Die Bezirksliga Ost vor dem Start: Aufsteiger Kickers Selb der Topfavorit

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Fußball 5. Spieltag Landesliga Nordost Saison 2017-2018SpVgg Bayreuth II gegen FSV BayreuthSpVgg Bayreuth II Spieler Nr.: 17 Hannes Küffner linksFSV Bayreuth Spieler Nr.: 7 Guido Menzel rechtsFotograf Peter Kolb Foto: Peter Kolb Pressefotograf Heinrich von Kleist Strasse 52 95447 Bayreuth Mobil: 0175/5271390 Mail: Fotograf.Kolb@gmx.de Spark. B

FUßBALL. Bei den sechs Bezirksliga-Mannschaften aus Bayreuth Stadt und Land herrscht weitgehende Einigkeit darüber, wer die Favoritenbürde in der neuen Saison zu schultern hat. Überraschenderweise trauen die meisten Befragten einem relativ unbekannten Aufsteiger am meisten zu: Kickers Selb. Der Fusionsverein aus der Porzellanstadt, der einen mit ehemaligen Landesliga- und Bayernliga-Spielern gespickten Kader unterhält, geht nach Ansicht von fünf Vereinen aus der Region als Topfavorit in die neue und aus Bayreuther Sicht so attraktive Serie – noch vor dem Vizemeister BSC Bayreuth-Saas.

 
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Dass aber auch den Lerchenbühlern wieder einiges zuzutrauen ist, deutet alleine schon der im Vergleich zum Vorjahr deutlich angewachsene Kader an. Zwei Abgängen stehen zwölf Neuzugänge gegenüber. Wobei Masse auch Klasse bedeute, wie der Saaser Spielleiter Martin Scholti anmerkt. „Ich traue einigen Neuzugängen den sofortigen Sprung in unsere Bezirksliga-Mannschaft zu.“ Nicht von ungefähr formuliert er das eigene Saisonziel durchaus selbstbewusst: „Besser als in der letzten Saison.“ Wobei auch Scholti glaubt, dass der Titel nur über den Aufsteiger aus Selb führt: „Die haben einen Kader, der auch weit höheren Ansprüchen genügt.“

Bescheidenere Ziele als im Lerchenbühl verfolgt man bei den Bayreuther Stadtrivalen, beide aus der Landesliga abgestiegen. „Unser Kader bleibt im Großen und Ganzen zusammen, wobei aber die Zusammenarbeit mit der ersten Mannschaft intensiviert werden soll“, sagt Michael Regn, der Trainer der SpVgg Bayreuth II, und deutet damit an, dass weit mehr Spieler aus dem aktuell 24-köpfigen Kader der Regionalliga-Mannschaft in der Zweiten eingesetzt werden könnten als in der jüngeren Vergangenheit. Dennoch, so sagt der Coach der Gelb-Schwarzen, wolle man erst einmal in der Bezirksliga ankommen und sich hier etablieren.

Fluktuation beim FSV Bayreuth

Einen Umbruch gab es beim FSV Bayreuth. Viele Leistungsträger, darunter Alexander Koßmann und Oliver Leykauf (Karriereende), sowie Lorenz Röthlingshöfer, der zur SpVgg Selbitz wechselte, und Torhüter Marco Petrovic, der sich zum Kreisligisten TSV St. Johannis Bayreuth veränderte, sind nicht mehr dabei. Dafür hat Claudio Eismann, der neue Coach der Prellmühler, viele junge Akteure dazubekommen. Alleine acht Nachwuchskräfte kommen aus der eigenen A-Jugend. Das Projekt „Jugend forscht“ ist zweifelsohne eine Herausforderung, die durch die schweren Verletzungen von Marc Kellner und Dominik Ziegler noch größer geworden ist. Beide Routiniers stehen aufgrund jüngst erlittener Kreuzbandrisse frühestens in der Rückrunde wieder zur Verfügung. „Ich weiß, dass es eine richtig schwere Saison wird und der Sprung für unsere Jungen in die Bezirksliga groß ist“, sagt Claudio Eismann, „dennoch bin ich sehr optimistisch. Und das schon aufgrund unserer Trainingseinheiten. Ich habe immer zwischen 18 und 25 Mann da. Und alle ziehen voll mit.“

Thomas Kaufmann als Trainer zum SV Kulmain

Auf Kontinuität setzt man indes beim TSV Kirchenlaibach. Dort hat sich nur der langjährige Spielertrainer Thomas Kaufmann verändert, der in den zurückliegenden Spielzeiten ohnehin nur noch sporadisch seine Stiefel geschnürt hatte. Der 39-Jährige wechselte zum oberpfälzer Bezirksligisten SV Kulmain. Ansonsten durfte Trainer Sebastian Höreth viele junge Spieler in seinem Kader willkommen heißen, darunter alleine sechs Spieler, die aus verschiedenen A-Jugend-Mannschaften kommen. Dass sich die Kirchenlaibacher mit Rudi Weber, ehemaliger U19-Trainer des FSV Bayreuth und langjähriger Nachwuchscoach der JFG Fichtelgebirge, einen ausgewiesenen Fachmann in puncto Jugendarbeit als Co-Trainer mit ins Boot geholt haben, ist deshalb ein kluger Schachzug.

