Ehemaliger F1-Weltmeister Rosberg: Druck auf Vettel bei Ferrari "natürlich sehr groß"

Einst selber Formel-1-Weltmeister, jetzt TV-Experte: Nico Rosberg. Foto: Uli Deck Foto: dpa

Der ehemalige Weltmeister Nico Rosberg erwartet eine spannende Saison in der Formel 1. Der 33-Jährige freut sich auf Sebastian Vettels neuen Teamkollegen und traut seinem Nachfolger bei Mercedes viel zu.

 
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Berlin - Am 17. März beginnt die Formel-1-Saison mit dem Großen Preis von Australien, in dieser Woche stellen die Teams ihre Autos vor. Am Mittwoch ist Mercedes dran, am Freitag Ferrari.

Im Vorfeld spricht Ex-Weltmeister Nico Rosberg im Interview der Deutschen Presse-Agentur über seine Erwartungen, die Rolle von Sebastian Vettel und eine elektrische Zukunft der Königsklasse des Motorsports.

Herr Rosberg, in dieser Woche stellen die Teams ihre Autos für die neue Formel-1-Saison vor. Welche Herausforderungen sehen Sie auf ihr ehemaliges Team Mercedes zukommen?

Nico Rosberg: Dieses Jahr wird wegen der Regeländerungen alles auf null gesetzt. Die Autos werden ganz anders sein und es kann jetzt durchaus wieder sehr große Performance-Unterschiede geben. Vielleicht ist Mercedes jetzt ja nicht mehr die dominante Kraft? Darauf bin ich sehr gespannt. Es wird spannend, wie die Saison losgeht. Ich glaube auch daran, dass Red Bull wieder eine größere Rolle spielen kann. Das wäre toll, denn letztes Jahr waren es die spannendsten Rennen, als sie vorne mit dabei waren. Klar ist Mercedes momentan noch der große Favorit, aber es kann sich auch viel durchmischen.

Wie groß sehen Sie den Druck bei Ferrari und Sebastian Vettel?

Rosberg: Der ist natürlich sehr groß. Sie haben jetzt zwei Chancen gehabt und diese vor allem im letzten Jahr überhaupt nicht genutzt, im Gegenteil. Deswegen ist schon Druck drauf, dass es jetzt mal was wird.

Die Konstellation im Team mit dem neuen Teamollegen Charles Leclerc wird für Sebastian Vettel auch eine ganz andere sein als zuvor mit Kimi Räikkönen.

Rosberg: Das finde ich total spannend. Ich bin sicher, dass wir da viel Freude haben werden, denn der Junge gibt richtig Gas. Er ist auf einem anderen Level als Kimi, der klar die Nummer zwei war. Leclerc wird voll auf Nummer eins gehen und es wird spannend zu sehen, wie der Sebastian damit umgeht und wie die Rangordnung bei Ferrari künftig sein wird. Sebastian ist natürlich einer der besten Fahrer überhaupt, aber der junge Leclerc ist auch sehr stark.

Kann sich auch bei Mercedes etwas an der Rangordnung ändern und kann Valtteri Bottas Weltmeister Lewis Hamilton mehr ärgern?

Rosberg: Das kann schon passieren, denn Bottas kann mehr, als er zuletzt gezeigt hat. Wenn er einen sehr guten Start in die Saison hat und Lewis teilweise die Motivation verliert, was ihm ja manchmal passiert und er in eine Art Tal fällt, kann sich so eine Dynamik sehr ändern. Ich würde das nicht komplett ausschließen.

Nach ihrem Karriereende haben sie sich umorientiert und selbst Geld in grüne Technologien gesteckt, außerdem sind Sie Miteigentümer der Elektro-Rennserie Formel E. Glauben Sie, dass auch die Formel 1 in Zukunft elektrisch werden sollte?

Rosberg: Davon bin ich überzeugt. Wenn die ganze Mobilität elektrisch ist und alle neuen Autos elektrisch verkauft werden, dann müssen sie schon nachziehen. Dann macht es keinen Sinn mehr, dass sie dann mit Sprit unterwegs sind. Das Problem ist, dass die Formel E die nächsten 22 Jahre die Rechte hat. Irgendwann kommt dann der Punkt, an dem sie sich zusammentun müssen.

Was antworten Sie dem Motorsportfan, der sagt, er braucht den Benzingeruch und den Lärm der Autos in der Formel 1?

Rosberg: Das kann man verstehen, denn es ist schon ein Teil der Gänsehaut. Aber leider ist es dann irgendwann nicht mehr zeitgemäß. Die Welt passt sich an und irgendwann denkt man nicht mehr über so etwas nach. Wir sind in der Formel 1 jetzt schon viel leiser, als wir es noch vor ein paar Jahren waren, da redet jetzt auch keiner mehr drüber. Das ist ein Prozess, da muss man sich dran gewöhnen, genau wie bei der Elektromobilität generell. Man muss selbst erleben und sehen, dass das alles auch viele Vorteile hat. Das ist gar kein Kompromiss, sondern das hat fast nur Vorteile.

Zuletzt haben die Streckenbetreiber der Formel 1 die fehlende klare Linie bei Liberty beklagt. Wie sehen Sie die bisherige Arbeit der Besitzer und die Chancen auf grundlegende Reformen?

Rosberg: Im Großen und Ganzen gehen sie den richtigen Weg. Sie denken daran, den Sport jünger zu machen, die Digitalisierung voranzutreiben und die Jugend abzuholen. Die machen da schon viel und das ist der richtige Weg. Die USA haben das größte Potenzial und es ist enorm wichtig für den Sport, dass wir dort immer stärker Fuß fassen.

ZUR PERSON: Nico Rosberg (33) gewann 2016 als Mercedes-Fahrer seinen einzigen Weltmeistertitel und trat anschließend zurück. Insgesamt feierte er 23 Grand-Prix-Siege. Nach dem Karriereende investiert Rosberg in Zukunftstechnologien und arbeitet auch als Experte beim Fernsehsender RTL.

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