Ehrenamtlich
Michelsen betreut eine von rund 500 automatischen DWD-Messstationen in Deutschland. Einige von ihnen stehen auf privatem Grund und werden auch von Privatpersonen betreut. „Meistens machen das Rentner“, sagt DWD-Meteorologe Christian Ehmann. Sie bekommen vorher eine genaue Einweisung und danach regelmäßig Schulungen. „Sie machen das ehrenamtlich. Aber es gibt eine kleine Pauschale als Aufwandsentschädigung.“ Ehrenamtliche Beobachter werden außerdem permanent gesucht; allein für Bayern listet der DWD dafür aktuell mehr als 50 verschiedene Orte auf.
Im Hitzesommer 2015 ist Magdalena Michelsens kleiner Garten berühmt geworden. „Am Anfang war es mir gar nicht, bewusst, dass es schon so heiß war. Dann habe ich es im Radio gehört und habe mal nachgeschaut“, erinnert sie sich. Schon kurz danach stand das Telefon nicht mehr still. Am nächsten Tag gaben sich die Journalisten die Klinke in die Hand. „Von früh bis spät abends habe ich ihnen die Wetterstation gezeigt und Interviews gegeben.“
Die Hitze lockt
Die hohen Temperaturen findet auch Oberbürgermeister Siegfried Müller gut. „Wir sind stolz drauf, auch wenn es natürlich schlecht für Landwirte und Gärtner ist.“ Aber die Stadt sei seit dem Hitzerekord bekannter geworden. Die Übernachtungszahlen steigen stetig. „Wir locken sonst mit Main, Wein und Kultur. Heißeste Stadt Deutschlands zu sein, ist nun noch das i-Tüpfelchen.“
Aus Oma Magdalena ist längst die „Wetterfee“ Kitzingens geworden. „Sogar meine Ärztin begrüßt mich oft so“, erzählt die 84-Jährige mit einem Lächeln. Warum aber ausgerechnet aus ihrem Garten immer wieder Höchsttemperaturen gemeldet werden, weiß sie nicht.
Klimaexperten wissen mehr
Klimaexperten dagegen schon: Zum einen liegt Kitzingen rund 200 Meter über dem Meeresspiegel tief in einem Kessel, in dem sich schnell die Hitze sammelt. Zum anderen wird kühler Wind aus dem Westen durch eine Bebauung im Westen der Stadt gestoppt. Eine weitere Erklärung ist, dass es zwar in anderen Regionen im Südwesten Deutschlands durchaus heißere Temperaturen gibt. Ausgerechnet dort entsprechen aber die Messstationen nicht den Anforderungen an offizielle Messtemperaturen. Die Station von Oma Magdalena tut das dagegen.
Am Mittag meldet der kleine graue Computer 30,3 Grad Celsius. Für diesen Donnerstag hat der Deutsche Wetterdienst die höchsten Temperaturen der Woche angekündigt. Michelsen freut sich schon darauf. Sie würde gern noch ein paar Hitzerekorde knacken. „Ich denke schon, dass wir dieses Jahr noch mehrmals die heißeste Station sind.“