Fastenzeit 46 Tage fast ohne Plastik

Von Marcel Staudt
Lisa Sattler hat in den vergangenen Wochen auf Plastik verzichtet. Foto: red Quelle: Unbekannt

AUERBACH. Wer in der Fastenzeit auf Süßigkeiten oder Alkohol verzichtet, darf aufatmen. Am Ostersonntag kommt die Erlösung: Die erste Tafel Schokolade oder das erste Glas Wein seit fast sieben Wochen. Bei Lisa Sattler ist das anders. Wie soll sie wieder ein gutes Gewissen haben, wenn sie ihre Einkäufe beim Metzger in Plastiktüten packen lässt? Dafür ist ihr viel zu bewusst, welchen Schaden der Mensch mit dem umweltschädlichen Verpackungsmaterial anrichtet.

 
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Hinter der 25-Jährigen liegen 46 Tage, an denen sie sich mit aufschäumenden Tabletten die Zähne geputzt und Kernseife als Spülmittel verwendet hat, auch wenn Letzteres „echt fürchterlich zum Abspülen war“, wie sie sagt.

Lisa Sattler bekochte die Eltern in Auerbach anstatt sich bekochen zu lassen, und blieb standhaft, auch wenn es noch so lecker in ihrer Heidelberger Studenten-WG roch. Gut gemeinte Schlupflöcher der Mitbewohner ließ sie aus: „Sie sagten mir, ich soll doch mitessen, weil ja sie die Plastikverpackungen fürs Gemüse aufgerissen haben und nicht ich.“

Auf dem Weg in den Snowboardurlaub machte Sattler in Innsbruck Station, um sich mit Lebensmitteln einzudecken. Wohlwissend, dass sie im Urlaubsort keinen Unverpackt-Laden finden würde. Unter anderem dort musste sie einsehen, dass es trotz aller guten Vorsätze eben doch nicht ganz ohne Plastik geht.

Beim Snowboarden verletzte sie sich am Fuß. Um ihre Schnittwunde zu behandeln, strich Sattler eine Salbe auf – die aus einer Pastiktube kam. „Und wenn ich krank geworden wäre, hätte ich die Medikamente auch nicht ohne Plastikverpackung bekommen.“

Das Sünden-Glas

In einem Glas hat Lisa Sattler die Sünden gesammelt, die sich nicht vermeiden ließen. Neben der Creme liegen hier die Dosierhilfe für eine Ölflasche, die Ummantelung einer Glaskonserve, die Aufreißhilfe einer Waschmittelverpackung, Preisaufkleber aus einem Supermarkt und ein Strohhalm. „Den habe ich beim Cocktailtrinken vergessen abzustellen“, sagt sie, „aber wenn ich ihn dem Kellner beim Servieren zurückgegeben hätte, wäre er auch nicht wiederverwertet worden.“

Bis auf diese kleinen Fehltritte hat Sattler es geschafft. 46 Tage (fast) ohne Plastik, „es war leichter als ich es mir vorgestellt habe“, sagt sie. Und erkenntnisreich. „Ich will in Zukunft mehr selber machen. Sahne, Brot oder Pizzateig zum Beispiel, die Zutaten bekommt man leicht ohne Plastikverpackung.“ Auch die Tabletten zum Zähneputzen bleiben.

Von einem Freund animiert

Sattler ist froh, es durchgezogen zu haben. In ihrem Umfeld wurde aufgrund ihres Fastens viel über Umweltschutz diskutiert, „da musste ich mich in die Gespräche gar nicht mehr einklinken“. Über Facebook meldeten sich wildfremde Menschen bei Sattler, die ihrem Beispiel folgen wollten.

Zuvor hatte Sattler eher klassisch gefastet, auf Süßigkeiten oder Alkohol verzichtet. Sie hat schon eine Idee, was als nächstes kommt: „Ein Freund hat mich animiert, auf Flugreisen zu verzichten.“ Aber dann nicht nur von Fasching bis Ostern, sondern das ganze Jahr über.

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