Ein Angebot durchkreuzt die Umzugspläne der Landesbühne im letzten Moment Theatersommer könnte in Hollfeld bleiben

Von Thorsten Gütling
Bei einer außerordentlichen Versammlungen haben die Mitglieder des Theatersommers ihren Vorsitzenden jetzt beauftragt erst ein Angebot aus Hollfeld zu prüfen, bevor die Neubaupläne in Forchheim Kontur annehmen dürfen. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Die Umzugspläne des Fränkischen Theatersommers wanken. Kurz vor der Abstimmung über die Planung einer rund 1,9 Millionen Euro teuren Theaterscheune in Forchheim, legt ein Mitglied einen Alternativplan auf den Tisch. Für weniger als ein Viertel des Preises könnte der Theatersommer nun doch in Hollfeld bleiben.

 
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Es ist ein Paukenschlag - für die Mitglieder des Fränksichen Theatersommers, die zur außerordentlichen Sitzung gekommen sind, aber auch für Teile des Vorstandes. Klaus Aumüller, einer der vier Vorsitzenden sagt: „Der Vorschlag ist mir völlig unbekannt.“ Dabei hat der Vorstandsvorsitzende Bernd Matthes das Angebot längst unter die Lupe genommen. Büroleiter Peter Ackermann sagt: Dass eine Probenbühne in das Hollfelder Gebäude hineinpasst, habe er längst berechnet.

Das Gebäude, dass der Hollfeder Stadtrat Thomas Appel während der Sitzung aufs Tablett zaubert, ist ein Teil der alten Hollfelder Brauerei Weiße Taube. Das Gebäude links vom Blauen Turm. Der Teil der Brauerei also, der nicht von Künstlern bemalt wurde und Teil des Künstlerviertels ist. Thomas Appel ist der Sohn der Eigentümerin. Er sagt: Dort ist Platz, der Geschäftsbetrieb des ansässigen Beyer-Verlags wurde aufgegeben.

Büro zieht in Hollfeld um

Am Tag der außerordentlichen Mitgliederversammlung hatten die Eigentümerin und der Theatersommer bereits einen Mietvertrag unterschrieben. In das Verlagshaus wird das neue Hollfelder Büro des Fränkischen Theatersommers einziehen. Und Appel fragt: Warum nicht gleich kaufen? Es wäre Platz für Lagermöglichkeiten und Wohnungen für Schauspieler. Für insgesamt 500.000 Euro könnte das Gebäude gekauft und umgebaut werden, schätzt Appel. Das käme den Theatersommer rund 1,4 Millionen Euro günstiger als der geplante Neubau in Forchheim. Und selbst wenn der Neubau mehr Komfort böte, fragt Appel: „Warum nicht nur 80 Prozent der Bedürfnisse erfüllen für nur ein Viertel der Kosten.“

Angebot stößt auf Interesse

Unter den Mitgliedern stößt das auf Interesse. Einige hatten sich zuvor besorgt über die hohen Investitonskosten gezeigt. Die aber hatte Matthes stets verteidigt. 90 Prozent des Geldes könnte aus Fördertöpfen fließen. Der Bezirk habe seine Unterstützung bereits angekündigt. Den Rest müsste der Theatersommer finanzieren. Über Spenden und Kredite. Die Stadt Forchheim hat dem Verein dafür eine Bürgschaft zugesichert.

Damit aber nicht genug. Um an Fördermittel zu gelangen muss der Theatersommer seinen Bau detailliert planen lassen. Das würde weitere 65.000 Euro kosten. Maximal, sagt Matthes, müsse der Verein 400.000 Euro selbst tragen.

Ob sich der Verein das leisten kann?

Und das, obwohl der Theatersommer gerade einmal eine schwarze Null schreibe, fragen die Mitglieder? Was, wenn die Besucherzahlen auch in Forchheim nicht steigen? Was, wenn aus der Landesbühne eines Tages ein Stadttheater wird? Intendant Jan Burdinski, der von Matthes gebeten wurde einzugreifen, wenn die Diskussion zu emotional wird, beschwichtigt: Ja, der Theatersommer könnte künftig mit einem zweiten Ensemble im Winter ausschließlich in Forchheim spielen. Man sei soweit gefestigt, dass man sich einer neuen Herausforderung stellen könne. Aber der Theatersommer wolle auch künftig ein Wandertheater bleiben. Von den rund 80 Spielorten in Oberfranken sollen nur wenige gestrichen werden. Welche, das verrät Matthes nicht. „Die, in denen unsere Arbeit nicht gewürdigt wurde.“ Schließlich blicke schon das Stadttheater Bamberg neidisch auf das, was der Theatersommer zu leisten im Stande sei.

"Wir können beides"

Der Theatersommer ist erwachsen geworden und Burdinski sagt: Wir könne beides: Fochheim erobern und Landesbühne bleiben. Zunächst muss der Vorstand das Hollfelder Angebot aber noch prüfen. „Intensiv und fachlich, auch in Bezug auf mögliche Zuschüsse“, das haben die Mitglieder so gewollt.

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