Die Wege über den Main auf dem Gartenschaugelände könnten unterschiedlicher nicht sein: Alte Sandsteinbrücke wird bis Ende Juni saniert Brücken der Gartenschau: Romantisch oder rosarot

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Die Sonne wird vom grünen Blätterdach weggefiltert. Aber nicht ganz. Wie goldene Tröpfchen glitzern die Strahlen, die durchkommen, auf dem Wasser des Roten Mains, der vorbeigurgelt. Der durchströmt unter der Sandsteinbrücke. Dort, nicht weit weg von der Hölzleinsmühle, unten am Ufer auf einem Stein zu hocken und dem Wasser zuzugucken, ist fast kitschig romantisch. Gut möglich, dass Johann Ludwig Tieck und sein Kumpel Wilhelm Heinrich Wackenroder dort schon gesessen haben, als sie die Romantik erfunden haben.

 
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1786 ist sie gebaut worden. Jetzt wird sie saniert. Immer noch saniert. Weil der Zahn der Zeit an ihr genagt hatte, dauert das auch ein bisschen länger als geplant.

Wie die beiden rosaroten Betonbrücken ist die 229 Jahre alte Sandsteinbogenbrücke ein wichtiger Bestandteil des Wegenetzes der Landesgartenschau. Wer vom Eingang Nord an der Eremitagestraße aus aufs Gelände geht, wird wahrscheinlich diese Brücke über den Main nehmen. Hinüber zur Jungen Gartenschau, zum Beispiel. Aktuell haben dort die Männer vom Bau das Sagen. Neuaufbau. Wie ein großer Bausatz ist der Aufbau der Brücke aufgelegt. Jeder Stein trägt eine weiße Nummerierung. Seinen Ausweis, damit man weiß, wo er 228 Jahre seinen Platz hatte, den er wieder bekommen soll.

Tüfteln bei jedem Stein

Trotzdem müssen die Arbeiter der Baufirma Dietz aus Weismain tüfteln. Bei jedem Stein. Damit er genau ausgerichtet ist, die Fugenbreite stimmt. „Stein für Stein ist die Brüstung abgetragen worden“, sagt Norbert Hübner, der Leiter des Tiefbauamtes der Stadt. „Auch die Flügelmauern auf der nordöstlichen Seite mussten abgebaut werden.“ Die Mauern, mit der die Brücke an der Böschung andockt, hätten abreißen und umfallen können, weil sich die Mauern gesenkt und verschoben hatten. Außerdem war bei früheren Sanierungen das falsche Fugenmaterial verwendet worden. Zementmörtel und Sandstein haben sich nicht vertragen. Viele Steine, sagt Martina Wolters, die beim Tiefbauamt für Brückenunterhalt und Deponiebau zuständig ist, „sind beschädigt. Sie werden ersetzt oder ausgebessert. Wir konnten aber überwiegend Steine verwenden, die wir aus dem Widerlager der Brücke gewonnen haben, weil sie dort nicht mehr gebraucht wurden“. 300 bis 500 Steine, schätzt Hübner, sind abgebaut worden und werden gerade wieder an ihren Platz gebracht. „Das entspricht einer Sandsteinfläche von 520 Quadratmetern, 720 Meter Fugen werden neu gemacht“, sagt Wolters.

Der Brücke steht unter Denkmalschutz, aber sie wird nach der Sanierung mehr aushalten als vorher: Die alte Fahrbahn wurde bis aufs Sandsteingewölbe – „den Sandsteinkämpfer“, wie Hübner es bezeichnet – abgetragen. „Darauf kam eine ordentliche Isolierung, eine Stahlbetonplatte und noch einmal eine Bitumen-Abdichtung. Was noch fehlt, ist das Pflaster“, sagt Hübner. Flossenbürger Granit, 20 auf 40 Zentimeter groß. „Farblich wird er gut zum Sandstein passen“, sagt Hübner. Die Brücke soll mindestens eine Tragkraft von zwölf Tonnen haben, „damit auch ein kleines Winterdienstfahrzeug drüber kann“, wie Hübner sagt. Weil die Brücke nach der Gartenschau ab Oktober 2016 ja wieder Teil des Radwegenetzes wird. Auch dort, wo die Brücke ständig mit Wasser in Kontakt ist, hat man dafür gesorgt, dass die Brücke nicht unterspült werden kann. Rund 270 000 Euro soll die Sanierung kosten, die noch bis Ende Juni dauern wird. „Wenn die Brücke fertig ist, wird sie gereinigt, damit sie auch wieder schön aussieht für die Gartenschau“, sagt Wolters.

Die neuen Brücken

Schön neu sind bereits die beiden 20 und 26 Meter langen Betonbalkenbrücken, die im vergangenen Herbst neu über den Main geschlagen wurden. Alexander Bölk, der Bauleiter des Berliner Landschaftsarchitekturbüros Hahn, Hertling von Hantelmann, sagt, die beiden Brücken seien farblich mit ihrem Rosa-Ton den Erdbetonverkleidungen der Kabinette angepasst. Sie seien so konstruiert, dass sie auch starkem Hochwasser und Treibgut des Mains standhalten. Das Gitter, auf dem die Besucher laufen, fördere nicht nur das romantische Erleben des Wassers, weil man es sehen und hören kann. „So kann das Wasser auch durchspülen, wenn Hochwasser ist“, sagt Bölk. Die Brüstung sei wegen der Radfahrer, die hier später fahren dürfen, 1,20 Meter hoch geworden.

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