Feldgeschworene sind heute nur noch Gehilfen des Vermessungsamtes – Nachfolger für Franz Förster gesucht Keine Spur mehr vom Siebenergeheimnis

Von Klaus Trenz
Die Feldgeschworenen Klaus Honisch und Franz Förster (von links) überprüfen einen Grenzverlauf in der Sauerbruchstraße.⋌ Foto: Klaus Trenz Foto: red

Die Zeiten, als Feldgeschworene noch Geheimnisträger waren, sind längst vorbei. Franz Förster aus Pegnitz, der seit 16 Jahren eines der ältesten Ehrenämter der kommunalen Selbstverwaltung ausübt, muss das mysteriöse Siebenergeheimnis nicht mehr mit sich herumtragen. Das musste er noch nie.

 
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Moderne Vermessungstechnik hat das Geheimnis, das von Generation zu Generation weitergegeben wurde, abgelöst. Früher hätten Feldgeschworene sich wohl eher die Zunge abgebissen, als zu verraten, wie sie gesetzte Grenzsteine vor Betrügern sicher machten.

Franz Försters „Geheimnis“ ist ein Ordner mit Aufzeichnungen von Grenzverläufen im Stadtgebiet. Die bekommt er vom staatlichen Vermessungsamt. Bestimmte mit Farbe markierte Punkte auf Gehsteigen sind dort eingezeichnet, mit denen Förster einen Grenzpunkt anhand von notierten Entfernungen bestimmen kann – einen Grenzstein, den man zu einem großen Teil in der Erde vergräbt oder einen großen Nagel, den man in die Erde treibt. Anhand dieser Punkte findet Förster den Grenzpunkt, indem er einfach ein Maßband verlegt. Der Schnittpunkt bezeichnet den Grenzverlauf.

Irgendwelche geheimen Zeichen vergrub Förster nicht mehr. Und wenn, dann brauchte er es nicht mehr geheim zu halten. Früher verlegten Feldgeschworene ein geheimes Zeichen unter oder in der Nähe des Grenzsteins. Das konnte eine Scherbe sein oder ein bestimmter Stein. Und zwar so, das eventuelle Grenzbetrüger das nicht erkennen konnten und man ihnen so auf die Schliche kam. Wenn es heute Unklarheiten im Grenzverlauf gibt, holt man das Vermessungsamt, das auf seine Daten zurückgreift. Oder eben den Feldgeschworenen. Was die Kommunen schätzen, denn er erspart ihnen die Kosten einer Vermessung – ebenso wie betroffenen Grundstückseigentümern.

„Man hat als Feldgeschworener nicht viel zu tun“, sagt Förster. „Nur zwei bis dreimal im Jahr braucht man uns. Wir laufen dann mit dem Vermessungsamt mit. Die bestimmen die Grundstücksgrenzen und wir machen ein Loch und setzen zentimetergenau einen Stein oder einen Plastiknagel. Aber nur mit dem Einverständnis des Grundstückeigentümers.“ Das ist so in Bayern, in Rheinland-Pfalz und in Teilen von Thüringen. Die Mitwirkungspflicht von Feldgeschworenen ist Pflicht.

Der jüngste Nagel, den Förster gesetzt hat, war in der Sauerbruchstraße. Das war deshalb notwendig, weil Motor Nützel dort ein Gelände für eine große Abstellfläche für Neu- und Gebrauchtwagen erworben hat. Vielleicht war es der letzte, denn der 81-jährige Förster, Obmann der Feldgeschworenen, will das Ehrenamt abgeben und hofft auf Nachfolger. „Das können ruhig mehr sein“, sagt Stellvertreter Klaus Honisch. Immerhin gibt es im Stadtgebiet mit ihm, Förster und Heinz Weidel nur noch drei Feldgeschworene.

Spektakuläre Dinge oder Nachbarstreitigkeiten hat Förster nicht erlebt. Feldgeschworener zu sein ist heute ein nüchternes Ehrenamt ohne große Aufregungen. Aber immerhin eine besondere Stellung und eine Vertrauensposition, die Förster gerne eingenommen hat. „Jetzt ist es an der Zeit, meinen Ordner in jüngere Hände zu geben.“

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