Die Hemmschwelle ist niedrig
Und so geht das weiter. Roth kommt im Grunde kaum voran und die Pegnitzer Bundestagskandidatin Susanne Bauer, der Roth ja mit ihrem Besuch zur Hilfe eilt, steht immer in der zweiten Reihe. Die Runde um die wenigen Stände des Bayreuther Viktualienmarktes dauert eineinhalb Stunden. „Das passiert mir sonst mit keinem anderen“, sagt Tim Pargent, Stadtrat und Kreisvorsitzender der Grünen. „Auch mit keinem anderen Spitzenpolitiker.“ Die Bayreuther wollen Autogramme, ein Foto oder einfach mal Hallo sagen. Die Hemmschwelle ist niedrig, Bundestagsvizepräsidentin hin oder her. Roth wird angefasst, gedrückt, geherzt. Andere, vor allem jüngere, verdrehen sich die Hälse und kichern: „Schau mal, die Frau Roth.“
"Ooooma!"
Die streckt plötzlich ein Küchla zum Himmel, ruft „Ooooma!“. Seit Jahrzehnten habe sie dieses Gebäck nicht mehr gegessen, das die Oma früher auf dem Knie gemacht habe. Frauen bleiben stehen, erklären den Unterschied zwischen katholischen und evangelischen Küchla, die Diskussion ist in vollem Gange. „Es gibt nichts Besseres als ein Brot mit Honig“, sagt Roth später und irgendwann wird über den Sinn und Unsinn von Plastiktüten gesprochen und darüber, dass „regional“ nicht immer gut sei, „bio“ aber schon. „Die soll sich mal um was Anderes Gedanken machen“, sagt da einer hinter ihrem Rücken. Über die Überdüngung durch Maisanbau zum Beispiel. „Wir werden irgendwann verdursten, aber Hauptsache wir haben Biostrom.“
Zwei Kinder aus Aleppo
An Ende stellen sich zwei Kinder vor. Jamal und Scham, sieben und zehn Jahre alt. Die beiden kommen aus Aleppo, sind mit ihren Eltern und Geschwistern aus Syrien geflohen. Sie haben Angst, bald auf der Straße schlafen zu müssen, die Wohnung sei brüchig und die Eltern fänden keine neue. "Das wird nicht passieren", verspricht Roth und fragt die Kinder, ob sie eines Tages zurück nach Aleppo wollen, in die einst schöne und stolze Stadt, die auch Roth schon bereist habe. „Da ist doch Krieg“, sagt das Mädchen dann und Roth antwortet: „Ich glaube, das müsst ihr auch nicht. Jeder weiß doch, wie es dort aussieht.“