Krimi-Nacherzählung
„Three Kingdoms“ wirkt über weite Strecken wie die Nacherzählung eines Mankell-Buchs (vielleicht "Die Hunde von Riga"?) , allerdings ohne die gesellschaftliche Dimension des schwedischen Meisters. Auch, weil Behnke, Schauspieldirektor in Münster, auf die schlichteren Mittel des Theaters setzt. Die Ermittler (Dominique Bals als Stone, Ralf Hocke als sein Kollege) sind guter und böser Cop mit komischem Potenzial, so wie man das sattsam aus Film und Fernsehen kennt. Kommen Gefühle ins Spiel, wird’s zuverlässig laut, auch dann, wenn etwa die Begegnung zwischen Stone und Susanna nach leiseren Tönen verlangte. Man spricht und spielt überdeutlich, das Stück wirkt auf einmal holzschnittartig. Manche Dialoge klingen auf einmal bestürzend banal, die meisten Figuren bleiben Klischee. Da kann man's den Schauspielern kaum verdenken, dass sie manchmal wirken, als würden sie sich nach drastischen Wörtern am liebsten den Mund ausspülen. Insgesamt ist dieser Abend über weite Strecken zu brav.
Die Hölle, das sind die Kollegen
Zu loben ist der Mut, ein solches Stück auf den Spielplan zu setzen. Eine dermaßen desillusionierte und brutale Bestandaufnahme eines Traums ist selten für ein Stadttheater.
Für Bühne und Kostüme zeichnet Frank Albert verantwortlich. Die Bühne, eine oberflächlich schlicht gestaltete Rampe mit Podesten, entpuppt sich in den stärkeren Momenten des Abends als vielseitiges Spielfeld und wunderbare Projektionsfläche fürs Kopfkino. Vor allem im dritten Teil, der in Tallinn spielt, funktioniert das. Ganz am Ende hat man eine Idee davon, wie sich das Ende Europas anfühlt. Da ist dann Dominique Bals glaubhaft am Ende seiner Reise ins Herz der Finsternis angekommen: Ein zerrissener Mensch, der seiner selbst nicht mehr sicher ist, der nicht schlafen kann, weil er Furcht davor hat, die Augen zu schließen. „Sonst steht das Innere deines Kopfes in Flammen“ hat ihm schließlich einer gesagt, der’s wissen muss: der deutsche Polizist Dresner (Jörn Bregenzer), der sich als Antichrist entpuppt, als er „brüllende Löwe“ des Petrusbriefs, gegen den allein Wachsamkeit und Nüchternheit hilft.
Da wird das Stück endlich mehr als ein Krimi, es wird – das Wort zum Zustand Europas: Wir stecken in Teufels Küche.
INFO: Nächste Aufführungen am Mittwoch, 5., Freitag, 7., Sonntag, 23. April