„Ein ökologisches Wirtschaftswunder“

Von Norbert Heimbeck
Lächeln auch im strömenden Regen: Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (links) und Erzbischof Ludwig Schick. Foto: Andreas Harbach Foto: red

„Der Klimawandel betrifft jetzt vor allem die Entwicklungsländer. Aber in wenigen Jahren schon werden unsere Kinder die Folgen spüren.“ Erzbischof Ludwig Schick bringt es auf den Punkt: Den Klimawandel bekommt wirklich jeder zu spüren.

 
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Der Bamberger Erzbischof gibt deshalb den Rat: Jeder sollte sein Konsumverhalten überdenken: „Brauchen wir wirklich alle zwei Jahre ein neues Handy? Und was geschieht mit dem alten Gerät?“ Schick diskutierte gestern mit dem evangelischen Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm und dem Bayreuther Professor Dieter Brüggemann. Im strömenden Regen hatten die beiden Geistlichen zuvor einen Gottesdienst zum Ökumenischen Schöpfungstag auf der Seebühne gefeiert. Dieser Tag wird im September begangen und soll nach dem Willen der Kirchen die Klimasituation bewusstmachen. Nur ein paar Dutzend Besucher blieben nach dem Gottesdienst zur Diskussion. Am Ende waren sich die Bischöfe und der Wissenschaftler einig: Jeder Einzelne kann etwas tun, um der Zerstörung der natürlichen Ressourcen entgegenzutreten.

Verzicht kann bereichern

Veränderungen unseres Lebensstils, die einen Wandel bewirken könnten, werden in der öffentlichen Diskussion häufig mit Verzicht und Einschränkungen verbunden. Das muss nicht sein, sagt Landesbischof Bedford-Strohm: „Wir könnten durch sinnvollen Einsatz der Technik bei gleichem Wohlstand ein Fünftel der Energie sparen.“ Ludwig Schick hält Verzichtsforderungen für erfolglos: „Man muss zeigen, dass wir durch Verzicht andere Dinge gewinnen können.“ Auch wenn der Franke nur schwer auf sein Schäufele verzichten könne, gebe es genügend Beispiele, die zeigen, dass man auch mit reduziertem Fleischkonsum gut leben kann.

Studenten zeigen, wie's geht

Auch Professor Brüggemann sagt: „Zurückstecken ist Fortschritt. Bei unseren Studenten sehe ich heute Entwicklungen, die wir vor 20 Jahren nicht für möglich gehalten hätten. Der Verzicht auf das eigene Auto, das Bilden von Fahrgemeinschaften ist nur ein Beispiel für Genügsamkeit ohne Einschränkungen. Aber das ist eine Generationenfrage.“

Die Rolle der Wirtschaft

Einig sind sich die Diskutanten auch darin, dass der Wirtschaft eine Schlüsselrolle beim Klimawandel zukommt. Sei es, dass technische Lösungen für Umweltprobleme gefunden werden, sei es, dass Probleme durch Technik erst erzeugt werden. Aber solange die Preise für viele Produkte nicht deren wahren ökologischen Wert zeigen, so lange hätten es auch die Konsumenten schwer. Dieter Brüggemann hält insbesondere den Flugverkehr für eine noch lange ungelöste Frage: „Das Fliegen ist erst in den letzten Jahren so billig geworden. Unsere Eltern konnten sich das noch nicht leisten.“

Der Landesbischof fordert gegen Ende der Podiumsdiskussion: „Wir brauchen ein ökologisches Wirtschaftswunder“. Und: „Wenn morgen der Jüngste Tag anbricht, dann können wir die Arbeit für eine bessere Zukunft aus der Hand legen. Vorher nicht.“

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