Fahrdraht: Noch mehr Brücken ungeeignet

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Ortsumfahrung Untersteinach: Zwei Brückenbauwerke des Neubaus kreuzen die Bahnlinie. Diese soll nach den Wünschen der Kommunalpolitiker bald elektrifiziert werden. Dafür sind die Brücken aber zu niedrig. Foto: red Foto: red

Eine Elektrifizierung der Bahnstrecke von Bamberg nach Hof und Bayreuth scheint in weite Ferne zu rücken. Denn die Bahn müsste gleich mehrere Brückenbauwerke versetzen.

 
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Das geht aus einer Antwort des Bayerischen Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr auf eine Anfrage dieser Zeitung hervor. Darin heißt es: „Im Verlauf der Bahnstrecke Bamberg-Hof/Bayreuth befinden sich eine ganze Reihe weiterer Brückenbauwerke, deren lichte Höhe für eine Elektrifizierung nicht ausreicht.“Das bedeutet, nicht nur die Brücken, die im Zuge der Ortsumgehung Untersteinach gebaut werden, stellen ein Problem dar.

Gleise könnte tiefer gelegt werden

Die neue Umgehungsstraße kreuzt lediglich zwei Mal mit einer Brücke die Bahnlinie. Die Höhe der Brücken oberhalb der Gleise (lichte Höhe) beträgt 4,90 Meter. Eine der beiden Brücken ist schon gebaut, für die zweite, die Schorgasttalbrücke, laufen die Arbeiten an den Pfeilergründungen. Es sei nun Aufgabe der Bahn zu prüfen, ob zum Beispiel durch ein Tieferlegen der Gleise die erforderliche Höhe bei den Kreuzungsbauwerken erreicht werden könne.

Ministerium: Abbruch zu teuer

„Ein Abbruch der schon errichteten Brücke und die Einstellung der Arbeiten an der Schorgasttalbrücke wären mit immensen Kosten verbunden und kommen daher nicht in Frage.“ Im Bundesverkehrswegeplan 2030, am 3. August 2016 vom Kabinett beschlossen, ist die Elektrifizierung der vorliegenden Bahnstrecke im „potenziellen Bedarf“. Deshalb habe die DB noch Mitte 2016 die notwendigen Vereinbarungen für die Kreuzungsbauwerke unterzeichnet.

Bahn sieht Politik in der Pflicht

Ein Sprecher der DB Netz AG erklärt auf Nachfrage ebenfalls, dass ein Baustopp derzeit nicht zielführend sei. Bei dem Bau von Oberleitungen komme es nicht nur auf die Brückenhöhe an. „Diese ist nur einer von vielen Parametern neben anderen wie Ökologie und Lärmschutz.“ Für eine Elektrifizierung der Bahnstrecke nach Hof beziehungsweise Bayreuth habe die Bahn keinen Planungsauftrag bekommen. Als Architekt und Betreiber der Bahnlinie könne die DB nicht einfach etwas beauftragen, was politisch nicht gewollt sei.

Die Kosten für eine Elektrifizierung dürften relativ hoch sein. Die Infrastruktur mit Fahrdraht zu verbessern, sei sehr teuer, so der Sprecher. Im Allgäu würde die Modernisierung einer 150 Kilometer langen Strecke derzeit eine halbe Milliarde Euro kosten. Die neue Strecke entspreche quasi dem Standard eines Neubaus.

Staatliches Bauamt schweigt

Wer hat nun das Debakel um die eventuell nicht mehr mögliche Elektrifizierung der Bahnstrecke Hochstadt-Marktzeuln-Hof zu verantworten? Vom Staatlichen Bauamt in Bayreuth gibt es dazu keine Stellungnahme. Amtschef Kurt Schnabel verwies dazu bereits auf eine für die nächsten Tage angekündigte Stellungnahme aus dem bayerischen Innenministerium.

Brief: Konzern habe an Elektrifizierung gedacht

Ein Schreiben des Konzernbevollmächtigen der Deutschen Bahn für den Freistaat Bayern liegt der Stadt Kulmbach vor. Klaus Dieter Josel schreibt an den Kulmbacher Oberbürgermeister Henry Schramm, die Bahn habe bei der Planung der Umgehungsstraße für Untersteinach schon während des Planfeststellungsverfahrens angeregt, bei der Planung der Brückenbauwerke eine mögliche Elektrifizierung der Bahnstrecke mit zu berücksichtigen. „Dem sind der Vorhabensträger Staatliches Bauamt Bayreuth als auch die Planfeststellungsbehörde nicht gefolgt.“

Josel teilt dem Kulmbacher OB mit, die DB Netz AG werde seine Anregung aufnehmen, nochmals gemeinsam mit dem für die Brückenplanung zuständigen Staatlichen Bauamt Bayreuth ins Gespräch zu kommen. Ein gemeinsames Gespräch bei der Regierung von Oberfranken sei bereits vereinbart worden.

Elektrifizierung auf eigene Kosten?

Weil die übersehbare Verkehrsentwicklung nicht belegt sei, könne die Bahn die Elektrifizierung nicht fordern. Um Fehlinvestitionen zu vermeiden, sei es notwendig, dass die Kreuzungsbeteiligten ihre Forderungen eingehend begründen, schreibt Josel weiter. Darüber hinausgehende Forderungen könnten dennoch berücksichtigt werden, wenn der Fordernde die entstehenden Kosten selbst trägt.

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