Toptorjäger Heißenstein pausiert

In Mistelbach nimmt man die neue Saison mit einer Portion Skepsis in Angriff. Und die ist wohl begründet. Mit Daniel Heißenstein und André Sippl verloren die Mistelbacher ihre beiden Toptorschützen der zurückliegenden Saison. Heißenstein traf 29 Mal ins Schwarze, Sippl 13 Mal. Während sich Letzterer zur SpVgg Selbitz in die Landesliga verabschiedete, legt Daniel Heißenstein eine Pause ein. Er habe ihm selbst dazu geraten, sagt Trainer Markus Taschner. „Schweren Herzens“, wie er bekennt. „Aber die Gesundheit geht einfach vor. Er hat ja seit Jahren immense Knieprobleme und sich dank seiner tadellosen Einstellung immer wieder durchgebissen. Ich habe ihm gesagt, er solle doch einmal an sich denken, denn Weltmeister wird er nicht mehr.“ Einen adäquaten Ersatz für seinen nach Oberpreuschwitz abgewanderten Stammtorhüter Daniel Freiberger hat der TSV-Coach in Harry Friedrich vom SV Mistelgau gefunden. „Trotz seiner erst 24 Jahre verfügt er schon über eine Menge Erfahrung, und zudem ist er topmotiviert“, lobt Taschner seinen neuen Rückhalt.

Sicherlich nicht verstecken in der neuen Saison braucht sich der SV Bavaria Waischenfeld. Die Mannschaft von Trainer Sebastian Ott setzt auch in der Bezirksliga auf eine stabile Defensive um Abwehrchef Johannes Schatz, die in der zurückliegenden Saison nur 19 Gegentreffer zuließ und somit Garant der letztlich souveränen Meisterschaft war. Verstärkungen aus unteren Klassen und dem Nachwuchsbereich sollen dazu beitragen, den Klassenerhalt zu sichern. Ein erster Gradmesser wird zweifelsohne das erste Punktspiel sein. Dies bestreiten die Waischenfelder am 20. Juli beim Vizemeister Bayreuth-Saas.

Kickers Selb: "Andere Mannschaften in der Favoritenrolle."

Konfrontiert man Stefan Specht, den Abteilungsleiter Fußball bei den Kickers Selb, mit der seiner Mannschaft zugedachten Favoritenrolle, stapelt dieser erst einmal tief. „Ich höre das nicht zum ersten Mal, aber für mich kommen da zunächst die Mannschaften, die auch in der vergangenen Serie vorne standen, also der BSC Bayreuth-Saas oder der SSV Kasendorf.“ Er selbst wolle mit seiner Mannschaft „in der Liga ankommen“. Den von vielen Konkurrenten prophezeiten Durchmarsch von der A-Klasse bis in die Landesliga hält er für unwahrscheinlich. Trainer Jakob Schleicher, dessen Firma für Grillzubehör einer der beiden Hauptsponsoren der Kickers ist, bekräftigt dies. „Wir haben eine gute Mannschaft, keine Frage, aber der erneute Aufstieg ist kein Thema. Wir haben nach jedem Aufstieg immer das Saisonziel ’einstelliger Tabellenplatz’ ausgegeben. Und so ist es auch diesmal“, sagt der 47-jährige Coach, peilt aber die Landesliga zumindest als mittelfristiges Ziel an. 40 Jahre nachdem der FC Selb, einer der Vorgängervereine der Kickers, in der Landesliga gespielt habe, sei es Zeit, dass „in Selb endlich wieder richtiger Fußball“ geboten werde. Dazu haben die Kickers ihren ohnehin recht gut besetzten Kader noch einmal verstärkt. Unter anderem wechselten mit dem Ex-Altstädter Kaan Gezer und Martin Damroth zwei Leistungsträger des Landesligisten SpVgg Selbitz in die Porzellanstadt. „Mein Ziel ist es, die vielen guten Fußballer, die es in Selb immer gegeben hat und auch noch gibt, hier zu halten und nicht an höherklassige umliegende Vereine wie Bayern Hof zu verlieren.“

Im Überblick

BSC Bayreuth-Saas

Zugänge: Jaime Attinger (eigene U19), Matthias Dames (ASV Marktschorgast), Florian Dörfler (TSV Bindlach), Kevin Eckert (SC Kühlenfels), Felix Edelmann (SpVgg Selbitz), Nicolai Kühnlein (SV Schreez), Tobias Obwandner, Alexander Röbel (beide ASV Nemmersdorf), Stephan Otto (ASV Pegnitz), Tobias Reichenberger (SV Lorenzreuth), Philipp Schulte (USC Bayreuth), Marco Zimmer (SC Hummeltal).

