Ein Mann und sein Kicker

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Jugendpfleger Wolfgang Kauber ist längst in Pegntz angekommen - und schmiedet so langsam größere Pläne. Foto: Ralf Münch Foto: red

Er sitzt praktisch auf dem Präsentierteller. Direkt am Marktplatzpflaster. Aber das stört Wolfgang Kauper nicht. Klar, er stehe damit immer unter Beobachtung in seinem Büro direkt neben dem Neuen Rathaus. Aber die Vorteile überwiegen, sagt der Jugendpfleger der Stadt Pegnitz. Weil es den Kontakt zu den Menschen erleichtert, die zu seiner Zielgruppe gehören. Und das sind nicht nur Jugendliche. Dauerhaft soll sein Sitz hier nicht sein. Kauper hat Pläne. Aber das ist noch Zukunftsmusik.

 
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Kauper hat sich im „Rathaus III“ quasi selbst einquartiert, nachdem die Kommune das Gebäude, in dem früher eine Buchhandlung untergebracht war, erworben hatte. „Ich sah, da ist Platz – und da wollte ich einziehen.“ Bei Bürgermeister Uwe Raab fand er sofort Gegenliebe: „Weil er von meinem Konzept überzeugt war“, so der 40-Jährige. Und das ist auf Nähe angelegt. Darauf, leicht erreichbar zu sein. So sitzt Kauper nun seit November 2016 in seinem Jugendbüro, das hell und aufgeräumt wirkt.

Ein echtes Musterexemplar

Und das mitten im Raum einen nicht alltäglichen Blickfang bietet: ein Musterexemplar von einem Kicker. Die Idee hatte der gebürtige Ahorntaler selbst. Er nahm Kontakt mit der Familie Roppelt vom Kings Pub auf, fragte nach einem günstigen Gerät. Die Roppelts waren begeistert und boten am Ende nicht nur einen Sonderpreis. Sondern sponserten das gute Stück komplett. „Das ist zwar kein neuer Kicker, aber so gut wie neu, er ist komplett runderneuert.“

Geburtsstätte für Ideen

Er dient nicht nur als Dekoration, er wird auch bespielt. Und zwar gar nicht so selten. „Da kommen immer wieder junge Leute extra deswegen rein“, sagt Kauper. Auch mit den Vertretern des Jugendrats hat er da schon so manche Partie absolviert. Mit Folgen: „An diesem Kicker sind einige Ideen geboren worden.“

"Kundenfrequenz" zwischen null und 20

Wer besucht Wolfgang Kauper denn so in seinem Jugendbüro? „Nun, natürlich Jugendliche. Aber auch Vereinsvorsitzende, wenn es um das Ausmachen von Terminen geht.“ Und auch Eltern. Zurzeit ist der Parteiverkehr überschaubar. „Das hängt mit dem Wetter zusammen, gerade die Jugendlichen aus den Außenorten zieht es da nicht unbedingt in die Innenstadt“, so Kauper. Die Zahl seiner „Kunden“ pro Tag schwankt „zwischen null und 20, das ist ganz verschieden“. Wie auch die Verweildauer: „Manche haben nur eine kurze Frage, manche bleiben länger, suchen das Gespräch.“ Langweilig werde es ihm auf jeden Fall nicht, ganz im Gegenteil.

Pflichtaufgabe nur bedingt definiert

Jugendarbeit ist eine Pflichtaufgabe der Kommune. So sehen es die gesetzlichen Vorgaben vor. Das Problem: „Das ist alles sehr schwammig formuliert, das Wie erklärt sich nicht automatisch.“ Um so dankbarer ist er, dass die Stadt Pegnitz die Stelle eingerichtet hat, die er jetzt besetzt. Sie gelte als eine Art Pilotprojekt, das halt nun einmal in der größten Stadt im Landkreis gestartet wurde. Weitere Kommunen sollen folgen, „je nach dem, wie es hier läuft“.

Ja, es läuft gut

Und es läuft gut, sagt Kauper. Von Anfang an habe er jedem gesagt, das brauche eine Phase der Aufbauarbeit, „das geht nicht von jetzt auf gleich“. Jetzt ist vieles gewachsen, ist manches schon zum Selbstläufer geworden. Bei den Veranstaltungen, bei den Kontakten. In den Schulen, in den Vereinen: „Da konnte ich viele knüpfen, das sind dann auch die Leute, die regelmäßig hier im Jugendbüro vorbeischauen.“ Und so könnte es sein, dass sein durchaus bescheiden zu nennender Jahresetat von 5000 Euro irgendwann nicht mehr ausreicht – „heuer komme ich auf jeden Fall noch damit zurecht“.

Die Vision von eigenen Jugendräumen

Dann ist da noch diese Vision. Da geht es um eigene Jugendräume, um einen offenen Jugendtreff. Mit Platz im Außenbereich für allerlei Aktivitäten. Wolfgang Kauper: „Der Standort sollte schon ziemlich zentral sein, aber andererseits auch ein bisschen weg von einer Wohnbebauung.“ Damit es keinen Stress gibt mit Nachbarn. Wegen der Lärmbelästigung. Der Bahnhofsbereich wäre so ein Gelände. „Aber Fußball spielen neben den Gleisen funktioniert natürlich auch nicht.“

"Da braucht es Geduld"

Vorüberlegungen mit dem Bürgermeister gab es, „aber sicher ist noch gar nichts“. Weil das Projekt ja auch finanziell gestemmt werden müsse. Daher kümmert sich Kauper im Moment auch um denkbare Zuschüsse, etwa vom Bayerischen Jugendring. Da brauche es Geduld. Und natürlich auch die Zustimmung des Stadtrats. Weil das auch personelle Konsequenzen habe: „Denn das kann ich dann alleine nicht mehr stemmen, da braucht es schon noch jemanden.“ Weil so ein Jugendtreff feste Öffnungszeiten mit einer festen Betreuung benötige. „Aber jetzt bauen wir erst mal die Skaterbahn, dann packen wir das nächste Projekt an“, sagt Kauper.

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