DLD: "Wir sind immer unserer Zeit voraus"

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DLD-Gründerin Steffi Czerny will Menschen die Angst vor der Digitalisierung nehmen. Foto: Burda Medien Foto: red

Künstler, Politiker, Designer, Gründer: Ihnen allen bietet der DLD Campus ein Forum. Die internationale Konferenz der digitalen Vorreiter ist am 12. Juli zum zweiten Mal zu Gast an der Universität Bayreuth. Warum das Thema Digitalität jeden angeht, erklärt DLD-Gründerin Steffi Czerny.

 
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Wer nimmt alles an einer DLD-Konferenz teil?

Steffi Czerny: Von Anfang an waren Unternehmen aus Amerika, Israel und den europäischen Nachbarländern dabei. Künstler, Investoren aus dem Silicon Valley und New York und Medienschaffende wie der Verleger Hubert Burda. Das Thema Digitalität betrifft nicht nur Wirtschaft und Technologie. Es betrifft alle in unserer Gesellschaft. Das wollten wir von Anfang an herausstellen. Und warum Künstler? Weil sie die Seismografen für gesellschaftliche Entwicklungen sind. Bis heute sind wir eine sehr ungewöhnliche Mischung an unterschiedlichen Digitalströmungen. Wir haben angefangen in München und machen inzwischen Konferenzen in New York, Tel Aviv und Brüssel und jetzt eben auch in Bayreuth und in Karlsruhe.

 

Was ist der besondere Reiz einer DLD-Konferenz?

Czerny: Wir sind immer unserer Zeit voraus. Ich kann ihnen ein Beispiel nennen: 2009 hatten wir einen jungen Mann, der über sein soziales Netzwerk gesprochen hat. Der junge Mann ist heute in aller Munde, er heißt Mark Zuckerberg. Er hatte, als er bei uns war, nur zwei Millionen User. Oder wir hatten vor einigen Jahren den Whatsapp Gründer hier, den damals kein Mensch kannte. Zwei Wochen später, nach dem DLD, hat er sein Unternehmen für 19 Milliarden Dollar an Facebook verkauft. Auch der Künstler Ai Weiwei war 2006 bei uns. Wir haben als Erste vor zehn Jahren über künstliche Intelligenz geredet. Inzwischen ist sie in aller Munde. Unsere Marktnähe, aber auch unsere Wissenschaftsnähe und unsere Politiknähe befähigen uns, Trends früher als andere zu erkennen.

 

Warum wählten Sie in diesem Jahr das Motto „reconquer“, was auf Deutsch zurückerobern bedeutet?

Czerny: Die meisten Leute haben inzwischen von dem Thema Digitalität gehört. Viele können damit aber nichts anfangen, weil es angstbesetzt ist. Das ist die Angst zurückzubleiben und nicht zu wissen, wie man damit umgehen soll. Das ist Angst vor dem Neuen, vor Innovationen, vor dem Wandel, der nicht nur die Gesellschaft betrifft, sondern jeden einzelnen. Angst erzeugt Unmut und Widerwillen. Die Menschen haben Angst, dass Traditionen verloren gehen und sich ihre gesellschaftliche Stellung auflöst. Ich rufe deshalb dazu auf, bei allem Fortschrittsglauben, bei allem Technologieoptimismus, die Werte, die unsere Gesellschaft ausmachen, zurückerobern. Denn nur so können wir dem großen Wandel, der uns bevorsteht, mit Zuversicht und Mut begegnen.

 

Der Facebook-Datenskandal führt doch zu einer zunehmenden Skepsis gegenüber der Digitalisierung. Birgt die Digitalisierung mehr Risiken als Chancen?

Czerny: Nur was man kennt, das kann man auch vorantreiben. Ich glaube, der gesellschaftliche Diskurs ist noch nicht ausreichend von oben nach unten durchgedrungen. Wir haben gerade als Medien die Pflicht, eine digitale Aufklärung zu betreiben. Nicht nur unseren Lehrern und Schülern, kulturellen Institutionen und Arbeitgeber müssen wir erklären, was auf sie zukommt. Der DLD will genau das Gespräch darüber anstoßen. Deshalb laden wir Protagonisten dieses gesellschaftlichen Wandels ein.

 

Warum sehen Sie in der Universität Bayreuth genau den passenden Ort dafür?

Czerny: Bayreuth hat eine renommierte Universität, mitten in der Provinz, aber mit einem hervorragenden internationalen Ruf. Sie hat eine sehr große Ausstrahlung durch ihre Studenten und ihren Lehrkörper. Warum müssen wir ins Silicon Valley fahren? Sind wir doch neugierig, wie so eine Universität mit dem Thema Digitalität umgeht. Ich finde, man kann nicht immer nur in den Metropolen der Welt zuhause sein. Man muss gerade in Deutschland, wo der Mittelstand eine so große Rolle spielt und zum Wohlstand beiträgt, in die Regionen gehen und die spannendsten Köpfe dorthin holen. Nur so können interdisziplinäre Vernetzung und ein positives Kennenlernen gelingen.

 

Bekommt denn eine Konferenz in Bayreuth die gleiche Aufmerksamkeit wie in New York?

Czerny: Inzwischen hat sich herumgesprochen, dass Deutschland nicht nur aus den Berlin, München, Hamburg und Frankfurt besteht. Innovation, zukunftsgetriebenes Denken findet auch auf regionaler Ebene statt, dort teilweise sogar vielmehr als in den Zentren. Deshalb hat Bayreuth auch gegenüber den vermeintlich attraktiveren Städten wie New York seinen eigenen Charme und seine eigene Zielgruppe.

 

Was können Sie denn schon über das Programm und die Sprecher dieses Jahres sagen?

Czerny: Wir sind dafür bekannt, dass wir immer sehr aktuell sind. Deshalb stellen wir unser finales Programm meistens erst relativ kurz vor der Veranstaltung fertig. Zu den Speakern bei DLD Campus in Bayreuth zählt in jedem Fall Dorothee Bär, Staatsministerin für Digitalisierung, und es haben auch Delegationen aus Israel, Rumänien, Serbien, Amerika und natürlich aus ganz Deutschalnd zugesagt. Mittelständische Unternehmen wie Rehau und adidas sind ebenfalls mit dabei. Ich freue mich darauf, dieser internationalen DLD-Community die Stärke der Bayreuther Universität und der dortigen Region zu zeigen. Es wäre schön, wenn der DLD Campus in Bayreuth eine Tradition würde. Vor allem für die Studenten, die Wissenschaftler und Unternehmen in und um Bayreuth.

 

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