Wahl zum Dezernenten für Kultur in Erfurt Knoblich kommt nicht nach Bayreuth

Von R. Kocholl, U. Eschenbacher und C. Carl
Tobias Knoblich. Foto: red Foto: Peter Gisder

BAYREUTH/ERFURT. Die Entscheidung ist gefallen: Tobias Knoblich ist in der Sitzung des Erfurter Stadtrats am Mittwochabend zum Dezernenten für Kultur, Wirtschaft und Umwelt gewählt worden. Die Wahl wurde in Bayreuth mit Spannung verfolgt, da sich Knoblich auch hier auf die Stelle des Kulturreferenten und berufsmäßigen Stadtrats beworben und die Wahl angenommen hatte

 
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Per Livestream ließ sich die Sitzung, die am Mittwoch um 19 Uhr im Erfurter Rathaus eröffnet wurde, auch von Bayreuth aus mitverfolgen. Zunächst hatten sich neben Knoblich zwei weitere Kandidaten zur Wahl gestellt, darunter die Amtsinhaberin Kathrin Hoyer. Da keiner der drei im ersten Wahlgang die erforderliche Mehrheit erreichen konnte, kam es zur Stichwahl zwischen Knoblich und der Amtsinhaberin. Dabei entfielen auf den Herausforderer 30 Stimmen, auf Kathrin Hoyer 16. Nach der Bekanntgabe des Ergebnisses um 20.05 Uhr war kurzer Jubel im Erfurter Rathaus zu hören.

Im Gespräch mit dem Kurier zeigte sich der frisch gewählte Dezernent denn auch erleichtert: „Ich bin froh, dass die Klärung der Zerreißprobe eingetreten ist.“ Wie schon nach seiner Wahl zum Referenten in Bayreuth, hat Knoblich auch gestern in Erfurt erklärt, dass er die Wahl annimmt. Was bedeutet: Bayreuth wird leer ausgehen und sich gegebenenfalls einen anderen Kulturreferenten suchen müssen. Gleichwohl erklärte sich der künftige Erfurter Dezernent bereit, sich noch einmal im Bayreuther Stadtrat zu präsentieren, falls dies gewünscht werde: „Ich würde das sehr gerne tun und finde es gut, wenn man sich nochmals ausspricht.“

Bayreuths Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe (BG) teilte gestern auf Kurier-Anfrage mit: „Erfurt hat sich für Dr. Knoblich entschieden. Völlig unabhängig, wie man das Bisherige beurteilt, ist Dr. Knoblich zu seiner Wahl zu gratulieren. Nachdem in Bayreuth viel Porzellan zerschlagen worden ist, ist die Wahl in Erfurt für Dr. Knoblich eine Chance, in einem Umfeld zu arbeiten, das sich zumindest mehrheitlich auf ihn als Dezernenten einlassen will. In Bayreuth wäre vermutlich zumindest die Startphase nicht einfach gewesen. Für Bayreuth bedeutet die Wahl in Erfurt, dass wir uns nun erneut mit der Thematik Besetzung des Postens eines Kulturreferenten zu beschäftigen haben.“

Mit offenem Visier gekämpft

Heftige Diskussionen hatte der Fall auch in der Stadtratssitzung am Mittwochnachmittag im Bayreuther Rathaus ausgelöst. Für Irritationen sorgte ein Antrag der Stadträte Stefan Specht (CSU), Thomas Bauske (SPD), Thomas Hacker (FDP), Christopher Süss (JB) und Ulrich Pfeifer. Dabei ging es um das Aushändigen der Ernennungsurkunde für Knoblich. Stadtrat Stefan Schlags (Grüne) kritisierte den Antrag. Die Unterzeichner seien die Personen, „die noch jeden Kulturreferenten hier demontiert haben“. Knoblichs Verhalten sei in Ordnung und entspreche dem anderer Personen in Spitzenpositionen. Der Ruf des Stadtrats gegenüber qualifizierten Bewerbern habe sich damit nicht verbessert. Bauske konterte und holte zum Gegenangriff aus: „Ich bin das Geschwätz und die Lügen leid“, sagte er in Richtung Schlags.  Er, Bauske, sei überhaupt erst seit vier Jahren im Stadtrat, genauso wie JB-Fraktionsvorsitzender Stefan Schuh, in dessen Namen Süss unterzeichnet hatte. Karsten Schieseck (BG) sagte, es gebe keinen Grund, beleidigt zu sein, denn das sei unprofessionell. Knoblich habe mit „offenem Visier gekämpft“.

Dass mit Tobias Knoblich ein hochqualifizierter Kandidat Bayreuth den Rücken zuwendet, zeigt sich auch daran, dass der Erfurter erst wenige Tage zuvor zum neuen Präsidenten der bundesweiten Fachorganisation Kulturpolitische Gesellschaft gewählt wurde.

Für Erfurt bedeutet die Wahl Knoblichs, dass Rot-Rot-Grün in der Landeshauptstadt faktisch beendet ist.

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