Dupree: Pianist und Dirigent zugleich

Pianist Frank Dupree, Foto: Sebastian Heck Foto: red

Ein traditionsreiches Orchester und der junge Wilde am Piano: Die Kombination beim Konzert, zu dem die Kulturfreunde am Mittwoch ins Zentrum einladen, verspricht spannend zu werden. Spannend ist auch, dass Frank Dupree zugleich Klavier spielt und dirigiert - obwohl er auch nicht mehr Arme hat als jeder andere. Und das auch noch bei Stücken, die bisher noch niemand ohne Dirigent gespielt hat.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Der Pianist Frank Dupree gastiert am Mittwochabend auf Einladung der Kulturfreunde in Bayreuth. Im Gespräch mit dem Kurier verspricht er ein ungewöhnliches Konzert für Musiker und Publikum gleichermaßen. Und auf Liszt braucht auch niemand zu warten.

Sie haben sich für den Abend in Bayreuth mit der Staatskapelle aus Weimar zusammengetan. Was erwartet die Zuschauer an diesem Abend?

Frank Dupree: Es ist eigentlich eine ungewöhnliche Zusammenstellung. Wir haben im ersten Teil zwei barocke Konzerte für Trompete und Klavier mit Streichern von Bach und Marcello. Dann machen wir einen großen Sprung ins 20. Jahrhundert zu Strawinsky, Prokofiev und Schostakowitsch. Dabei behalten wir aber immer den Bezug zu Klassik und Barock, auch wenn es manchmal ein bisschen nach Jazz, ein bisschen nach Hollywood, ein bisschen nach Wildem Westen klingt. Prokofievs Symphonie classique bezieht sich auf Kompositionsweisen von Joseph Haydn - das Stück wird in diesem Jahr sogar 100 Jahre alt. Simon Höfele an der Trompete und ich spielen separat die Barockkonzerte, dann zusammen das Klavierkonzert Nummer eins von Dmitri Schostakowitsch.

Sie übernehmen zugleich die Rolle des Dirigenten und des Pianisten – wie funktioniert das?

Dupree: Beim Bach-Klavierkonzert werde ich mit dem Rücken zum Publikum am Klavier sitzen. Ich werde gleichzeitig das Orchester leiten und den Solopart spielen, was zu Bachs Zeiten die Regel war. Bei Schostakowitsch hat das meines Wissens bisher aber noch keiner gemacht. Auch da spiele ich meinen Solopart und gleichzeitig dirigiere ich das Orchester.

Dann brauchen Sie vermutlich den Blickkontakt zum Orchester?

Dupree: Wenn ich die Hände zum Spielen brauche, leite ich das Orchester viel mit dem Kopf, natürlich auch mit den Augen. Ich spiele dann viel blind, ohne auf die Tasten zu schauen. Ich kann auch mit dem Körper mithelfen, durch größere Gesten. Aber das Entscheidende ist das eigene Spiel, weil man damit das Orchester leiten kann. Schlampereien und Ungenauigkeiten kann man sich nicht leisten, man muss im stabilen Tempo bleiben. Für das Publikum ist das sehr spannend, weil man die Tastatur sieht und die Action, die im Orchester herrscht. 

Welche Anforderungen stellt ein solches Projekt an die Musiker?

Dupree: Sie müssen extrem aufmerksam und wach sein. Dadurch entsteht die Energie, die auf der Bühne zu spüren ist. Dafür braucht es ein hervorragendes Orchester wie die Weimarer Staatskapelle, einen sehr guten Konzertmeister, gute erste Stimmführer, und viel konzentrierte Vorbereitung. So wie wir das machen, muss man ganz genau aufeinander hören, agieren und reagieren. Das gilt gerade für Schostakowitsch, gerade für dieses Werk. 

Die Staatskapelle aus Weimar ist nicht ihr gewohntes Orchester. Wie bereiten Sie sich auf dieses besondere Konzert vor?

Dupree: Das ist mein Debütkonzert mit der Weimarer Staatskapelle. Wir proben drei Tage lang gemeinsam. Aber jeder Musiker muss die Stücke ganz genau für sich vorbereiten, da sind sieextrem gefordert. Meine Vorbereitung ist aber auch sehr wichtig, weil ich die Stücke gut kennen muss.  Strawinsky und Prokofiev habe ich im Flugzeug gelernt. Ich war bis Freitag noch in Neuseeland. Der Rückflug hat 24 Stunden gedauert, da hatte ich Zeit, die Partitur zu lernen.

Bayreuth ist die Stadt von Wagner und Liszt. Spielen solche Besonderheiten eine Rolle bei der Auswahl der Stücke oder ist der Ort irrelevant?

Dupree: Ich würde fast sagen, es spielt eine große Rolle, weil diese Komponisten diese Stadt beleben. Aber in diesem Programm habe ich gerade das Gegenteil gemacht, weil gerade Prokofiev und Schostakowitsch hier eher selten gespielt werden. Und sowohl das Programm als auch die Aufführungsform sind etwas Besonderes.

Das Konzert der Staatskapelle Weimar mit Frank Dupree als Dirigent und Pianist sowie Simon Höfele an der Trompete beginnt am Mittwoch, 22. Februar, um 20 Uhr im Europasaal des Zentrums. Einlass ist um 19 Uhr, die Karten kosten im Vorverkauf ab 31 Euro. 

Zur Person

Frank Dupree wurde 1991 in Rastatt geboren. Seit seinem sechsten Lebensjahr wird er von der Konzertpianistin und Pädagogin Prof. Sontraud Speidel unterrichtet und gefördert. Derzeit absolviert er seinen Masterstudiengang an der Hochschule für Musik in Karlsruhe. Er ist Carl-Heinz Illies-Stipendiat der Deutschen Stiftung Musikleben und seit dem Sommersemester 2013 Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes. 2014 gewann er als einziger Preisträger den Deutschen Musikwettbewerb in Bonn. In dieser Saisaon ist Dupree Artist in Residence der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz. 

Autor