Die Obergrenze steht im Zentrum
Seehofer kämpft nicht nur an der Heimatfront, sondern auch in Berlin. Mit einer extrem geschwächten CSU in Koalitionsverhandlungen für ein Jamaika-Bündnis zu gehen, ist eine denkbar schlechte Voraussetzung. Ein Scheitern in Berlin, ein weiteres Aufweichen traditioneller CSU-Positionen kann sich Seehofer nicht leisten, will er seine Chance auf eine Kandidatur in Bayern 2018 bewahren.
Die Obergrenze, die Seehofer ultimativ einforderte, später aber wieder relativierte, steht im Zentrum der Überlegungen. Das im Grundgesetz Artikel 16a verankerte Asylrecht kennt keine Obergrenze. Allerdings gilt dies allein für politische Flüchtlinge. Bei Einreise über einen sicheren Drittstaat ist eine Anerkennung ausgeschlossen. Ein Großteil des von Kanzlerin Angela Merkel geduldeten Flüchtlingsstroms erfüllt diese Voraussetzungen nicht. Das hat viele Menschen zu Protestwählern gemacht.
Wird Söder seine Chance nutzen?
Söder hat oft auf diese Missstände hingewiesen, hat es aber nicht geschafft, die Partei auf klaren Kurs zu zwingen. Dazu braucht es die starke Kraft des Vorsitzenden, was in diesem Fall wegen der persönlichen Animositäten mit besonderer Problematik behaftet ist.
Wie auch immer: Söders Stunde scheint gekommen. Wird er sie nutzen? Oder mangelt es ihm doch an integrativen Kapazitäten? Die CSU spielt hohes Risiko. Das Eifern nach rechts ist für die Partei gefährlich. Wenn sie in der Mitte verliert und rechte Wähler lieber bei der AfD bleiben, dann ist der Traum vom neuen Aufstieg endgültig dahin.