ⋌Foto: Günter Karittke/Grafik: Julia Ernler Foto: red

Einer der maßgeblichen Pianisten des 20. Jahrhunderts hat einst in Thurnau gelebt: Wilhelm Kempff. Für ihn ruft sein Kulmbacher „Enkelschüler“ Ingo Dannhorn nun ein Festival ins Leben. Auftaktkonzert ist am 4. Oktober.

 
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Im Schloss Thurnau hat er von 1945 bis 1955 gelebt. Bei Schloss Wernstein steht sein Grab. Er ist einer der großen Pianisten des 20. Jahrhunderts: Wilhelm Kempff. Ihm zu Ehren möchte ein anderer Ausnahmepianist aus dem Kulmbacher Raum in der Region nun ein Festival etablieren: Ingo Dannhorn. Er ist unter anderem Preisträger des international renommierten Beethoven-Wettbewerbs in Wien und der International Piano Competition. Zudem unterrichtet der Kulmbacher als Professor für Klaviermusik an der Eliteuniversität Yonsei den koreanische Klassiknachwuchs.

Schauspieler trägt Texte vor

Dannhorn organisiert gerade gemeinsam mit seiner Frau Eva-Maria Dannhorn das Auftaktkonzert zum Wilhelm-Kempff-Festival am 4. Oktober im Schloss Thurnau. Dann wird Ingo Dannhorn am Klavier unter anderem Werke von Wilhelm Kempff spielen. „Der Schauspieler Max Müller trägt zudem Texte von Kempff vor. Der Pianist hat nicht nur komponiert. Er schrieb auch Aufsätze und zwei Bücher“, sagt Dannhorn. Ihm zufolge soll das Konzert ein Impuls für das Festival sein. „Im Kino sagt man Sneak Preview dazu“, erläutert der künstlerische Leiter des Kempff-Festivals.

Das soll es fortan jedes Jahr geben. „Die Planungen für die kommenden Jahre laufen bereits. Das Festival soll zukünftig zwei Tage dauern. Für nächstes Jahr hat bereits Gerhard Oppitz zugesagt, bei dem ich selbst Klavier studiert habe.“ Charakteristisch sei, dass sich die Instrumentalisten, die beim Festival auftreten, Wilhelm Kempff verbunden fühlen. So auch Ingo Dannhorn selbst. „Ich bin Enkelschüler von Wilhelm Kempff“, sagt er. Sein „Klaviervater“ Gerhard Oppitz sei wiederum Schüler von Kempff gewesen.

Das Schloss als Bühne

Aber auch zur Region gebe es etliche Verknüpfungen. „Die Tochter Wilhelm Kempffs, Mechthild Freifrau von Künßberg, eine Schirmherrin des Festivals, lebt in Danndorf. „Meine Tochter geht in den Wernsteiner Kindergarten. Die Kindergärtnerin hat erzählt, sie habe die Ehefrau von Wilhelm Kempff im Alter gepflegt.“ Entscheidend sei natürlich, dass Kempff im Schloss Thurnau gelebt hat. Sein Zuhause wird also zur Bühne für das Festival. „Meine Frau sagte zu mir: Es ist wie wenn man in John Lennons Wohnhaus ein Konzert mit Beatlesmusik veranstaltet“, veranschaulicht Dannhorn.

Er ergänzt: „Das Schloss Thurnau war für Wilhelm Kempff ein wichtiger Ort. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat er dort einmal im Monat für Flüchtlinge ein Konzert gegeben. Das war für viele ein Lichtblick in der tristen Nachkriegszeit“, sagt Ingo Dannhorn. Nun wolle er auch die Leute im Hier und Jetzt für die Musik Wilhelm Kempffs begeistern und bewusst machen, welch eine Persönlichkeit in der Region gelebt hat.

Der Spätromantik verschrieben

Der 1991 gestorbene Wilhelm Kempff galt laut Dannhorn seinerzeit als der Beethoven-Interpret schlechthin. Aber auch Schubert, Brahms und Schumann habe er interpretiert. So habe sich Kempff in den 50er- und 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts vor allem der Spätromantik verschrieben und nicht wie viele seiner Kollegen der zeitgenössischen, atonalen Musik.

Am 4. Oktober stehen Kempffs Kompositionen sowie seine Bearbeitungen von Werken anderer Komponisten wie Johann Sebastian Bach auf dem Programm. „Es werden auch Kempffs Lieblingskompositionen zu hören sein“, verspricht Dannhorn.

Mit auf der Bühne steht der Schauspieler Max Müller, bekannt als Polizeihauptmeisters Michi Mohr in der Fernsehserie „Die Rosenheim-Cops“. Neben der Schauspielerei hat Müller auch Gesang studiert. „Max Müller ist ein hervorragender Rezitator. „Er wird Wilhelm Kempff eine Stimme verleihen.“

Nur der Flügel fehlt noch

Ingo Dannhorn ist es wichtig, dem Konzert einen programmatisch roten Faden zu verpassen. „Sprache und Musik werden sich teilweise verflechten“, kündigt er an. Er möchte ein hochklassiges Festival für jedermann entwickeln. „Jeder kann erstklassige Musik hören. Man muss vorher keine Habilitationsschrift abgelegt haben, um die Musik zu genießen“, verdeutlicht Dannhorn. Während er im Vorfeld des Festivals als künstlerischer Leiter vor allem mit der Notenarbeit beschäftigt ist, kümmert sich Eva Maria Dannhorn als kaufmännische Leiterin um die Organisation. „Zum Beispiel steht im Konzertsaal, im Kutschenhaus, kein Flügel“, sagt Dannhorn. Außerdem habe seine Ehefrau Sponsoren für das Festival begeistern müssen. „In der Musik ist das wie im Sport. Nur dass wir Musiker keine Werbe-Banderolen auf der Brust tragen. Bei uns läuft das diskreter ab.“

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