Einöden-Serie: Fahrt mit dem alten Lanz

Von Moritz Kircher

Ludwig Hofmann lebt in der Schlammersdorfer Einöde Starkenacker. Es ist der ehemalige Bauernhof seiner Eltern. Bauer könnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, jemals woanders zu wohnen. Hier fühlt er sich wohl. Vor allem, weil er in der Scheune seine Sammlung historischer Bulldogs hegen und pflegen kann.

 
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Der alte Lanz, das ist Ludwig Hofmanns Lieblingstraktor. 16 PS, Baujahr 1955. Himmelblau angestrichen und mit feuerrotem Sitz, Lanz-Schriftzug und Felgen. So steht der Bulldog in Hofmanns Scheune in der Schlammersdorfer Einöde Starkenacker. Im Sommer holt der 68-Jährige den Traktor hin und wieder raus und macht eine Ausfahrt. „Wenn ich den mal 40 Kilometer gefahren bin, dann läuft der wieder weich wie Butter“, sagt Hofmann.

Lanz, Holder, MAN, Hanomag, Eicher und Fendt

Acht solcher Oldtimer hat der Rentner in seiner Scheune stehen. Neben dem Lanz einen Holder, einen MAN, einen Hanomag, zwei Eicher und zwei Fendt – einer mit dem klingenden Namen Dieselross. „Die Sammlung ist ohne Mängel“, sagt Hofmann. „Die kommen alle über den TÜV.“ Bis auf einen Traktor sind alle fahrtüchtig. Bei einem der beiden Fendts ist die Wasserpumpe defekt. Ersatz ist bestellt.

Die Teile gibt es natürlich in keiner Werkstatt. Dafür hat Ludwig Hofmann einen Katalog für Oldtimer-Ersatzteile. Viele der Marken, die da verkauft werden, gibt es heute gar nicht mehr. Fendt gibt es noch. Ehemals ein Familienunternehmen aus dem Allgäu, gehört die Marke heute zu einem US-Landmaschinenkonzern. Aber Hofmanns Fendt-Traktoren, Baujahr 1954 und 1977, die wurden noch in Marktoberdorf gefertigt.

„Wenn die Bulldogs nicht laufen, gehen sie kaputt“

Ludwig Hofmann hat die Traktoren nicht einfach so rumstehen. Wenn er Zeit hat, dann bastelt er gerne daran, restauriert, repariert und putzt die alten Landmaschinen. Aber nicht nur er macht etwas mit den Traktoren. „Die müssen auch alle noch etwas arbeiten“, sagt er. An den Eicher, Baujahr 1960, hat er zum Beispiel einen Holzspalter angeschlossen. Mit dem gerade einmal 19 PS starken Motor des „EM 295K“ macht er dann Brennholz. „Der ist richtig sparsam“, erzählt Hofmann. Da reiche eine Tankfüllung drei Jahre lang fürs Brennholz spalten. Sind diese museumsreifen Stücke nicht zu schade, um sie noch für solche Arbeiten einzuspannen? „Wenn die Bulldogs nicht laufen, gehen sie kaputt“, sagt er.

Zuerst war er als einziger Sohn von sechs Kindern als Nachfolger für den heimischen Hof vorgesehen. Dann berief ihn aber die Bundeswehr ein, und der Vater blieb alleine mit der Landwirtschaft. Nach der Bundeswehr hat sich Ludwig Hofmann dann doch einen anderen Job gesucht und wurde Baumaschinenführer. Dabei kam er bis zur Rente viel rum – und stieß dabei auch immer wieder auf alte Traktoren.

Andere Sammeln Briefmarken, Bauer sammelt Bulldogs

Seinen Holder-Traktor hat er vor sechs Jahren in Amberg gekauft. Da hatte jemand das gute Stück aus dem Jahr 1960 in der Zeitung inseriert. „Wenn ich bei sowas nicht morgens um halb acht da bin, dann ist der weg“, sagt Hofmann. Solche Oldtimer-Traktoren sind bei Sammlern gefragte Stücke. Und das, obwohl die Bulldogs, die er kauft, oft nicht gerade gut in Schuss sind. Er fährt sie nach Hause, in die Werkstatt in seiner Scheune, und bringt die alten Landmaschinen erstmal wieder auf Vordermann.

Und warum sammelt er ausgerechnet alte Bulldogs? Die urigen Maschinen haben es ihm einfach angetan. Hofmann hat auch noch einen neueren Traktor, mit dem er sein Waldgrundstück bewirtschaftet. Aber so ein neues Ding zu steuern, das macht ihm nicht halb so viel Spaß. Die ganze Elektronik, die heutzutage in den Taktoren verbaut ist – „das ist einfach nicht dasselbe“, sagt er. Und das Sammeln dieser Oldtimer sei eben seine Leidenschaft. „Andere sammeln Briefmarken, ich sammele eben Bulldogs“, sagt Hofmann.

Zum Dank für die eigene Gesundheit eine Kapelle gebaut

Ludwig Hofmann ist in Starkenacker geboren, aufgewachsen und war bis auf seine Zeit bei der Bundeswehr dort auch noch nicht weg. Ob es ihn nie in eine Stadt gezogen hat? „Nein!“, ruft er aus. „Da will ich nicht hin.“ Er habe in den 1990er Jahren öfter mal eine Verwandte im Altenheim in Bayreuth besucht. „Da wollte ich immer gleich wieder weg.“ Weg aus dem Altenheim? „Da war es ganz schön. Weg aus der Stadt“, sagt er.

Mit seiner Frau, die in Kemnath arbeitet, kümmert er sich lieber um den Hof in Starkenacker. Immer wieder gibt es etwas auszubauen oder zu renovieren. Sogar eine kleine Kapelle steht auf dem Grundstück. Die hat Ludwig Hofmann zum Dank dafür gebaut, dass er nach zwei Bandscheiben-Operationen wieder vollständig gesund wurde. Am liebsten verbringt er seine freie Zeit aber mit den Oldtimern. Wie viele Stunden er da schon reingesteckt hat? „Das weiß ich wirklich nicht.“

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