Eintrag ins Goldene Buch der Stadt im Rathaussaal Geißler liest aus seinem neuen Luther-Buch

Von Brigitte Grüner
Heiner Geißler trägt sich in das Goldene Buch der Stadt Auerbach ein. Rechts neben ihm Bürgermeister Joachim Neuß und sein Stellvertreter Norbert Gradl. Foto: Brgitte Grüner Foto: red

Heiner Geißler, 86 Jahre alt, ist ein Mensch, der seine Meinung deutlich vertritt. Der frühere Bundesminister ist zeitlebens kritisch geblieben und bezeichnet sich selbst als Grenzgänger. In politischer und religiöser Hinsicht. Er war zu Gast in Auerbach zu Gast.

 
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Vor der Lesung aus seinem aktuellen Buch „Was müsste Luther heute sagen?“ begrüßte Bürgermeister Joachim Neuß den Autor im historischen Sitzungssaal. Er freute sich, dass es gelungen war, einen der profiliertesten Politiker der letzten Jahrzehnte im Rahmen des städtischen Kulturprogramms zu präsentieren.

Eintrag ins Goldene Buch

Die Freude war beiderseitig. Geißler rechnet es der Stadt hoch an, dass sie sich nicht nur dem Straßenbau widmet, sondern Kultur, Kunst, Religion, Dichtung und Musik als Bestandteil der Kommunalpolitik sieht. Mit einer entsprechenden Widmung trug er sich auch in das Goldene Buch der Stadt ein, nachdem ihm der Bürgermeister die Stadtgeschichte kurz geschildert hatte. In der Frankenpfalz könne sich Geißler, der begeisterter Kletterer und Bergsteiger ist, wohl fühlen, so der Rathauschef.

Übernachtung in Königstein

„Warum übernachte ich eigentlich in Königstein?“ hatte sich der Gast schon beim gemeinsamen Abendessen mit den drei Bürgermeistern und ihren Ehefrauen gewundert. Auerbach solle sich an Angela Merkel wenden, wenn Unterstützung in Sachen „Hotel“ oder bei anderen Fragen erforderlich ist, meinte Geißler. Aus der Speisekarte im „Wilden Mann“ wählte der langjährige CDU-Generalsekretär Bodenständiges und Regionales: Leberknödelsuppe, Bratwürste, Sauerkraut und Bratkartoffeln.

Immer ein Grenzgänger

Die Lage Auerbachs nahe an Mittel- und Oberfranken nannte Heiner Geißler „sympathisch“. Er sei selbst auch immer Grenzgänger gewesen. Sein Wahlkreis habe an der Grenze zum Elsaß und damit zu Frankreich gelegen. In Sachen „religiöser Grenzgänger“ sagte der Autor, der vier Jahre als Novize im Jesuitenorden lebte und diesen erst vor der Ewigen Profess wieder verließ: „Jeder intelligente Katholik ist auch ein Stück weit Protestant.“ Man dürfe im Leben nie alles akzeptieren, was von oben kommt. Jeder solle den Mut haben, selbstständig und ohne Anleitung zu denken.

Er selbst glaube an Jesus, sagte er. „Was Jesus gesagt hat, war das Beste, was ich kenne.“ Mit dem Glauben an Gott tue er sich schon schwerer. Und auch die Dogmen der katholischen Kirche wie Mariä Himmelfahrt, Erbsünde oder jungfräuliche Geburt empfinde er wie eine Art „geistliche Belastung“. Grenzgänger sein und damit in beide Richtungen schauen habe etwas Gutes. Auch politisch. In Deutschland habe es viele Jahre eine politische Stagnation gegeben, weil sich die Parteien gegenseitig blockiert haben, und grundsätzlich alle guten Ideen der „Anderen“ abgelehnt haben. „Das war das Dümmste, was ich im Leben erlebt habe.“

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