Direktvermarktung mit Hühnermobil Abends geht es ab auf die Stange

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Markus und Tanta Strobl aus Heroldsreuth starten mit einem neuen Standbein auf ihrem Biobauernhof in Heroldsreuth: Sie haben jetzt ein Hühnermobil, mit dem sie in Direktvermarktung gehen. Das Foto zeigt (von links) die Tochter Anna sowie Markus und Tanja Strobl. Foto: Ralf Münch Quelle: Unbekannt

PEGNITZ/ HEROLDSREUTH. Caruso, Friedrich und Heinrich haben die 219 Hühner im Griff. Die drei Gockel halten eventuelles Gerangel in geordneten Bahnen. Ansonsten ist der ganze Trupp sehr entspannt, sagen Tanja und Markus Strobl. Sie betreiben in Heroldsreuth im Nebenerwerb einen Biobauernhof, jetzt wagen sie ein neues Standbein: das Hühnermobil. Ab September startet die Direktvermarktung der Eier.

 
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Kurz vor dem Ort steht das Hühnermobil links auf einer Wiese, die mit einem Elektrozaun abgegrenzt ist. Vor drei Wochen haben sie den Anhänger, der an der einen Seite eine Tür und eine kurze Treppe sowie an der Vorderseite mehrere Klappen hat, aus Bad Sooden bekommen. Die Hühner stammen von einem Biobetrieb bei Igensdorf.

Naturlandhof im Nebenerwerb

Die Strobls selber haben einen Naturlandhof, den Fichtlhof – so der Hausname. Eigentlich ist es ein Nebenerwerbsbetrieb. Markus Strobl ist in Vollzeit als Betriebshandwerker tätig, seine Frau als Erzieherin in einem Kindergarten. 2003 haben sie den Hof von Markus Strobls Eltern übernommen, 2015 auf Bio umgestellt. Sie haben Mutterkuhhaltung, Getreidevermarktung, Photovoltaik und verkaufen Enten und Gänse. Und nun eben das Hühnermobil.

Hühner schützen vor dem Habicht

Vor zwei Jahren war die Idee dazu entstanden, sagt Tanja Strobl. „Die Klappen am Mobil sind Astrouhr-gesteuert. Sie gehen um 10 Uhr auf und eine Stunde nach Sonnenuntergang wieder zu“, erklärt sie. Anfangs hätten sich die Hühner nicht rausgetraut, sind lieber durch die Tür und die Treppe runter. Auch nach zwei Wochen machen das noch einige. „Es braucht eben alles seine Zeit, sie lernen noch“, sagt sie. Auf dem Gelände waren anfangs auch zwei Ziegen, die die Hühnerschar vor Fuchs und Habicht beschützen sollen. Aber das hat die Hühner zu sehr aufgeregt, nun sollen die Ziegen erst später kommen. Abends bringt die ganze Familie – die beiden Söhne Yannick und Jonas sowie Nesthäkchen Anna gehören dazu – die Hühner ins Bett. Oder besser gesagt auf die Stange. „70 Prozent der Hühner müssen auf der Stange sitzen“, sagt Tanja Strobl. Das sei besser für die Hühnerfüße und natürlich sicherer. Und sie machen abends ganz leise Geräusche, richtig idyllisch sei das.

Nester sind mit Dinkelspelzen ausgelegt

Jetzt sind die Hühner 20 Wochen alt, müssen sich noch etwas eingewöhnen. Ab und zu legt schon mal ein Tier ein Ei, die Woche waren es erst mal elf insgesamt. Markus Strobl zeigt die mit Dinkelspelzen ausgelegten Nester auf der Rückseite des Mobils. Hier gehen die Hühner von innen aus rein und legen ihr Ei. Momentan liegen ein paar Gipseier darin, damit sie lernen, was sie machen sollen. „Hühner sind schlau“, sagt Tanja Strobl, „die lernen schnell.“ Und sie würden gerne in die Nester gehen, durch die Spelzen sind die ganz weich. Heute sind zwei Eier drin. Noch etwas klein, aber das wird noch.

40 Cent pro Ei

Im September wollen die Strobls mit der Direktvermarktung der Eier anfangen. Dann wird jedes Huhn täglich ein Ei legen. 40 Cent soll eines kosten. Der Bedarf wird da sein, sind sie sicher. Trotzdem sind sie natürlich auf Mundpropaganda angewiesen. Langfristig ist ein Hofladen geplant, die Räumlichkeiten sind auf dem Bauernhof schon da. „Wir wollen auch Kooperationen mit anderen Betrieben eingehen und deren Produkte bei uns anbieten“, sagt Tanja Strobl, die schon einen Direktvermarkterkurs gemacht hat, der sie durch ganz Bayern geführt hat. Sie hat noch viele Ideen. So schwebt ihr ein Erlebnisbauernhof vor. „Die Kinder sollen sehen, wo die Eier oder die Nudeln herkommen“, sagt sie. Sie will nämlich nicht nur die Eier selber verkaufen, sondern lässt aus ihnen auf einem Biohof in Igensdorf Nudeln machen.

Biologisches Futter

Wenn die Hühner nun die Fläche, auf der ihr Mobil steht, abgefressen haben, wird das Gefährt weitergezogen. Insgesamt 40 Hektar Fläche haben die Strobls, davon sind 20 Hektar Grünland. Für das Mobil braucht es nur einen Hektar. „Das reicht, dass die abgefressenen Flächen wieder nachwachsen können“, sagt Markus Strobl. Wenn man an der letzten Stelle der Weidefläche angekommen ist, kann man wieder vorne anfangen, wo inzwischen alles nachgewachsen ist. „Wir sind also völlig flexibel“, sagt Tanja Strobl. Zusätzlich bekommen die Hühner noch biologisches Futter: Weizenkörner, Mais, Erbsen und Bohnen. Die Fütterung übernimmt Töchterchen Anna (5).

Bezug zum Kunden ist wichtig

Tanja Strobl ist der Bezug zum Kunden wichtig. „Die Leute sollen sehen, wo die Eier herkommen“, sagt sie. Und man schmecke es, dass es Bioeier sind und nicht welche aus Massentierhaltung, die im Supermarkt angeboten werden. Auch das Gelb des Eidotters sei anders. „Ich bin ein kreativer Mensch“, sagt sie. Sie habe noch viele Ideen. Und da muss die ganze Familie mitmachen, sonst funktioniert das nicht. Aber das läuft.

Info: Der Fischlhof der Strobls besteht seit 1774, als der erste Strobl einheiratete. 2002 ist der Hof durch einen Blitzschlag abgebrannt und die Familie musste alles wieder aufbauen. Der Hof ist ein Mehrgenerationenhaus, die Eltern von Markus Strobl leben auch dort, auf dem Nachbaranwesen ein Bruder. Für das Hühnermobil haben sie 40 000 Euro investiert und haben dafür eine 25-prozentige Förderung vom Freistaat bekommen. „Das ist die teuerste Form der Hühnerhaltung, aber auch die beste“, ist Markus Strobl überzeugt. 

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