Ein Unterstützer steht vor Gericht, weil er mit der Ermordung des Bayreuther Gutachters Klaus Leipzigers drohte Fall Mollath: „Sehr sehr dringend töten“

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Es war der pure Hass, der Ulrich S. (39) aus Neustadt antrieb: Der Informatiker drohte Klaus Leipziger (60) zu ermorden, rief auch im Internet zu dessen Ermordung auf und gab „Tötungsempfehlungen“ für Bayreuther Richter. Dafür muss er sich zurzeit vor dem Schöffengericht Bayreuth verantworten.

 
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Am 18. Dezember 2012, als die Diskussion um Gustl Mollath begann, meldete sich Ulrich S. (38) bei Klaus Leipziger, dem Leiter der Forensik im Bezirksklinikum in Bayreuth. Der Anrufer, er gab einen falschen Namen an, behauptete, von der örtlichen Presse zu sein. Als Leipziger erklärte, nicht er, sondern Gerichte seien für die Unterbringung von Mollath verantwortlich, legte der Anrufer los. „Dann muss ich wohl raufkommen und Ihre verleumderische Zunge abschneiden“. Leipziger legte auf. Doch Ulrich S. rief nochmals an, seine Drohungen wurden heftiger: Je länger Herr Mollath im Bezirkskrankenhaus festgehalten werde, desto größer sei die Wahrscheinlichkeit, dass er vorbeikommt und „Dr. Leipziger umbringen“ werde.

Im Januar 2013 setzte Ulrich S. seine Hetze mit Emails fort. Darin nannte er Leipziger ein „notorisch verleumderisches Vieh“, das „sehr sehr dringend getötet werden“ muss. Unter der Überschrift „Notorisch verleumdenden Scharlatan und Quacksalber Klaus Leipziger aus Bayreuth dringend vernichten“ forderte Ulrich S. öffentlich auf, Leipziger „dringend in Selbstjustiz, Notwehr oder Nothilfe“ zu „vernichten“. Das wertete der Staatsanwalt als öffentlichen Aufruf zur Tötung.

„Wer immer das Vieh Klaus Leipziger aus Bayreuth wegmacht, dem wird dafür Absolution zuteil werden. Gott hat viel Verständnis dafür, wenn jemand einem notorischen Verleumder einen Stein durch den Schädel schlägt oder ihm die Kehle aufschneidet“, schrieb Ulrich S., dessen Text immer noch im Internet zu finden ist.

Im Juni vergangenen Jahres setzte er seine Hetze fort: Er gab „Tötungsempfehlungen“ ab, die allesamt Bayreuther Juristen betrafen, die er ehrverletzend als „Parasiten“ bezeichnete, mit Vor- und Nachnamen sowie Geburtsdaten. Andere Abhilfe sei nicht möglich, schrieb er. „Im derzeitigen Stadium ist brutale Gewalt die einzige Möglichkeit, weitere Verfilzungen und Versumpfungen zu vermeiden.“ Auch das steht noch heute im Internet.

Doch der Hass trieb Ulrich S. zu weiteren Tiraden: Er rief im August 2013 bei der Polizei an und beleidigte einen Kommissar: „Korruptes Schwein, dreckiges Schwein, brutales Schwein und Viehzeug“, um später ein „Bayerischer Drecksbatzi, Idiot und Arschloch“ nachzuschieben. Dem Nürnberger Richter Otto Brixner, der Mollath 2006 unterbringen ließ, riet er „bloß die Fresse zu halten“ und „unter den Kanaldeckel zurückzukriechen“. Damit wollte Ulrich S. erreichen, dass Brixner seinen Strafantrag gegen ihn zurückzog.

Der Staatsanwalt wirft ihm Bedrohung in zwei Fällen, öffentliche Aufforderung zu Straftaten, Beleidigung und versuchte Nötigung vor.

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