Abgänge: Jens Jungwirth (TSV Mistelbach), Johannes Eberlein (SV Mistelgau).

Trainer: Frank Weith (wie bisher).

Saisonziel: Besser als letzte Saison.

Meisterschaftsfavorit: Kickers Selb.

Erste Spiele: Bavaria Waischenfeld (H), VfR Katschenreuth (A), TSV Mistelbach (H), SV Poppenreuth (A).

FSV Bayreuth

Zugänge: Yannick Kellner (TSV St. Johannis Bayreuth), Christopher Hechl (Putzbrunner SV), Nick D’Addona (JFG Kötztal), Patrick Moyrer (SpVgg Bayreuth, U19), Manuel Schatz (ATS Kulmbach), Oskar Altenberg (Belgien), Max Degele, Luca Kasel, Yannick Lunk, Julian Ollet, Hannes Schreiber, Marcel Solfrank, Mert Tekelioglu, Sven Timpel (alle eigene U19).

Abgänge: Alexander Koßmann, Oliver Leykauf (Karriereende), Marco Petrovic (TSV St. Johannis Bayreuth), Lorenz Röthlingshöfer, Frederik Schmidt-Hofmann (TSV St. Johannis Bayreuth), Christopher Schwarzer (Eintracht Bayreuth), Ari Mert, Manuel Eisele, Fabian Eberle (alle Ziel unbekannt).

Trainer: Claudio Eismann (SV Mistelgau) für Jörg Pötzinger (pausiert).

Saisonziel: Einstelliger Tabellenplatz.

Meisterschaftsfavorit: Kickers Selb, BSC Bayreuth-Saas, SSV Kasendorf.

Erste Spiele: ATS Kulmbach (A), FC Eintracht Münchberg (H), Bavaria Waischenfeld (H), VfR Katschenreuth (A).

SpVgg Bayreuth II

Zugänge: Tjark Gerull (SV Poppenreuth), Manuel Rach, Matteo Kolb, Fabian Scheidler, Alexander Ochs (eigene U19).

Abgänge: Nino Müller (ATS Kulmbach), Oliver Danzer (SC Eschenbach).

Trainer: Michael Regn (wie bisher).

Saisonziel: In der Liga ankommen.

Meisterschaftsfavorit: Kickers Selb.

Erste Spiele: FC Eintracht Münchberg (A), FC Tirschenreuth (H), Kickers Selb (A), SpVgg Oberkotzau (H).

TSV Kirchenlaibach

Zugänge: Bastian Zapf (FSV Bayreuth, U19), Tom Niebisch (SpVgg Weiden, U19), Johannes Kopp (JFG Haidenaabtal, U19), Sebastian Riedel (FC Creußen), Maximilian Schreiber (FSV Schnabelwaid), Maximilian Popp, Lukas Tischhöfer, Janik Gebhardt (eigene U19).

Abgänge: Thomas Kaufmann (Trainer SV Kulmain).

Trainer: Sebastian Höreth (wie bisher), Co-Trainer: Rudi Weber (FSV Bayreuth, U19).

Saisonziel: Einstelliger Tabellenplatz.

Meisterschaftsfavorit: BSC Bayreuth-Saas.

Erste Spiele: VfR Katschenreuth (H), TSV Mistelbach (A), SV Poppenreuth (H), TSV Thiersheim (A).

TSV Mistelbach

Zugänge: Lukas Mader, Harry Friedrich (beide SV Mistelgau), Pascal Neukam (SSV Warmensteinach), Patrick Held (SC Hummeltal), Jens Jungwirth (BSC Bayreuth-Saas), Anton Habla, Hannes Brendel (beide eigene U19).

Abgänge: Daniel Freiberger (ASV Oberpreuschwitz), Flavio Vogel (TSV Neudrossenfeld II), Andre Sippl (SpVgg Selbitz), Daniel Heißenstein (pausiert).

Trainer: Markus Taschner (wie bisher).

Saisonziel: Klassenerhalt.

Meisterschaftsfavorit: Kickers Selb, BSC Bayreuth-Saas.

Erste Spiele: SSV Kasendorf (A), TSV Kirchenlaibach (H), BSC Bayreuth-Saas (A), ATS Kulmbach (H).

SV Bavaria Waischenfeld

Zugänge: Yannick Eckert (eigene Jugend), Stefan Wolf (eigene Jugend), Aaron Bayer (SpVgg Bayreuth, U19), Sebastian Weiß (FSV Freienfels/Krögelstein), Marco Wilde (SV Weidenberg), Manuel Adelhardt (BSV Schönfeld).

Abgänge: Johannes Schmitt (ASV Aufseß), Tobias Heumann (TSV Obernsees).

Trainer: Sebastian Ott (wie bisher).

Saisonziel: Klassenerhalt.

Meisterschaftsfavoriten: Kickers Selb, BSC Bayreuth-Saas.

Erste Spiele: BSC Bayreuth-Saas (A), ATS Kulmbach (H), FSV Bayreuth (A), FC Eintracht Münchberg (H).

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