Faschingsumzug ohne Politik-Spitzen

Von Peter Engelbrecht
Der Bayreuther Faschingsumzug. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Bei Faschingsumzügen geht’s üblicherweise hart zur Sache: Da wird kräftig ausgeteilt gegen Politiker und Promis, das Volk nimmt die Obrigkeit auf die Schippe. Doch in Bayreuth ist das anders, beim Umzug am Sonntag gab es keine einzige Anspielung auf örtliche Themen. Woran liegt das?

 
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„Man muss viel Zeit und Geld investieren“, sagt Markus Roßner, Vorsitzender der Faschingsgesellschaft Schwarz-Weiß. Derzeit fehle das entsprechende Interesse im Verein. Die Kommunalpolitik wurde 2010 ins Visier genommen, als Kritik an zu vielen nichtöffentlichen Stadtratssitzungen geübt wurde. 2012 wurde der Oberbürgermeisterwahlkampf mit Papppanzern dargestellt. Roßner fände es gut, wenn das Aufspießen von Bayreuther Themen fortgesetzt würde. Das würde sicherlich für noch mehr Zuschauer sorgen. Denkbar ist für ihn ein gemeinsamer Themenwagen aller Faschingsgesellschaften.

Vielleicht im nächsten Jahr

Gabi Galonska sagt, es sei schwierig, ein gutes Thema zu finden. Dieses müsse schon drei Monate vor dem Umzug feststehen, denn solange dauern die Vorbereitungen, betont die kommissarische Präsidentin der Bayreuther Hexen. „Die Stadthalle wäre in diesem Jahr sicherlich ein Thema gewesen“, meint Galonska. Sie schlägt vor, dass sich alle drei Gesellschaften über Themenwagen Gedanken machen sollten. „Vielleicht klappt es ja im nächsten Jahr“, ist sie zuversichtlich.

Eine Frage der Kosten

Jürgen Völkel, Präsident der Mohrenwäscher, hält den Bayreuther Fasching für zu tanzlastig, „es fehlt die Bütt“. Seine Gruppierung arbeite daran, einen Büttenredner oder eine -rednerin aufzubauen. Völkel befürwortet es, beim Umzug Themen aufzuspießen sowie Politik und Gesellschaft den Spiegel vorzuhalten. „Die sind doch alle froh, dass keiner was sagt“, glaubt er. Ein eigens gestalteter Motivwagen koste halt Geld. Die Faschingsgesellschaften sollten sich an einen Tisch setzen und eine Lösung suchen. Themen gebe es genug: Den neuen Namen für die Stadthalle oder den Zustand der Innenstadt.

Auf dem Land geht's zur Sache

Der Bayreuther Unternehmer Christian Wedlich hatte vor 15 Jahren den Umzug mit seinem Party-Truck belebt, als Privatmann, wie er betont. Mittlerweile seien 20 Lastwagen dabei. Beim Umzug am Sonntag habe nun einmal das „Spaß haben“ im Vordergrund gestanden, doch Wedlich hofft, dass zur nächsten Oberbürgermeister- und Stadtratswahl 2020 wieder mehr Themen aufgespießt werden. Die Vereine arbeiteten ehrenamtlich, es brauche jemanden, der die Gestaltung eines Motivwagens organisiert. „Für eineinhalb Stunden Umzug ist der Aufwand groß.“ Doch auch er befürwortet es, das Aufspießen von Politik und Gesellschaft wieder aufleben zu lassen. Bei den Faschingsumzügen auf dem Land sei die Motivation größer: „Alles ist überschaubarer, jeder kennt die Gemeinderäte und den Bürgermeister.“

Der Faschingsumzug wird von der Bayreuth Marketing & Tourismus GmbH organisiert. „Wir bieten eine Plattform, machen keinerlei Vorgaben für die Gestaltung der Wagen“, sagt Geschäftsführer Manuel Becher. Würden die Gesellschaften auf ihren Wagen dem einen oder anderen den Spiegel vorhalten, würde das den Umzug „noch interessanter machen“.

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