Solle man da nicht mehr in den Aufbau der Systeme investieren, damit diese lernen, mit den vorhandenen Daten umzugehen – bevor man beim Gesetzgeber nach mehr Daten verlangt, derer man ja doch nicht Herr werden könne? Die Frage kommt von Daniel Domscheit-Berg. Auf diesen Einwurf reagiert Vorbrücken souverän resigniert: Die Polizei sei da auf einem richtig guten Weg – seit einigen Monaten.
Fehlende Transparenz ist problematisch
Als Akademiker könne man das Thema staatlicher Datensammlung ohnehin entspannt sehen, sagt Vorbrücken: „Mit höherem Akademisierungsgrad geht die Wahrscheinlichkeit, Gegenstand polizeilicher Maßnahmen zu werden, immer weiter gegen Null, so die Statistik.“
Die vierte Disputantin im Bunde ist Vera Schmitt, eine Studentin, die sozialen Organisationen dabei hilft, ihre Datenanalysefähigkeiten zu verbessern. Sie sagt, fehlende Transparenz in unseren Datenströmen sei das größte Problem – eine These die grundsätzlich von allen geteilt wird. Schließlich streift die Debatte noch das Thema Privatsphäre, was für einen Moment der Ratlosigkeit sorgt: Ja, die Privatsphäre sei wichtig, ein Grundrecht. Privatsphäre – das macht einen Menschen doch erst zum Individuum. Aber warum geben die Leute heutzutage freiwillig so viel von sich preis? Darauf kann keiner so recht eine Antwort geben.
Ein Streitgespräch ohne Streit
Nikolaus Blome, der mitunter spricht, als sei jeder Satz eine Schlagzeile, komprimiert das Dilemma zwischen dem Recht auf Privatsphäre und dem digitalen Exhibitionismus unserer Zeit gekonnt: „Früher brauchte man den Schutz der Privatsphäre, um sich als Individuum verwirklichen zu können. Heute denkt jeder: Nur, wenn ich alles preisgebe, werde ich als Individuum wahrgenommen.“ Dieser Analyse setzt Blome allerdings noch einen Satz in der Tradition seines Arbeitgebers hinzu: „Wenn jemand ständig sein Essen fotografiert und online stellt, braucht er sich nicht wundern wenn einer sagt: ‚Jetzt weiß ich, warum du so fett bist.‘“
Die Debatte – sie bleibt am Ende etwas hinter den Erwartungen zurück, wurde es doch ein Streitgespräch ohne Streit.