Eisslalom: Heiße Drifts auf kalter Strecke

Von Moritz Kircher

Grip ist wichtig bei Autorennen. Nicht so beim Eisslalom des 1. MSC Fichtelberg. Schnee walzen, Wasser spritzen, frieren lassen – tagelang hatten sich die Vereinsmitglieder ins Zeug gelegt, um für die Teilnehmer auf dem Gelände am Sportplatz eine spiegelglatte Piste zu zaubern. So herrschten am Sonntag perfekte Bedingungen, und die Fahrer boten die Zuschauern heiße Eisdrifts. Und vom Sieger gibt's Tipps für das richtige Fahren auf Eis und Schnee.

 
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Schneeketten oder gar Spikes waren verboten beim Eisslalom, der aufgrund guter eisiger äußerer Bedingungen erstmals seit 2013 wieder stattfinden konnte. Das Rennen zählt als Wertungslauf zum Eis-Pokal-Oberfranken, der neben Mehlmeisel noch Läufe in Marktleuthen, Hof, Naila und Marktredwitz vorsieht. Wer bei allen fünf Rennen in seiner Klasse die meisten Wertungspunkte sammelt, ist oberfränkischer Eispokalsieger.

Keine Hilfsmittel auf den Reifen erlaubt

Zwar ist in keiner der Klassen – Heck- und Fronttriebler, Allrad und Geländewagen – der Einsatz von Hilfsmitteln auf den Reifen erlaubt. Aber die Fahrer lassen sich dennoch einiges einfallen, um vielleicht ein wenig mehr Haftung auf der Eispiste aus ihren Autos zu kitzeln. So standen auf dem Parkplatz am Sportheim in Mehlmeisel einige Autos aufgebockt da, und die Besitzer wechselten noch schnell vor dem Rennen die Reifen. So auch Frank Hornfeck aus Naila.

Aber warum? Hornfeck erklärt, welche Reifen er da gerade aufzieht: „Das sind Barum Icemaster. Die sind schon 30 Jahre alt und besser als alles, was man heute bekommt.“ Die Reifen haben dicke, tiefe Stollen. Wenn etwas auf der Mehlmeiseler Eisslalomstrecke Grip hat, dann solche Reifen. „Solche Reifen werden heute nicht mehr hergestellt“, sagt Thomas Schinner vom ausrichtenden Verein 1. MSC Fichtelberg. Deshalb hüteten die Fahrer diese Reifen gut. Auf der Straße werden sie nicht gefahren, weil sie sich sonst abnutzen. Nur für die Eisrennen werden die Spezialpneus aufgezogen.

Die Technik gleicht Fahrfehler aus

Schinner brauchte das nicht, um in der Klasse der Hecktriebler einen Heimsieg einzufahren. Mit 1:02,06 Minuten war er gerade einmal 25 Hundertstel schneller als sein Vereinskollege Franz Scharl. Beide waren auf demselben BMW E30 älteren Baujahrs auf der Strecke. Die beiden Routiniers ließen den jüngeren Fahrern mit den modernen Autos keine Chance. Ist der ganze technische Schnickschnack, der heutzutage in den Autos steckt, auf Eis also unbrauchbar?

„Nein, die Technik gleicht schon Fahrfehler aus“, sagt Schinner. „Manchmal, ohne dass es der Fahrer merkt.“ Auf glatter Fahrbahn gehe aber nichts über Erfahrung. Und deshalb sieht er solche Rennen auch nicht als reine Spaßveranstaltung. Auch weniger erfahrene Autofahrer seien aufgerufen, ihr Können zu testen. Teilnehmen darf jeder, der über eine Führerschein und ein Auto mit Straßenzulassung verfügt.

„Angepasst fahren und sich nicht überschätzen.“

Je nach Antriebsart (Front, Heck oder Allrad) reagiert ein Auto auf glatter Fahrbahn unterschiedlich. Während beim Hecktriebler eher das Hinterteil des Autos ausbreche, ziehen Fronttriebler das Fahrzeug stärker in eine Kurve, sagt Schinner. In beiden Fällen hat er einen Tipp parat, falls man auf glatter Straße ins Rutschen gerät – mal kurz die Kupplung treten. „Dann beruhigen sich die Räder.“

Die Zuschauer in Mehlmeisel waren da, um Autos rutschen und driften zu sehen. Und das bekamen sie auch reichlich geboten. Für glatte Straßen hat Schinner eigentlich nur einen Tipp parat: „Angepasst fahren und sich nicht überschätzen.“

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