Eine App aus Bayreuth für China

Von
Ihnen geht es um Prozessoptimierung: Tobias Hertkorn (vorn) und Sebastian Schmidt sind die Geschäftsführer von Group XS. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Qualitätskontrolle war und ist ein oft mühsames Geschäft - Prüfplan auf dem Klemmbrett abarbeiten und abhaken, Auffälligkeiten notieren und eventuell mittels Fotoapparat dokumentieren, und abends oder am Ende der Woche alles in das Computersystem der Firma eingeben. Geht einfacher, sagen die Chefs der jungen Bayreuther IT-Firma GroupXS. Ihre entsprechende App hat der Werkzeug-Konzern Einhell gerade an seinen chinesischen Standorten eingeführt.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Für Tobias Hertkorn und Sebastian Schmidt, die Geschäftsführer von GroupXS, ist die Zusammenarbeit mit Einhell eine Art Leuchtturmprojekt. Nicht, weil es sich dabei um einen Konzern mit einem Jahresumsatz von etwa einer halben Milliarde Euro handelt. Schließlich gibt es mit Bosch, Uniper, den Stadtwerken Zürich oder der Baywa-Tochter für erneuerbare Energien bereits andere namhafte Kunden. Aber das Einhell-Projekt ist das erste wirklich große, mit dem die Bayreuther in den Bereich Logistik vorstoßen und damit zeigen, dass ihre App nicht nur in der Energiewirtschaft funktioniert, für die sie einst entwickelt wurde. Der Name: Reportheld - vom englischen Wort report für berichten.

6000 Container in mehr als 40 Länder

Einhell bezeichnet sich selber als einen der weltweit führenden Anbieter für Werkzeuge und Maschinen sowie Garten- und Wassertechnik und produziert viel in China. Von dort gehen im Jahr rund 6000 Container mit den verschiedenen Produkten zu Standorten in mehr als 40 Ländern rund um den Erdball. Jeder mit unterschiedlichem Inhalt, und trotzdem müssen bei der abschließenden Qualitätskontrolle einheitliche Prüfroutinen eingehalten werden. Das stellt nun Reportheld sicher. Wobei Tobias Hertkorn betont, dass die App bei Einhell erstmals nicht nur linear, sondern quasi „im Kreis“ arbeite. Kommen bei den Prüfroutinen einzelne Fehlermeldungen öfter vor - etwa am Stecker einer Bohrmaschine -, sorgt die App automatisch dafür, dass die Einhell-Mitarbeiter vor Ort zunächst genauer hinschauen. Bestätigt sich der Verdacht einer Schwachstelle, läuft diese Nachricht wie alle andere Daten auch in der Zentrale ein, die für Abhilfe sorgt.

Chinesisch ist das kleinste Problem

Die Tatsache, dass die Ergebnisse aller Inspektionen in Echtzeit in der Firmenzentrale zur Bearbeitung und Auswertung vorliegen, ist für Uwe Hekler, IT-Manager bei Einhell, einer der großen Vorteile von Reportheld. Es gehe um Zeitersparnis und exaktere Dokumentationen. „Außerdem wird die Lösung genau auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten“, sagt Hekler. Dass die App dabei auf den Tablets der Mitarbeiter vor Ort auf Chinesisch laufen muss, war übrigens das geringste Problem. „Da gibt es ja Übersetzungslösungen, das hat keinen Arbeitstag gedauert“, sagt Hertkorn. Englisch, Französisch, Italienisch - alles ist möglich. Wobei: „Arabisch wäre schon eher eine Herausforderung“, sagt Geschäftsführerkollege Schmidt: „Weil man das von rechts nach links schreibt.“

Es geht um Prozessoptimierung

Neun feste Mitarbeiter hat GroupXS bislang, zwei weitere Softwareentwickler wurden gerade eingestellt. Hinzu kommen freie Mitarbeiter und Werkstudenten, vor allem von der Uni Bayreuth und der Hochschule Hof. Ihre Aufgabe ist es, in enger Zusammenarbeit mit den Kunden deren Bedürfnisse herauszufinden und dann die App individuell darauf zuzuschneiden. Immer geht es dabei um Prozessoptimierung und Koordinierung verteilter Außenteams.

Werben um den Mittelstand

Die unter anderem bei Betreibern von Windparks und großen Photovoltaikanlagen oder Wasserversorgern und jetzt eben bei Einhell bewiesene Expertise wollen Hertkorn und Schmidt künftig auch verstärkt beim heimischen Mittelstand einsetzen - sprich, zusätzlich zu Schuh Mücke weitere Kunden in der Region gewinnen. „Gerade erst hat sich bei uns eine große Werft gemeldet, aber beim heimischen Mittelstand hakt’s noch etwas“, bedauert Schmidt.

Stürmisches Wachstum

Dem Status eines Start-Ups sei die 2013 gegründete GroupXS jedenfalls mittlerweile entwachsen, auch weil man breiter aufgestellt sei als noch vor einiger Zeit. „Wir haben eine ordentliche Stabilität erreicht, stehen auf eigenen Füßen und wollen weiter stabil wachsen“, sagen die Geschäftsführer. Wobei man das Wachstum durchaus als stürmisch bezeichnen kann. 2016 betrug der Umsatz rund eine viertel Million Euro, dieses Jahr werden es mehr als eine halbe Million sein und 2018 soll die Millionengrenze übersprungen werden.

Autor

Bilder