Eddy H.: Medi-Betreuer mit Kultstatus

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Auch wenn es so aussieht: Von Eddy Hübner geht keine Gefahr aus. Foto: Peter Kolb Foto: red

Suchte man nach Konstanten in der jüngeren Bayreuther Basketball-Geschichte, man fände zunächst ihn: Eddy Hübner – silbergraues, längeres Deckhaar, Oberlippenbart, in etwa 175 cm groß und in einem Alter, „das wirklich keinen Menschen interessiert“. Eddy Hübner ist seit mittlerweile 16 Jahren Mannschaftsbetreuer – erst beim BBC, nun bei Medi. Eddy ist Kult – bekannt wie ein bunter Hund, beliebt wie Mutter Teresa und ausgestattet mit einem „Charme, den man erst einmal suchen muss“, wie Medi-Kapitän Bastian Doreth verrät. Sein Markenzeichen ist seine Mimik. Er lache nie, heißt es.

 
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Widerlegt wird dieses Gerücht schon bei der Begrüßung in einem Bayreuther Café. Eddy Hübners „Servus“ ist ausgesprochen herzlich und mit einem breiten Grinsen verbunden. Und auch Trainer Raoul Korner widerspricht dem Gerücht vehement: „Jawohl, er lacht. Nicht inflationär. Aber ja, er tut es. Manchmal sogar herzhaft.“ Er sei auch ein sehr humorvoller Mensch, ergänzt der Medi-Coach. Er habe zu Eddy Hübner, der eigentlich Edmund heißt, kürzlich gesagt, er beneide ihn dafür, „dass dich alle Leute so mögen, obwohl du immer so grimmig dreinschaust“.

Dass ihn die Leute mögen, ist unbestritten. Der Teammanager – so seine offizielle Bezeichnung – muss auch an diesem Tag Hände schütteln, Umarmungen über sich ergehen lassen, Witze reißen, small talken. „Servus Eddy“ hier, „wie schaut’s denn aus?“ da. Es ist die Mischung aus offen zur Schau gestellter Griesgrämigkeit, feinem Sinn für Humor und lebensbejahender Herzlichkeit, die ihn so populär macht. Aber auch Bescheidenheit ist seine Zier. Ovationen mag er gar nicht. „Dieses Humba-Zeug nach dem Spiel“, das ist nicht seins. „Ich schaue, dass ich mein Zeug zusammenpacke und hintenherum verschwinden kann.“

"Da bin ich im Tunnel"

Sein etwas grimmig anmutendes Äußeres, sagt Eddy Hübner selbst, sei eher seiner Konzentration geschuldet – bei einem Spiel ganz besonders. „Da bin ich im Tunnel. Außerdem kann ich mich doch nicht hinsetzen und zwei Stunden lang grinsen. Es gibt Leute, denen ist das angeboren. Mir nicht. Ich grantle halt lieber vor mich hin.“ Beim Granteln ist er nicht allein. Innerhalb der Medi-Mannschaft gibt es einen, „der ist wie ein Seelenverwandter, der steht mir in nichts nach und überholt mich bestimmt mal“.

Konfrontiert mit dem ungewöhnlichen Lob muss Bastian Doreth laut lachen. Und dann sagt der 28-Jährige etwas, das so ein bisschen klingt wie eine Liebeserklärung – allerdings eine auf fränkische Art. „Er ist ein liebevoller Grantler, der eine gewisse Grund-Negativität an den Tag legt und auch pflegt. Mir als waschechter Franke geht es da ganz ähnlich. Deshalb verstehen wir uns auch so gut.“

Nicht nur der Medi-Kapitän, das ganze Team pflegt offensichtlich ein herzliches Verhältnis zu seinem etwas kauzigen Betreuer. „Das sind durch die Bank super Typen, coole Jungs“, sagt Eddy Hübner und verrät – nun mit einem verschämten Lächeln –, dass er mit Forward De’Mon Brooks sogar einen speziellen Handshake, begleitet von einem vollmundigen „Servus Eddy“, ausgetüftelt hat.

"Die gute Seele in unserem Team"

Abgesehen von seinem Beitrag zur Wohlfühlatmosphäre (Raoul Korner: „Er ist die gute Seele in unserem Team“) hat Eddy Hübner als Teammanager noch Aufgaben, die auch in einer seriösen Stellenbeschreibung zu finden wären: Herrichten der Kabine bei den Heimspielen, Getränke vorbereiten, die Spielkleidung waschen, einsortieren und zurechtlegen, Verpflegung bei Auswärtsfahrten organisieren, Trainingsgeräte und Bälle instand halten. Kurz und knapp: „Eddy ist dafür zuständig, dass die Dinge da sind, die man als Mannschaft vermissen würde, wenn sie fehlen“, sagt Raoul Korner.

