Ein Fels im Hollfelder Stadtteil Freienfels soll zum Mekka der Kletterer werden 15 Wege auf die Eiserne Jungfrau

Von Thorsten Gütling
Geklettert wird in Freienfels schon lange, ein 20 Meter hoher Fels hat sich dem Sport aber lange widersetzt. Weil er von Bäumen verdeckt war. Und weil Naturschutzbehörden Gründe gegen eine Erschließung hatten. Eiserne Jungfrau hat Matthias Stöcker den Fels daher genannt und ihn jetzt allen Widerständen zum Trotz zum Kletterparadies gemacht. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Es soll die neue Kletterattraktion in der Fränkischen Schweiz werden. Matthias Stöcker, der schon unzählige Felsen für Kletterer erschlossen hat, schwärmt. Von einem attraktiven Fels, groß, hoch, mit vielen guten Routen und eingebauten Grotten. Stöcker hat den Fels am Ortseingang des Hollfelder Stadtteils Freienfels entdeckt. Fünf Jahre dauerte der Kampf, bis daraus wurde, was er heute ist: Einer der nach Expertenmeinung besten Kletterfelsen in der Fränkischen Schweiz.

 
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Matthias Stöcker hängt an der Wand. Die Route, die er klettert, hat er "Electric Lemonade" genannt, elektrische Limonade also. Benannt nach einem stark alkoholischem Getränk, das es in einer Bamberger Diskothek zu kaufen geben soll. Nach dessen Konsum man sich fühle, als würde man kopfüber von einer Decke hängen. Über die Kletterroute sagt das eigentlich schon alles aus. Mit Grad acht gehört sie zu den schwereren der insgesamt 25 Routen an dem Fels. Von Grad fünf bis neun ist alles dabei.

Löcher bohren bei Eiseskälte

Neun Kletterer haben geholfen, den Fels zu erschließen. Im Winter, bei Eiseskälte, hingen die Kletterer in der Wand. Eine Hand am Stein, in der anderen ein Schlagbohrer. Hunderte Löcher später spricht er von "Bauarbeiten unter erschwerten Bedingungen" und von unvergesslichen Kreuzschmerzen am Abend.

Und dennoch: Weit schwerer als das Anbringen der Sicherungshaken sei der Kampf mit den Behörden gewesen. Der Fels liege in einem Flora-Fauna-Habitat und damit in einem geschützten Bereich, habe es von den Naturschutzbehörden geheißen. Ein Fehler, wie sich beim genauen Blick auf die Karten herausstellte. Denn das sogenannte FFH-Gebiet endet an dem Felsen. Sven König, der im Internet das Kletterportal Frankenjura.com betreibt, sagt: "Die Bereitschaft der Behörden, neue Kletterfelsen auszuweisen, ist in letzter Zeit sehr gering."

Eine Chance für den Tourismus

Dabei soll der neue Kletterfels auch den Hollfelder Tourismus stärken. Im Rathaus habe man von Anfang an hinter dem Projekt gestanden. Tobias Hornung, der in Freienfels eine Gaststätte samt Campingplatz betreibt, und sich auf Kletterer spezialisiert hat, sagt: "Man merkt, dass der Klettertourismus hier zunimmt." Vergangenes Wochenende habe er erstmals Gäste begrüßt, die wegen des neuen Kletterfels in der Gegend waren. Denn: Kletterfelsen wie diesen gebe es im Frankenjura - mit 800 Felsen eines der am besten erschlossenen Klettergebiete der Welt - gerade einmal 50, sagt Kletterexperte König. Weil Kletterer sich nicht wegen wegen vier oder fünf Routen auf den Weg machten, der neue Fels aber gleich 25 biete. Dazu ein hohes Maß an Sicherheit und einen vergleichsweise einfachen Zugang.

Erst der Fluss, dann die Wand

Ganz ohne ist der für die Kletterer aber auch nicht. Zwischen der Bundesstraße 22 und dem Fels schlängelt sich die Wiesent entlang. Hinüber waten ist eine Möglichkeit, über einen umgestürzten Baumstamm balancieren eine andere. Wer weniger Abenteuer sucht, der nimmt den Trampelpfad aus Freienfels und nähert sich dem Fels von hinten. Vor fünf Jahren gestaltete sich der Weg noch schwieriger. Bäume versperrten die Sicht. Wer an die Wand wollte, der musste über Privatgrund schleichen. Weil sich der Fels ganz offensichtlich über Jahrzehnte erfolgreich seiner Erschließung verschloss, taufte Stöcker ihn auf den Namen Eiserne Jungfrau.

So verlaufen und heißen 15 der insgesamt 25 Routen entlang der Eisernen Jungsfrau. Die Zahlen dahinter geben den Schwierigkeitsgrad an. Die übrigen zehn Routen, sagt Sven König, verlaufen oberhalb der gezeigten und könnten im Herbst nicht mehr beklettert werden. Sogenannte Klettertopos wie diese, gibt es im Internet auf der Seite Frankenjura.com für rund 1400 weitere Felsen in der Fränkischen Schweiz und der Hersbrucker Alb.

Spenden für den Pächter

Auf Privatgrund steht der Fels heute immer noch. Aber Matthias Stöcker hat das Gelände für zehn Jahre gepachtet. Damit an dem Fels, den er auf den ersten Blick als Kletterparadies erkannt haben will, künftig geklettert werden kann. Im Gegenzug hat König am Kalkstein eine Spendendose angebracht. Damit Stöcker, nach all dem Aufwand, nicht auch noch auf den Kosten sitzen bleibt.

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