Eine Bank, die auf die ganze Welt setzt

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Professor Stefan May. Foto: obs/quirin bank AG/Urban Ruths" Foto: red

Ein rüpelhafter und unberechenbarer früherer Immobilienmogul als US-Präsident. Die Briten, die sich von der EU abwenden. Dazu Kriege und Krisen – ob im Nahen Osten oder in Afrika. Mancher Experte malte deshalb Schreckensszenarien an die Wand, doch die Finanzmärkte ließen die vielen Kassandrarufe bislang kalt. Im Gegenteil: Mit Aktien etwa ließ sich im vergangenen Jahr ordentlich Geld verdienen.

 
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Und viele Analysten glauben, dass sich der Aufschwung fortsetzt. Professor Stefan May, Leiter des Anlagemanagements der Quirin Privatbank, rät Anlegern jedenfalls, politischen Unsicherheiten und Katastrophen-Prognosen mit einer gewissen Gelassenheit zu begegnen.

Nur keine Hektik

Statt Hektik und Aktionismus sollten Anleger eine konsistente und mittel- bis langfristige Strategie verfolgen. Es gehe nicht darum, einzelne politische Ereignisse oder Entwicklungen vorherzusehen, sagte May bei einer Kundenveranstaltung seiner Bank in Hof. Selbst, wenn einem das gelänge, ließen sich keine einfachen Wenn-dann-Schlüsse daraus ziehen. „Wir wissen einfach nicht, wie sie sich auf die Finanzmärkte auswirken.“

May hat für sein Finanzhaus ein wissenschaftlich fundiertes Konzept entwickelt: Die Kunden sollen damit Rendite-Chancen nutzen, aber gleichzeitig Risiken minimieren können. „Wir setzen auf die ganze Welt“, sagt May.

Konkret bedeutet das: Die Quirin Privatbank investiert nicht in einzelne ausgewählte Regionen, Segmente oder gar Unternehmen, sondern legt das ihr anvertraute Geld sehr breitgefächert an. Über sogenannte ETFs – das sind kostengünstige börsengehandelte Fonds, die lediglich einen Index abbilden – werden Anteile von 10.000 als stark eingestufte Unternehmen ins Depot geholt.

Alternative Investments

Auch Anleihen und sogenannte Alternative Investments, zum Beispiel privates Beteiligungskapital, spielen eine Rolle. „Wir greifen nicht einzelne Märkte heraus, sondern setzen auf eine breite Streuung“, erläuterte May. Um Zinsänderungs-Risiken abzufedern, wird bei Bedarf Schritt für Schritt umgeschichtet.

Ziel ist nach Aussage von Harry Richter, Leiter der Hofer Niederlassung der Quirin Privatbank, ein nachhaltiger Erfolg. Eine solide Rendite über Jahre hinweg sei wertvoller als ein Spitzenergebnis in einem einzelnen Jahr, betonte er.

Durchhaltevermögen

Durchhaltevermögen ist zentraler Bestandteil des Konzepts der Bank. Genau das sei aber bei vielen Anlegern ein Problem, berichtete May aus Erfahrung. Emotionen machten ihnen häufig einen Strich durch die Rechnung. Anleger verhielten sich größtenteils viel zu zyklisch. „Wenn die Märkte bereits stark gestiegen sind, dann gehen alle begeistert rein in Aktien“, analysierte May. Papiere seien dann aber oft teuer und hätten nur noch wenig Potenzial.

Er spricht sich dafür aus, auch in Schwächephasen an der festgelegten „strategischen Aktienquote“ festzuhalten. „Es ist wichtig, nicht die Nerven zu verlieren, wenn es mal nach unten geht.“ Dann könne man in Aufwärtsphasen von den Kursanstiegen profitieren.

Eiserne EZB-Faust

Hart ins Gericht ging der Professor mit der Europäischen Zentralbank (EZB). Diese halte aus politischen Gründen den Zins im Euroraum „mit eiserner Faust“ niedrig. Eigentlich müssten die Zinsen steigen, doch die Notenbank wolle lieber mit ihrer fortgesetzten expansiven Geldpolitik den Krisenländern der Währungsunion unter die Arme greifen.

Die Krise der Eurozone ist nach Ansicht Mays noch nicht vorbei. Die Target-Salden des EZB-Systems bereiten ihm Sorge. „Das beobachten wir scharf“, sagte der Redner. Umso wichtiger sei ein global ausgerichtetes Portfolio. Damit könne man etwaige Negativentwicklungen im europäischen Währungsverbund besser auffangen.

Info: Die Quirin Privatbank mit Stammsitz in Berlin hat bundesweit 13 weitere Niederlassungen. Sie hat zwei Geschäftsfelder: das Anlagegeschäft für Privatkunden (Honorarberatung) und die Beratung bei Finanzierungsmaßnahmen auf Eigenkapitalbasis für mittelständische Unternehmen (Unternehmerbank).

Das Finanzinstitut beschäftigt 200 Mitarbeiter und verwaltet nach eigenen Angaben ein Anlagevolumen von insgesamt rund 2,7 Milliarden Euro. Die Mitarbeiter der Hofer Niederlassung betreuen Kunden in ganz Oberfranken sowie in Teilen Sachsens und Thüringens. Gründer und Vorstandschef der Bank ist Karl Matthäus Schmidt. Der 49-Jährige wohnt mit seiner Familie in Berlin und in Kulmbach.

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