Erfolgreich angedockt Astronaut Gerst in der ISS angekommen

Von Thomas Körbel,
Die Luke zwischen der Kapsel «Sojus MS-09» und der Raumstation ISS öffnet sich, der deutsche Astronaut Alexander Gerst schwebt in die Internationale Raumstation (ISS). Foto: European Space Agency Quelle: Unbekannt

Moskau. Der deutsche Astronaut Alexander Gerst ist nach zwei Tagen Flug in der Internationalen Raumstation (ISS) angekommen.

 
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Das Raumschiff „Sojus MS-09“ dockte am Freitag am russischen ISS-Modul „Rasswet“ (Morgendämmerung) an. Nach einem Druckausgleich öffnete sich die Verbindungsluke zwischen der Station und der Sojus und machte für Gerst und seine zwei Crew-Kollegen den Weg frei in ihr neues Zuhause in der Schwerelosigkeit.

In blauen Overalls schwebten sie in die ISS, wo sie die US-Astronauten Andrew Feustel und Richard Arnold sowie der Kosmonaut Oleg Artjemjew in blauen, weißgeblümten Hawaiihemden erwarteten.

Maus im Raumanzug

Die Raumfahrer begrüßten sich mit Umarmungen. Gerst ließ als Erstes die kleine Maus aus der gleichnamigen TV-Sendung schweben - auch mit Raumanzug. Später gab es ein erstes gemeinsames Foto der nun wieder sechsköpfigen Besatzung.

Gerst war am Mittwoch mit dem russischen Kosmonauten Sergej Prokopjew und der US-Astronautin Serena Auñón-Chancellor vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan zur ISS gestartet. Zahlreiche Fans von „Astro-Alex“ hatten bei Liveübertragungen in Deutschland mitgefiebert. Er soll bis Dezember bleiben, im Herbst übernimmt er als erster Deutscher das Kommando auf der Raumstation.

Problemlos hatte die Sojus am Freitagnachmittag an die Raumstation angedockt. In der Flugleitzentrale in Koroljow bei Moskau verfolgten Raumfahrtfunktionäre der Europäischen Weltraumorganisation (Esa), der US-Weltraumbehörde Nasa und der russischen Organisation Roskosmos das Manöver ruhig und routiniert - ohne Jubel und Applaus. Auch Gersts Eltern waren in der Flugleitzentrale dabei. Sie saßen auf der Tribüne und schauten auf den riesigen Bildschirm.

Erst einmal Hausputz

„Je unspektakulärer, desto sicherer ist es“, kommentierte der deutsche Astronaut Matthias Maurer das Andockmanöver. Er richtete den Blick auf die nächsten Tage: „Am Samstag steht Hausputz auf dem Programm. Vielleicht übernimmt aber erstmal die alte Crew das Putzen. Sonntag ist frei, Montag geht die Arbeit dann los.“

Glückwünsche aus aller Welt begleiteten die Ankunft Gersts und seiner Kollegen auf der ISS. „Willkommen in Eurem neuen Zuhause“, twitterte die Esa, als die Livebilder vom Andockmanöver über die Bildschirme flimmerten. Video-Bilder der Esa und der Nasa zeigten, wie die Kapsel im Licht des orbitalen Sonneruntergangs Meter für Meter näher kam. Darunter war die Erde zu sehen, mit Ozeanen, Gebirgen und Wolken. „Was für ein Blick“ und „Viel Glück“ kommentierten Zuschauer die Übertragung auf der Nasa-Seite.

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) rief die Fans über Twitter zum irdischen Gruß auf: Zwischen 17.50 Uhr und 19.20 Uhr sei die ISS über Deutschland. „Man kann die ISS zwar nicht sehen, weil der Himmel noch viel zu hell ist. Aber ihr könnt ja @Astro_Alex mal zuwinken und eure #Winkehand_für_Alex gleichzeitig fotografieren!“

Körperpflege

Nach der Ankunft stehen für die „Neuen“ auch Sicherheitsbriefing und Körperpflege an. „Da werde ich mich sehr drauf freuen nach zwei Tagen in der Sojus“, hatte Gerst vor seinem Abschied noch in Baikonur gesagt. Auch Zeit, um sich mit ihren Schlafsäcken häuslich einzurichten, sei eingeplant. „Wir bringen sie in unsere Räume und machen sie uns ein bisschen schön.“

In den kommenden Tagen kann sich der 42-Jährige auf seine ersten Experimente stürzen. Rund 300 stehen auf der Agenda, davon 41 Versuche des DLR. Schon kommende Woche muss sein ursprünglicher Zeitplan angepasst werden, denn ein Außeneinsatz seiner US-Kollegen Arnold und Feustel ist für Donnerstag angesetzt. Gerst solle die beiden von innen unterstützen, sagte DLR-„Horizons“-Leiter Volker Schmid. „Dafür mussten wir ein Experiment verschieben.“

Die Mission „Horizons“ (Horizonte) ist Gersts zweiter Einsatz im Weltraum. 2014 war er bereits für gut ein halbes Jahr im All. Damals hatte er als twitternder „Astro-Alex“ viele Fans in Deutschland gewonnen. Der 42-jährige Geophysiker aus Baden-Württemberg versteht es als Teil seiner Pflichten, die Öffentlichkeit an seinen Erfahrungen und Entdeckungen im Kosmos teilhaben zu lassen. Die Esa schätzt ihren Astronauten als Botschafter für die bemannte Raumfahrt.

Wieder bei Twitter

Gerst hat angekündigt, auch diesmal wieder twittern zu wollen. Seine beliebten Nachrichten in den sozialen Netzwerken entstehen übrigens so: Wenn er etwas Interessantes sehe, mache er Fotos und notiere seine Gedanken dazu, schilderte Gerst. „Technisch gehen wir natürlich nicht ins Internet und laden jedes Mal selbst Sachen bei Twitter, Instagram oder Facebook hoch, denn wir müssen arbeiten.“ Vielmehr schaue er sich abends seine Bilder und Notizen an. „Das schicke ich in einer E-Mail an mein Team, und die stellen das ein“, erläuterte Gerst.

„Wir haben großes Glück bei der Esa, weil wir ein fantastisches Astronauten-Corps haben“, sagte David Parker, Leiter der bemannten Raumfahrt bei der Esa. Alle teilten aktiv ihre Erfahrungen mit der Öffentlichkeit. „„Astro-Alex“ ist darin besonders gut. Ich weiß, er wird eine besonders gute Mission haben in den kommenden sechs Monaten, und jeder wird daran teilhaben.“

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