Trend zur zwanzigsten Uhr
In den 1950er Jahren kam die batteriebetriebene Armbanduhr auf den Markt, um 1970 die erste Quarzuhr. „Es wurden nie so viele Uhren produziert wie in den vergangenen 30 Jahren“, sagt der Vize-Chef des Deutschen Uhrenmuseums. „Es gab den Trend zur Zehnt-Uhr, oder sogar zur zwanzigsten Uhr, einfach weil sie so günstig waren. Das hat sich inzwischen abgenutzt.“
Mit dem Durchbruch des Smartphones begann nach Grafs Einschätzung so etwas wie der Niedergang der herkömmlichen Armbanduhr. „Sie wird mehr und mehr als Gegenstand aus unserem Alltag verschwinden“, glaubt er.
Statussymbole
Zwar erlebten Schweizer Luxusuhren in den vergangenen Jahrzehnten einen Boom als Statussymbole, jedoch scheint dieser eingedämmt. Die weltgrößte Uhrenmesse Baselworld wird ihre Ausstellungsfläche im März 2018 erstmals deutlich verkleinern, zahlreiche Hersteller haben ihr Kommen abgesagt. „Viele kaufkräftige Kunden, die sich früher über ihre Luxusuhr definiert haben, tragen heute ein Smartwatch, weil sie als moderner gilt“, meint Graf. Die Mini-Computer holen Apps des Smartphones ans Handgelenk und sammeln zum Beispiel Fitnessdaten.
Nach seiner Beobachtung löst sich die emotionale Bindung der Menschen zu Uhren auf. „Wir merken das auch an den Besucherzahlen“, berichtet der Vize-Chef des Uhrenmuseums in Furtwangen. In den Jahren 1992 bis 1995 kamen zwischen 120.000 und 140.000 Besucher jährlich, heute sind es noch 40.000 bis 50.000.
Umsatz stabil
Der Handelsverband Juweliere sieht dagegen nicht schwarz. Der Umsatz mit Uhren verlaufe 2017 stabil und habe bis September nur 0,3 Prozent unter dem Vorjahreswert gelegen, sagt Geschäftsführer Joachim Dünkelmann. „Zur Zeitanzeige braucht keiner mehr eine Armbanduhr“, räumt der Verbandschef ein.
Allerdings werden dem Verband zufolge jährlich immer noch etwa 3,7 Millionen Armbanduhren bundesweit verkauft, davon 45 Prozent an Männer, 44 Prozent an Frauen, der Rest sind Unisex- oder Kinderuhren. Dünkelmann sagt: „Viele Juweliere bieten Smartwatches an, das ist ein zusätzliches Geschäft.“