Felsblöcke am Hang sind eine große Gefahr

Von Ralf Münch

Bizarre Felsformationen sind ein Kennzeichen der Fränkischen Schweiz. Sie locken jedes Jahr viele Urlauber an. Was aber oft übersehen wird: Von den Felsen geht nicht nur eine große Faszination, sondern auch eine große Gefahr aus. Das Staatliche Bauamt überprüft regelmäßig, ob große Felsblöcke sicher sind oder auf die darunter liegende Straße krachen könnten.

 
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 Fritz Baumgärtel, Abteilungsleiter im Bereich Straßenbau beim Staatlichen Bauamt Bayreuth, und Günter Landgraf, Bauingenieur beim Bauamt,  machen sich bei der Schüttersmühle auf den Weg. Hinauf auf einen Hang, der direkt an der Straße zwischen Schüttersmühle und Kirchenbirkig liegt. Dort oben liegt ein gewaltiger Felsblock. „Schauen Sie sich das mal an. Der Felsen liegt nur auf drei kleinen Punkten auf. Wenn der nach unten kommen würde, dann steht am Hang nur noch wenig“, sagt Baumgärtel. Und falls zu eben diesem Zeitpunkt Autos oder Wanderer sich unterhalb auf der Straße befinden würden: Es ist nicht schwer sich vorzustellen, welche furchtbaren Konsequenzen das hätte.

Beratung mit einem Geologen

Die beiden Fachleute wollen überprüfen, ob sich der Felsen seit dem vergangenen Jahr bewegt hat. Das kann man relativ einfach feststellen. Denn im Vorfeld wurde Mörtel an den Punkten, auf denen der Fels aufliegt, angebracht. Wenn sich der Fels auch nur einen Millimeter bewegen würde – dann würden im Mörtel Risse entstehen. Ein  klares Anzeichen dafür, dass der Stein in Bewegung ist. „Wenn das passiert, werden wir einen Geologen hinzuziehen und darüber beraten, was zu tun ist“, erläutert Landgraf das Vorgehen. Er macht auch Bilder von der gegenwärtigen Situation. Auf einer Liste vermerkt er, wo sich der Fels befindet. Dazu kommen die genauen GPS-Koordinaten, die Struktur des Hanges und das Kontrolldatum. „Falls tatsächlich Handlungsbedarf bestehen sollte, dann liefern die Koordinaten dem Geologen den genauen Standpunkt“, so Landgraf.

Gewicht von rund 60 Tonnen

Dieser gewaltige Felsen hier wird von den beiden Männern auf rund 60 Tonnen geschätzt - ein Gewicht, das dem von etwa 30 großen Autos entspricht. Das ist aber wenig im Vergleich zu einem anderen Felsblock, den Landgraf und Baumgärtel am Langen Berg in Pottenstein begutachten. Interessant sieht der Stein schon aus. Wie eine nicht ganz perfekte Kugel, die auf einem anderen Felsen liegt. Beinahe könnte man meinen, dass eine stärke Windböe schon reichen würde, um ihn nach unten zu pusten. „Der hier dürfte so um die 250 Tonnen wiegen. Wenn man ihn so sieht, auf welch geringer Auflagerfläche er hier steht, dann kann man kaum glauben, dass er so hält. Er darf sich nicht drehen, sonst kommt er womöglich in Bewegung“, sagt Baumgärtel, während Landgraf wieder seinen Fotoapparat zückt und den gewaltigen Solitär sowie die Mörtelkontrollpunkte fotografiert. Aber auch hier sind keine Risse zu sehen. Bei diesen Felsen ist momentan noch alles in Ordnung, was sich nächstes Jahr aber auch schnell ändern könnte. Deshalb müssen solche Steine mehrmals kontrolliert werden.

Sehr niedrige Temperaturen

Haben die langen Frostperioden mit sehr niedrigen Temperaturen im im Dezember und Januar den Felsen hier besonders zugesetzt? „Nein“, so die beiden Männer. Lange Frostperioden oder starker Frost seien nicht unbedingt ausschlaggebend für eine Erhöhung der Steinschlaggefahr. In der Regel wirken  sich der ständige Wechsel zwischen Frost- und Tauwetter nachteiliger aus.

Wenn es kritisch wird und die Gefahr besteht, dass es zu einem Steinschlag kommen könnte, dann gibt es mehrere Möglichkeiten. Beispielsweise die Sicherung eines Hanges mit Hilfe eines Schutzzaunes, der meist am Böschungsfuß verläuft. Solch ein Zaun hält allerdings nur kleinere Geröllbrocken zurück.

Zaun ist kein Hindernis

Für einen Felsen mit großer Masse ist ein Zaun kein Hindernis. Hier müsste man überlegen, ob man nicht sprengt oder den Solitär mit massiven Stahlseilen, die in den Felsbrocken und im Felsuntergrund verankert werden, sichert. Oder dem Felsen eine „Halskrause“ aus Beton verpasst - alles Vorgehensweisen, die das Bauamt schon praktiziert hat.

Hinweise von Straßenbaumeistereien

Baumgärtel: „Gott sei Dank geschieht es sehr selten, dass ein Felsen direkt auf ein Auto fällt. Es passiert aber öfter, dass ein Auto auf einen Stein, der auf der Straße liegt, fährt. Selbst wenn am Fuß des Hanges nur kleine Brocken liegen, müssen wir schauen, von welchen Felsen sie stammen. Hinweise bekommen wir da von unseren Straßenbaumeistereien und auch von den Bauhöfen der jeweiligen Gemeinden.“ Von den 1200 Kilometern, die das staatliche Bauamt betreut, sind etwa 60 Kilometer von Steinschlaggefahr betroffen. Der Fränkische Jura zählt wie das Fichtelgebirge und der Frankenwald zu den Gebieten mit erhöhtem Steinschlagrisiko.