Den Job macht der frühere Fußballer seit 2001. Der Ex-Basketball-Profi, spätere BBC-Vorsitzende und heutige Gastronom Ingo Froese, mit dem er befreundet ist, hat ihn vor 16 Jahren gefragt, ob er nicht Lust hätte, die damalige Zweitliga-Mannschaft des BBC zu betreuen. Er hat sofort zugesagt. Seitdem ist er dabei. Und hat es nicht bereut. Eine Armada von Spielern hat er kommen und gehen sehen – und exakt neun Trainer miterlebt. Angefangen bei Georg Kämpf über Derrick Taylor, Predrag Krunic und Mike Koch bis eben zu Raoul Korner. Auf keinen lässt er etwas kommen. „Ich habe mich mit allen gut verstanden. Alle waren sie unterschiedlich. Es gab nie irgendwelche Probleme.“

Korner, der Disziplin-Fanatiker

Unangefochten seine Nummer eins aber ist der aktuelle: „Keine Frage, Raoul ist der beste Trainer, den ich bislang hatte“, sagt er und gerät ins Schwärmen: „Er ist akribisch, basketballverrückt und hat ganz klare Prinzipien.“ Die Kleiderordnung sei für den Österreicher ein hohes Gut und Alkohol im Mannschaftsbus tabu. Nicht einmal ein kleines Bierchen nach einem noch so grandiosen Sieg sei erlaubt, sagt Eddy Hübner. Und überhaupt, Disziplin und Pünktlichkeit seien dem Medi-Coach enorm wichtig. „Er ist meist schon kurz nach mir da“, erklärt er und lächelt verschmitzt.

Nicht von ungefähr schreibt er dem Österreicher auch den Löwenanteil am derzeitigen Erfolg zu. „Als er kam, hat das Ganze Fahrt aufgenommen. Er ist der entscheidende Mann, keine Frage.“ Damit ist Raoul Korner auch dafür verantwortlich, dass sich die Liste an Höhepunkten in Eddy Hübners Betreuer-Laufbahn in der aktuellen und in der zurückliegenden Saison besonders reichlich gefüllt hat. Bis dato stand der Aufstieg im Jahr 2010 unter Trainer Andreas Wagner ziemlich alleine da. „Was gerade in den letzten zwei Spielzeiten passiert ist – Wahnsinn. In den Playoffs war ich noch nie, Allstar war ich noch nie. Und jetzt auch noch Champions League.“

Aber das internationale Geschäft koste auch Kraft. Die Reisen, so schön und erlebnisreich sie seien, schlauchten ganz schön. „Ich bin ja nicht mehr der Jüngste“, sagt er, ohne das Geheimnis seines Alters zu lüften. Ans Aufhören denkt er trotzdem noch nicht. Schließlich möchte er noch einiges erleben. Playoff-Halbfinale beispielsweise, das sei realistisch. Und wenn alles optimal liefe vielleicht auch mal einen Pokalsieg. Es wird für Eddy Hübner auch in Zukunft genug Gründe geben, zu lächeln. Er wird es aber nur ganz selten tun.

 

 

Eddy Hübner über...

… die Chancen von Medi in dieser Spielzeit: „Ich traue uns das Playoff-Halbfinale zu. Alles was darüber hinausgeht, ist verdammt schwierig, da es eine Reihe wesentlich finanzkräftigerer Vereine gibt. Meisterschaftsfavorit sind für mich die Bayern. Aber wer weiß, vielleicht schaffen wir es ja ins Finale gegen sie – und da wäre dann alles möglich.“

… seine Fußballlaufbahn: „Einer meiner Höhepunkte war sicherlich ein Vorbereitungsspiel gegen Bayern München Ende der 70er Jahre. Da habe ich beim ATS Kulmbach gespielt, damals in der Bayernliga. Ich war Verteidiger und direkter Gegenspieler von Karl-Heinz Rummenigge. Wir haben zwar 1:2 verloren, aber Rummenigge hat kein Tor geschossen.“

… seine Freizeitgestaltung: „Gerne mal Couching und Fernsehen. Wird das dann langweilig, treffe ich mich gerne mit Freunden – vorzugsweise im Liebesbier oder im Schreezer Sportheim.“

… Spiele mit besonderem Erinnerungswert: „Tolle Spiele in der ProA waren die Derbys gegen Chemnitz und Jena. Das Spiel in Oldenburg in dieser Saison, das wir mit einem Punkt gewonnen haben, war aber auch geil. Aber auch der aktuelle Heimsieg gegen Berlin und letztes Jahr der Erfolg gegen Bayern, das waren Highlights.“

… Dinge, die ihn auf die Palme bringen: „Unpünktlichkeit mag ich gar nicht. Und wenn jemand, ohne zu fragen, Trikots wegnimmt, beispielsweise für Foto-Shootings. Das bringt mich ebenso auf die Palme wie die Suche nach verschossenen Bällen. Trikots und Bälle – das sind meine Heiligtümer.“

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