Dritte Wurzblüte im dritten Jahr im Ökologisch-Botanischen Garten: Zweite, kleine Pflanze blüht Titanwurz: Bald stinkt es wieder

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Sie ist die größte Blume der Welt. Und sie lässt sich ewig Zeit, um zu blühen und dabei einen betörenden Duft nach totem Tier zu verströmen. Die Bayreuther Luft scheint der Titanwurz zu gefallen. Erst blühte eine Pflanze in zwei Jahren nacheinander. Was sensationell ist. Und jetzt schickt sich eine Pflanze an zu blühen, die eigentlich zu klein dafür ist. Nur: Wann fängt sie an, sich zu öffnen?

 
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"Es ist schon verrückt", sagt Gregor Aas, der Leiter des Ökologisch-Botanischen Gartens (ÖBG), am Montag im Gespräch mit unserer Zeitung. Verrückt aus mehreren Gründen. In den vergangenen Jahr die zweite Blüte der riesigen Wurz im zweiten Jahr, was vorher noch nirgends in dieser Geschwindigkeit geklappt hat. Zehn Monate von Blüte zu Blüte, in Bonn hatte man bislang den Rekord inne mit 18 Monaten. "Dass diese Pflanze blüht hätten wir nicht gedacht. Sie kam als Sämling im Alter von einem Jahr zu uns. Jetzt ist sie neun Jahre alt." Und eigentlich mit 8,8 Kilo viel zu leicht: "Im vergangenen Jahr haben wir noch großspurig verkündet, dass eine Knolle 20 Kilo wiegen muss, um stark genug zum Blühen zu sein. Das werden wir wohl ändern müssen: auch deutlich kleiner Knollen können blühen. Dann halt kleiner, als Titanwürzchen."

Das Würzchen schreibt die Geschichte neu

Das Titanwürzchen wollten Aas und seine Mitarbeiter eigentlich im Anzuchtbereich stehen lassen, "weil sie im April noch in der Ruhephase war. Vor einer Woche kam der völlig überraschende Anruf der Mitarbeiterin mit zwei Worten: Sie blüht!", sagt Aas. Was schon fast ein bisschen Gänsehaut macht: "Im vergangenen Jahr waren die Studenten des Fachlehrerinstituts da und haben ihren Kalender zur Landesgartenschau hier fotografiert. Das Juni-Blatt." Darauf zu sehen: Die Bodypainting-Version der Titanwurz. "Und wann blüht die nächste Wurz? Im Juni. Verrückt!"

"Eigentlich schon am Anschlag"

Durch die Partnerschaft der Uni und des Botanischen Gartens mit der Landesgartenschau ist das Team von Aas "eigentlich schon am Anschlag. Am Wochenende hatten wir zwölf Führungen. Normalerweise sind es drei bis vier". Aas sagt, dass gerade im Botanischen Garten aber unter der Woche die Besucherzahl deutlich nach oben gegangen sei, weil "viele Besucher der Landesgartenschau im Anschluss oder an ihrem zweiten Tag in Bayreuth hier bei uns vorbeikommen". Ganz Bayreuther sagt Aas: "Deshalb hätt's das jetzt nicht unbedingt gebraucht, dass die auch noch blüht. Aber es ist natürlich eine schöne Sache, dass sich das jetzt so entwickelt."

Spätestens bis zum Wochenende ist sie offen

In den nächsten ein bis zwei Tagen, spätestens jedoch zum Wochenende, rechnet Aas damit, dass sich die Blüte öffnet und ihren typischen Verwesungsgeruch - "ich sollte vielleicht nicht Aasgeruch sagen", sagt Gregor Aas - verströmt. Hängt alles ein bisschen vom Wetter ab. Bleibt es trüb, kann es länger dauern, lässt sich die Sonne blicken, geht es schneller. Dann wird es auch wieder eine Nachtöffnung geben, "sicher bis 22 Uhr". Die Bayreuther, sagt Aas, seien ja schon professionelle Wurz-Besucher. Die kennen sich aus. Bei der letzten Blüte "der Ur-Wurz", wie Aas sie nennt, waren rund 5000 Menschen in den ÖBG gekommen. Eine Blüte, die ungewöhnlich lange gedauert hatte, weil die Titanwurz normalerweise nur eine Nacht und einen Tag in ganze Pracht steht und stinkt.

In München hat sie schnell schlapp gemacht

Aas muss schmunzeln, wenn er an die jüngste Blüte einer Titanwurz in München denkt: "Die hat am gleichen Tag noch schlapp gemacht. Deshalb war in zwei Zeitungen ein Bild von unserer Wurz drin. Die hatten es scheinbar nicht geschafft, vor Ort zu kommen." Aber in solchen Fällen sehe er das als oberfränkische Entwicklungshilfe für schwächelnde oberbayerische Stinkwurze an.

Die Ur-Wurz spielt einen alten Baum

Was für die Besucher erstmals zu sehen sein wird: Die Blüte der einen und das Blattstadium der Ur-Wurz. "Das ist für uns absolutes Neuland. Nebeneinander habe ich selber das auch noch nicht gesehen", sagt Aas. Tatsächlich sieht das Blattstadium faszinierend aus: wie ein Baum, inzwischen rund vier Meter hoch. "Die Pflanze imitiert einen sehr alten Baum, dessen Stamm mit Flechten bedeckt ist." Damit sich keine Käfer in sie hineinbohren. "So steht sie schon seit zehn Monaten da", sagt Aas.   

So hat es im vergangenen Jahr angefangen

Fast 5000 Menschen an zwei Tagen

Das Ding steht wie eine Eins

Die Geschichte geht weiter: 2016 blüht die nächste Titanwurz

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