Ein Jahr Laden im Tal Hier ist der Kunde wirklich König

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Sind überzeugt von dem, was sich aus dem „Laden im Tal“ entwickelt hat und noch entwickeln kann (von links): Geschäftsführer Marcel Dielesen, Elisabeth Rühr, Geschäftsführer Wolfgang Göbner, Marion Decker, Pfarrer Peter Zeh und Bürgermeister Gerd Hofmann. Foto: Stefan Brand Quelle: Unbekannt

KIRCHAHORN. Zufriedenheit ja. Auch ein wenig Stolz. Aber für Euphorie ist noch kein Platz. Noch nicht. Ein Jahr gibt es ihn jetzt, den Ahorntaler Einkaufsmarkt, der ursprünglich nur ein Dorfladen hätte werden sollen. Die Macher sind zuversichtlich: Das Projekt könnte dauerhaft zu einer Erfolgsgeschichte werden. Die Bürger haben den „Laden im Tal“ angenommen – aber Luft nach oben ist allemal.

 
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Das wissen die beiden Geschäftsführer Wolfgang Göbner (57) und Marcel Dielesen (60), das sagen sie auch ganz offen. Sie leiten den Betrieb im Auftrag des Trägers, einer Unternehmensgesellschaft. Hauptgesellschafter sind die beiden Kirchengemeinden, der Sportverein, die Blaskapelle. Die beiden arbeiten ehrenamtlich. Und das so um die 40 Stunden die Woche. Sonst wäre der Laden gar nicht finanzierbar. Das funktioniert natürlich nur, weil sich Göbner und Dielesen bereits aus dem Berufsleben zurückgezogen haben. „Am Anfang lief das noch zusätzlich, nebenbei, das ist langfristig nicht leistbar“, so Dielesen.

Es läuft "ziemlich gut"

Es läuft, sagt Göbner. Es läuft „ziemlich gut“. Weil viele Ahorntaler inzwischen Stammkunden sind, den Markt zu ihrem Markt gekürt haben. Einen Markt, der laut Dielesen mit fast 350 Quadratmeter Fläche weit größer als ein „normaler“ Dorfladen und zudem „hochmodern und auf dem neuesten Stand ausgestattet ist“.  Und: „Wir sind ein Vollsortimenter.“

Edeka ist der Hauptlieferant

Was wiederum einem starken Partner zu verdanken ist, der in diesem Metier seit Jahrzehnten zu Hause ist: Edeka ist der Hauptlieferant für den „Laden im Tal“. Der könnte noch weitaus mehr liefern, führt er doch 23 000 Produkte – „aber nicht alles ist für uns geeignet, außerdem haben wir begrenzte Kapazitäten“. Was es hier zu kaufen gibt, entscheiden letztlich die Kunden. Die wurden auch gefragt, was sie gut finden, was ihnen fehlt.

Angebote wie beim Discounter

„Wir haben nach der Auswertung unser Sortiment angepasst“, sagt Wolfgang Göbner. So existiert jetzt eine eigene Bio-Ecke. Und Woche für Woche – „das wurde von vielen gewünscht, weil das ja alle Discounter auch haben“ – werden Sonderangebote mit spürbar reduzierten Waren erstellt. „So um die 30 sind das in der Regel“, so Marcel Dielesen, der sich federführend darum kümmert.

Spezialwünsche werden erfüllt

Der Kunde soll hier nicht nur der sprichwörtliche, sondern der echte König sein. Daher werden auch Spezialwünsche erfüllt. Göbner verweist auf zwei Familien, die eine ganz bestimmte rote Grütze und ein ganz bestimmtes Mineralwasser haben wollen: „Das würde sich im größeren Stil nicht lohnen mangels Akzeptanz, aber wir bestellen das dann einfach, die Kunden können das dann direkt im Lager abholen.“ Das sei wichtig, weil die Bürger dann auch ihre restlichen Einkäufe im Markt erledigen, „sonst gingen die woanders hin“.

Warum das Rezept aufgeht

Dieses Rezept gehe auf. Was sich auch statistisch belegen lässt. Der Durchschnittswert pro Kassenbon beträgt bei Edeka zurzeit 14,80 Euro, „wir liegen da knapp drüber“. Ein gutes Zeichen, so Göbner. Sein Ehrenamtskollege Dielesen erkennt noch ein weiteres. Beim Thema Personal. Da waren in den vergangenen Wochen und Monaten Abgänge zu verkraften: Mutterschutz, Pflege von Angehörigen, berufliche Neuorientierung. Die Suche nach neuen Kräften gestaltete sich einfacher als gedacht: „Die kamen von selbst auf uns zu, das belegt doch, welch positive Rolle dieser Markt inzwischen spielt.“

Pfarrer ist begeistert

So sieht das auch Pfarrer Peter Zeh. „Ich bin wirklich heilfroh, dass das Vorhaben so gelungen ist, dass wir so fähige Leute haben, die das Ganze führen“, sagt der evangelische Geistliche. Der Einkaufsmarkt habe sich zu einem echten Treffpunkt entwickelt, werde von allen Generationen genutzt, „das war ja auch das Ziel“. So etwas wie ein Glücksgefühl auch bei Bürgermeister Gerd Hofmann: „Dass der Laden nach einem Jahr noch offen hat, zeigt, dass wir nicht alles falsch gemacht haben. Im Gegenteil.“ Der Gemeinde gehört das Gebäude, sie hat es an die Unternehmensgesellschaft vermietet.

Wir-Gefühl beim Team

Von echtem Wir-Gefühl sprechen die Mitarbeiter. „Wir verstehen uns prima untereinander, haben auch durch die Bank mit freundlichen und verständnisvollen Kunden zu tun“, sagt Marion Decker, die von Anfang an dabei ist. Und Elisabeth Rühr, noch recht frisch im 13-köpfigen Team tätig, gefällt „das gegenseitige Vertrauensverhältnis“. Und die Tatsache, dass man die meisten Kunden persönlich kennt und so auch der eine oder andere Plausch läuft, wenn die Zeit dafür da ist.

Das Fazit

Das Fazit von Wolfgang Göbner nach einem Jahr strahlt Optimismus aus: „Mehr geht natürlich immer, im Moment ist das Projekt auf Kante genäht.“ Sprich: Der Umsatz sollte nicht sinken. Gerade in der Zeit, bis die Verbindlichkeiten – über deren Höhe wird Stillschweigen bewahrt – abgebaut sind. „Das wird noch vier, fünf Jahre dauern.“ In jedem Fall sei man auf dem richtigen Weg.

Die stillen Teilhaber

Rund 300 Ahorntaler haben Anteile gezeichnet und mit ihrem finanziellen Engagement die Gründung des Marktes überhaupt erst ermöglicht. Sie fungieren als stille Teilhaber in der Unternehmensgesellschaft. Reichen die Umsätze im Einkaufsmarkt für ein Plus, werden sie wohl mit Einkaufsgutscheinen „belohnt“, so Geschäftsführer Wolfgang Göbner – „das müssen wir demnächst noch im Detail besprechen“. Sicher sei jedenfalls eins: Bei einem schwächeren Ergebnis „müssen sie nichts nachschießen“.

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