Fasten lässt Händler kalt

Von Leonie Fuhrmann
Während der Fastenzeit spüren Süßwarenhändler keinen Umsatzrückgang. Foto: Oliver Berg/dpa Foto: red

Wer während der Fastenzeit verzichtet, hat zum jetzigen Zeitpunkt bereits ein Drittel durchgehalten. Auf Alkohol, Süßigkeiten, Fleisch, Medien oder CO2 wird verzichtet. Laut einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur sind 65 Prozent der Bayern Fastenbefürworter, damit liegt der Freistaat ein ganzes Stück über dem deutschlandweiten Wert von 55 Prozent. Doch inwieweit wirkt sich die Fastenzeit auf die Umsätze regionaler Anbieter aus?

 
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Angeblich könnten sich 59 Prozent der Deutschen gut vorstellen, auf Süßigkeiten zu verzichten. Andreas Klein von der Confiserie Klein in Bayreuth kann allerdings nicht feststellen, dass während der Fastenzeit weniger Süßes gekauft wird. „Bei uns fängt gleichzeitig mit der Fastenzeit das Ostergeschäft an. Ob die Leute hier schon im Voraus kaufen oder die Ostereier gleich essen, weiß ich natürlich nicht.“ Er merke zwar schon, dass die Kundschaft das Thema Fastenzeit vermehrt diskutiert, deshalb weniger kaufen, würden aber nur vereinzelte Kunden.

Regionaler Einkauf hilft CO2-Fasten

Nicht viel anders sieht es in der Hochburg der „Fastengüter“ aus: die Tankstelle. Tabak, Alkohol, Süßwaren und natürlich Sprit, dessen Verbrauch CO2-Faster reduzieren wollen, sind dort im Angebot. Maximilian Raimund, Tankstellenmanager der Raimund Mineralöl GmbH in Hörhof bei Creußen hat die Zahlen im Blick: „Allgemein können wir seit Beginn der Fastenzeit keine veränderten Verkaufszahlen feststellen, auch im Jahr 2017 nicht.“ Geschäftsführer Robert Raimund nennt zum Thema „CO2-Fasten“ aber eine  Neuerung: es gebe einen neuen Diesel-Kraftstoff, der gegenüber herkömmlichem Diesel bis zu 90 Prozent CO2 spare. Maximilian Raimund ergänzt: „Seit Aschermittwoch hat sich der Umsatz dieses Kraftstoffes sogar verdoppelt.“

Ob man diesen Anstieg dem Beginn der Fastenzeit zuschreiben kann ist jedoch kaum nachvollziehbar, zumal sich die Verkaufszahlen der anderen angebotenen Produkte und des normalen Diesels nicht verändert haben. Robert Raimund meint hierzu: „Fasten bedeutet vielleicht, auf etwas zu verzichten, vor allem aber bedeutet es, etwas anders zu machen, als man es normalerweise tut. Zum Beispiel einfach mal ein Buch in die Hand zu nehmen und zu lesen, wenn man das sonst eher nicht gemacht hat.“

Verändertes Konsumverhalten

Einer ähnlichen Ansicht ist auch Fleischsommelier Daniel Parzen von der gleichnamigen Metzgerei in Bayreuth. Zwar kann er keine Veränderungen der Umsätzen erkennen, sich aber dennoch vorstellen, dass die Leute tatsächlich weniger Fleisch kaufen, dafür aber zu qualitativ hochwertiger Ware aus der Region greifen. „Durch den regionalen Einkauf unterstützt man auch das CO2-Fasten, da diese Produkte kurze Transportwege haben.“ Die Tendenz geht laut Parzen also auch hier eher hin zu verändertem Konsumverhalten und nicht zu kompletten Verzicht. Des Weiteren glaubt er, dass er zur Fastenzeit sogar Kunden dazugewinne, die sich bewusster ernähren wollen.

"Konsumniveau viel zu hoch"

Denkt man an bewusste oder gesunde Ernährung, fällt vielen Menschen sicherlich sofort eine Sparte ein: Bioläden. Diese werden direkt mit gesunden und nachhaltigen Produkten in Verbindung gebracht und müssten folglich Hauptanlaufstelle während der Fastenzeit sein. Cornelia Rödigger, eine der Inhaberinnen des Bioladens „Biotop“ in Pegnitz, kann diese Vermutung aber nicht bestätigen. „Die Leute kaufen schon bewusster gesündere Produkte wie frisches Getreide, Obst und Gemüse, Käse und Gemüsesäfte, aber nicht unbedingt mehr.“ Auch sie meint, es sei eher ein verändertes Kaufverhalten als direkter Verzicht. Als kleinen Denkanstoß findet sie die Fastenzeit gut: „Das Konsumniveau ist heutzutage viel zu hoch, man könnte mit deutlich weniger auskommen.“ Es müssten vor allem nicht immer ausgefallene Lebensmittel wie Chia-Samen oder Granatapfelsaft sein. „Besser wäre es, mehr regionale und saisonale Produkte zu kaufen.“

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