Erschließung der Plassenburg Neue Zufahrt oder doch die Seilbahn?

Von Stefan LInß

KULMBACH. Die komplizierte Verkehrserschließung für die Plassenburg bleibt ein vieldiskutiertes Dauerthema. Kulmbach ist mit seinem Problem nicht allein.

 
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Ursprünglich sollten Burganlagen ja Feinde abwehren. Das war das Ziel ihrer Erbauer. Die trutzigen Bauwerke ließen sich schwer erstürmen und einnehmen. In Kronach hat die Schutzfunktion jahrhundertelang hervorragend funktioniert. Die Festung Rosenberg ist in ihrer Geschichte niemals bezwungen worden. Und die Kulmbacher Plassenburg galt sogar als Vorbild für den Festungsbau.

Heute sollen Burgen möglichst vielen Leuten ein schönes Freizeitvergnügen bereiten. Die exponierte Lage ist auf einmal kein Vorteil mehr, denn damit sind Schwierigkeiten verbunden. Kulmbacher, Kronacher und auch Würzburger wünschen sich eine gute Erreichbarkeit für ihre Wahrzeichen. Doch das ist gar nicht so einfach.

Mehr Parkplätze, mehr Besucher

Burgen sind keine Möbelhäuser und liegen deshalb selten direkt an der Autobahnausfahrt mit Hunderten Parkplätzen vor der Tür. Die schmalen Zufahrtswege und Burgtore wurden nicht für Autos und schon gar nicht für Reisebusse konzipiert. Das wirkt sich negativ auf die Besucherzahlen aus, argumentieren die Befürworter einer besseren Verkehrserschließung. Ihr Credo: Mehr Parkplätze bringen mehr Besucher.

Beispiel Kronach: Dort hat vor wenigen Tagen der Tourismusausschuss der Stadt über neue Zufahrtsmöglichkeiten gesprochen. Über 30 000 Besucher sind im vergangenen Jahr auf der Festung Rosenberg gezählt worden. Aber es dürften gerne noch mehr sein, findet Stadträtin Marina Schmitt. "Wir kommen erst mit der Entwicklung weiter, wenn es uns gelingt, die Erreichbarkeit der Festung Rosenberg zu verbessern", sagt sie.

Der Landkreis Kronach hat ein neues Nahverkehrskonzept erarbeitet, erklärt Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein. Demnach werden Busse die Festung häufiger anfahren. Den Pkw bleibt die Zufahrt bis vor das Burgtor verwehrt. Zwar werde momentan eine Straße genutzt, die von Dörfles zur Oberen Stadt führt. Diese verläuft aber durch ein Landschaftsschutzgebiet und durch Wohngebiete. Deshalb scheidet die Straße als mögliche neue Zufahrt zur Festung Rosenberg für den Individualverkehr aus.

Der nächste große Parkplatz befindet sich in der Festungsstraße hinter dem Rathaus und ist 300 Meter Fußweg vom Burgeingang entfernt. Dennoch spricht der Kronacher Tourismusausschuss von einer schlechten Erreichbarkeit.

Fehlende Barrierefreiheit

Beispiel Würzburg: Dort gibt es ganz ähnliche Argumente wie in Kronach. Die Festung Marienberg hat in unmittelbarer Nähe zu den Burgmauern mehr als 120 Parkplätze für Autos und zehn Stellmöglichkeiten für Busse. Die Pkw-Tageskarte kostet drei Euro. Vom Parkplatz bis zum Innenhof müssen die Besucher allerdings durch die Anlagen 500 Meter zu Fuß zurücklegen. Die fehlende Barrierefreiheit ist ein Problem, heißt es in Würzburg.

Die Idee eines direkten Zugangs von der Innenstadt zur Festung Marienberg war deshalb bei den Unterfranken heuer ein großes Thema. Im Gespräch ist ein Aufzug oder eine Seilbahn.

100 Millionen Euro investiert der Freistaat Bayern in den kommenden Jahren in das Würzburger Wahrzeichen. Dort soll das neue Landesmuseum für Franken entstehen. Der Aufzug oder die Seilbahn könnten dabei helfen, die Festung für die zu erwartenden zusätzlichen Besucher zu erschließen. Doch die Finanzierung eines solchen Projekts ist unklar. Außerdem hatten die Würzburger ein ähnliches Vorhaben vor Jahren verwerfen müssen, nachdem sich in der Bevölkerung Widerstand geregt hatte.

Eine ähnliche Diskussion beschäftigte die Kulmbacher. Das Projekt Standseilbahn war heftig umstritten und wurde 1994 aufgegeben. Doch ganz gestorben ist die Idee wohl nie. Bis heute wird sie hin und wieder aus der Schublade geholt.

Die Verkehrserschließung ist trotzdem noch immer nicht verwirklicht. Aktuell ist der Kasernenhof mit dem Pendel-Bus oder mit dem Auto zu erreichen. Wobei nur im Winterhalbjahr die Parkplätze dort und im Schatzweg komplett zur Verfügung stehen. Im Sommer sind die Stellmöglichkeiten nur abends und nachts freigegeben.

Die Lösung, die von der Stadt, dem Stadtrat und dem Verein "Freunde der Plassenburg" präferiert wird, ist die Fläche beim ehemaligen Reitverein hinter der Plassenburg. Hinter der Sandsteinmauer der Langen Batterie sollen die Stellplätze angelegt werden. Doch die Idee liegt weiterhin auf Eis.

Denkmal- und Landschaftsschutz

Gründe des Denkmalschutzes sprachen bislang gegen den Ausbau. Außerdem sind das gesamte Burg-Areal und der angrenzende Buchwald ein Landschaftsschutzgebiet. Das macht es ähnlich wie in Kronach schwierig, alternative Zufahrtswege zu dem möglichen Parkplatz zu finden. Im Gespräch waren neue Straßen über die Obere Buchgasse oder über die Wolfskehle durch den Buchwald.

Beispiel Cadolzburg: Die Hohenzollernfeste im Landkreis Fürth ist im vergangenen Jahr beinahe überrannt worden. Von einem wahren Besucheransturm spricht die bayerische Schlösserverwaltung. Denn dort ist das erste Burgerlebnismuseum Deutschlands im Sommer eröffnet worden. "Mehr als 50.000 Besucher erlebten seither einen lebendigen und interessanten Einblick in die Geschichte des Mittelalters in dem einzigartigen Mitmach-Museum", teilt die Schlösserverwaltung mit.

Die Cadolzburg habe viel zu bieten. Nur eines nicht: Besucherparkplätze. Die nächste Stellmöglichkeit für Autos ist zu Fuß zehn Minuten entfernt. "Bitte beachten Sie, dass es an der Cadolzburg weder für Pkw noch für Busse eine Haltemöglichkeit gibt, um jemanden aussteigen zu lassen", informiert die Schlösserverwaltung die Besucher.

In Kulmbach hat unter anderem der Tag der offenen Plassenburg 2017 einen großen Besucherzuwachs gebracht. Die Museen zählten in dem Jahr insgesamt 34.156 Gäste. Das waren 8574 mehr als im Vorjahr.

Die "Freunde der Plassenburg" fühlen sich bestätigt. Es brauche beides gleichzeitig, ein attraktives Konzept für Besucher und eine bessere Verkehrserschließung.

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