Und den Einsparungen, die die Stadt Gefrees hat, weil keine zusätzlichen Räume entstehen müssen, stehen auch unnötige Kosten gegenüber: für drei Planungen, die für den Papierkorb waren. Wie viel die Stadt dafür seit 2013 ausgeben musste, mochte Schlegel nicht sagen. Man greift aber sicher nicht zu hoch, wenn man sie im mittleren bis hohen fünfstelligen Eurobereich ansetzt.
Niedergang einer Schulform: Hauptursache für den Niedergang der Gefreeser Mittelschule ist, neben den zurückgegangenen Kinderzahlen insgesamt, das Übertrittsverhalten. In Gefrees lag die Quote zuletzt bei 65 Prozent, so Bürgermeister Harald Schlegel. Heißt: Nach der vierten Klasse gehen zwei Drittel der Gefreeser Kinder auf Realschule oder Gymnasium. In Gefreeser Familien kamen letztes Jahr 30 Kinder zur Welt, im Jahr zuvor sogar nur 20. Legt man die beiden Zahlen übereinander, ist erkennbar, dass es auch in Zukunft kaum für eine Mittelschulklasse reichen würde. Das Problem existiert nicht nur in Gefrees. In Bindlach liege die Übertrittsquote bei 80 Prozent, weiß Schlegel. Der Bürgermeister respektiert den Wunsch der Eltern, die häufig hinter dem ambitionierten Übertrittsverhalten steht: „Eltern wollen nur das Beste für ihr Kind, das ist klar.“ Aber die Frage sei, ob es dann wirklich das Beste sei, wenn ein Kind am Gymnasium krachend scheitert und sich dann ohne Netz und doppelten Boden in den hinteren Rängen der Mittelschule wiederfinde.
Die Kombiklassen: Im nächsten Schuljahr gibt es an der Grundschule drei Kombiklassen 1./2. Klasse mit 67 Kindern. Als etwa 22 Kinder je Kombiklasse. Theoretisch hätte man auch vier jahrgangsreine Klassen bilden können, denn die Klassenmindestgröße an der Grundschule ist 13 Kinder. Hier kommt Verschwörungstheorie Nummer Zwei ins Spiel: Will sich der Staat einen Lehrer in Gefrees sparen? Werner Lutz hat früher selbst in Gefrees unterrichtet, heute ist er Schulrat im Schulamt Bayreuth. Lutz spricht nicht von Lehrern sondern von Lehrerstunden. Die durchschnittliche Grundschulkassengröße in Bayern liege bei 21 Schülern, was der Größe der Gefreeser Kombiklassen entspricht. Zur Verfügbarkeit von Lehrern sagt er: „Wir können vernünftig versorgen, aber wir können uns keinen Luxus erlauben.“ Für das Kombiklassenmodell spreche die Kontinuität. Kombiklassen 1./2. gab es auch schon im vergangenen Schuljahr in Gefrees. Und das Kobiklassenmodell vermeide, dass es im einen Jahr sehr große und im nächsten Jahr sehr kleine jahrgangsreine Klassen gebe. Und je Kombiklasse gebe es drei Lehrerstunden je Woche zusätzlich für Differenzierungsunterricht. Für Schulleiter Ulrich Zahn wäre der ideale Schlüssel: drei Lehrer für zwei Kombiklassen.
So geht es weiter mit der Schulzusammenlegung/-umzug: Die Tatsache, dass kein Anbau mehr nötig ist sondern nur Umbauten, vereinfacht die nun vierte Planung für das Projekt. Eine andere Tatsache macht sie komplizierter: Das Vergaberecht hat sich geändert, die Stadt kann nicht einfach den schon eingearbeiteten Architekten beauftragen, der die bisherigen Pläne gemacht hat, sondern muss einen Teil der Architektenleistungen ausschreiben. Bürgermeister Harald Schlegel hat eigentlich nur noch einen Wunsch: „Ich möchte in meiner Amtszeit (endet 2020) noch den Baubeginn erleben.“ Und Jessica Wolfrum vom Elternbeirat sagt: „Wir als Eltern verstehen überhaupt nicht, dass das so rausgezögert wird. Dass vier Jahre vergehen, hätten wir zu Beginn niemals erwartet.“