Deutsche Riesen leiden Hasenzüchter aus Leidenschaft

Von Dieter Jenß

FREIAHORN. Die aktuelle Hitzewelle geht an den Zuchtkaninchen der Rasse „Deutsche Riesen Wildfarbig“ – so der offizielle Name – von Adam Polster nicht spurlos vorbei. Das macht sich auch bei ihrem Gewicht bemerkbar.

 
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„Sie leiden, ebenso wie meine vielen Blumen, unter den hohen Temperaturen“, sagt der Freiahorner. Und so haben die 50 Lieblingstiere im Stall des leidenschaftlichen Züchters gegenüber dem Vorjahr rund ein Kilogramm abgenommen. „Sie fressen derzeit einfach weniger“, so der 77-Jährige, der seit genau 60 Jahren die Zucht betreibt. Das gilt für alle Nahrungsangebote – von Gerste und Weizen bis zum Spezialpressfutter für Kaninchen und Kohlrabi.

Ideale Freizeitgestaltung

Es ist ein Hobby, das ihm auch nach vielen Jahren viel Spaß macht. Der Umgang mit Tieren sowie deren Hege, Pflege und artgerechte Haltung bedeuten für Adam Polster eine ideale Freizeitgestaltung. Dabei seien allerdings Ausdauer und Einsatzbereitschaft gefragt, täglich mindestens eineinhalb Stunden.

Mit seinen Tieren ist Polster auch seit Jahrzehnten erfolgreich bei Ausstellungen, ob auf Vereins-, Kreisverbands- und Landesebene, unterwegs. Erfahrung und züchterische Kenntnisse bilden den Grundpfeiler für die Teilnahme an solchen Schauveranstaltungen. Begonnen hat alles im Alter von 17 Jahren. Der in Oberailsfeld im Gasthaus zur alten Mühle aufgewachsene Züchter bekam von seinem Großonkel den ersten Hasen geschenkt.

Riesengeschenk Zuchtkaninchen

Für ihn war dies ein Riesengeschenk. Denn das trächtige Zuchtkaninchen kostete damals 35 Mark. Im Vergleich dazu verdiente er als Maurerlehrling 20 Mark im Monat. Danach nahm die Sache mit der Zucht einen fast logischen Verlauf. Nach der Heirat mit seiner Frau Anna zog der Polster in das landwirtschaftliche Anwesen der Eltern seiner Braut.

Auch Taubenzucht als Leidenschaft

Mit der Kaninchenzucht allein war es für Adam Polster aber nicht getan. Denn er hatte bereits in Oberailsfeld Freude auch an Zuchttauben gefunden und bereits damals schon Preise eingefahren, sogar in Nürnberg. Jahrzehntelang sah man auf dem Anwesen in Freiahorn viele Taubenschläge. Bis zu 500 Tauben der Rasse „King“ hatten Einzug auf dem Hof gehalten. Vor rund zehn Jahren musste er die Taubenzucht auf Anraten eines HNO-Arztes krankheitsbedingt aufgeben.

Herzinfarkt vor vier Jahren

Vereinsmäßig zu Hause ist Adam Polster beim Kleintierzuchtverein Mistelgau. Dort ist sein Sohn Lorenz auch Schriftführer und managt für den Vater per Internet die Verkäufe der Zuchtkaninchen, die nicht nur Abnehmer in Deutschland, sondern auch in Frankreich oder Tschechien finden. Die Käufer werden auf Grund der Ausstellungskataloge auf die Besitzer aufmerksam, so Adam Polster. Seit seinem Herzinfarkt vor vier Jahren unternimmt er auch nicht mehr so weite Reise zu Ausstellung, so wie früher nach Karlsruhe oder Kassel. Dabei heimste er viele Preise ein. In Straubing wurde einer seiner Rammler – das männliche Tier bei den Hasen – als Bester in Bayern ausgezeichnet.

Sohn Lorenz als Jugendmeister

In früheren Jahren waren neben Ehefrau Anna auch seine Kinder oft dabei. Sohn Lorenz fuhr dabei auch den Titel eines Jugendmeisters mit ein. Wie überhaupt der Ankauf von neuen Rammler und Häsinen zur Blutauffrischung in einer Zucht sehr wichtig ist. Beweise der erfolgreichen Zuchtarbeit von Adam Polster finden sich unter anderen in der große Vitrine im Wohnzimmer. In den 1980-er Jahren hatte er rund 100 Deutsche Riesen Wildfarbig.

Ungefähr 50 Zuchthasen zur Zeit

Derzeit befinden sich 50 Zuchthasen in seinen Stallungen, die alle bestens mit Wasser, Stroh und Heu und Futter ausgestattet sind. Wichtig ist, dass die Tiere nicht nur Heu fressen, um das richtige Gewicht für Ausstellungen von acht bis neun Kilogramm auf die Waage zu bringen. Ein schwieriges Pflaster ist die Bewertung durch Preisrichter, die allerdings auch einen schweren Stand hätten.

Die Regel: 96 von 100 Punkten

Seine Tiere erreichen in der Regel 96 bis 97 von 100 Punkten und sind stets vorne platziert. Etwas Glück gehöre natürlich auch dazu, so Adam Polster, denn bei Schauen kommt es auf Kleinigkeiten an. Bewertet wird dabei neben Gewicht, die Körperform, Typ und Bau, das Fellhaar bis zum Pflegezustand. Stolz macht dem fünffachen Vater neben seiner Zuchtarbeit vor allem, dass er allen Kindern beim Bau ihrer Häuser als Maurer helfen konnte.

Schild als Geburtstagsgeschenk

Riesig gefreut hatte er sich über das handgeschnitzte großes Schild, das am Eingang zu den Stallungen hängt mit der Aufschrift der Zuchtrasse und seinem Namen. Das hat er als Geburtstagsgeschenk erhalten.

Die Riesen unter den Hasen

Die Geschichte der Deutschen Riesen begann im belgischen Flandern. Durch Selektion wurden die damals noch mit weißen Abzeichen auf der Brust versehenen Tiere auf Größe gezüchtet. In den 1880-er und 1890-er Jahren importierte man die zwischen vier und fünf Kilogramm schweren Tiere nach Deutschland. Innerhalb von zwei Jahrzehnten gelang es, das Gewicht der Riesen auf acht bis neun Kilo zu steigern. Außerdem wurden einfarbige Fellfarben gezüchtet.

Manche wogen über 13 Kilogramm

Es gibt Riesenkaninchen, die über 13 Kilogramm wogen. In der deutschen Standardzucht wurde das Gewicht 2012 auf 11,5 Kilogramm begrenzt. Das Mindestgewicht für die volle Punktzahl bei Wertungen liegt bei sieben Kilo. Außerdem wird bei diesem Gewicht eine Körperlänge von mindestens 72 Zentimetern verlangt, die sich bei schwereren Tieren entsprechend vergrößern soll.

Größte Kaninchenrasse

Die Deutschen Riesen sind die größte Kaninchenrasse, die es gibt. Ihre Züchtung ist eine große Herausforderung, auch, weil dazu eine Stallanlage mit ausreichend großen Boxen angeboten werden muss. Auch die Fütterung dieser Tiere ist sehr anspruchsvoll. Die Deutschen Riesen sind bei Rassekaninchenzüchtern in Deutschland eine beliebte Rasse. Die Folge: Bei der Teilnahme an großen Schauen muss man sich auch einer großen Konkurrenz stellen.

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